Gewerbetreibende mahnen Maßnahmen zur Verbesserung der Parksituation an

Die Gewerbetreibenden der Hauptstraße sind unglücklich mit den Auswirkungen der Verkehrsdrehung und mahnen Verbesserungen an.

Foto: Scholl

Königstein (gs) – In der vergangenen Woche wandten sich die Königsteiner Gewerbetreibenden mit einem Brandbrief an die Öffentlichkeit – der Vorstand des HGK (Handwerk und Gewerbe in Königstein e.V.), so war daraus zu entnehmen, habe in seiner letzten Sitzung alarmierende Zeichen aus den Reihen der Ladenbesitzer wahrgenommen.

Hohe Umsatzeinbußen

Gespräche mit Geschäftsinhaberinnen und -inhabern hätten ergeben, dass aktuell die meisten Händlerinnen und Händler rund um die Hauptstraße mit großen Umsatzeinbußen zu kämpfen hätten – die Rede ist von bis zu 70 % Umsatzrückgang in den vergangenen drei Monaten, was schlimmer sei, als zu Zeiten der Geschäftsschließungen während der Coronapandemie. Mehr als bedrohlich sei dies und wenn nichts unternommen werde, so die Worte des HGK, drohe vielen Geschäften bis Ende des Jahres die Schließung. Seitens der Stadt, so wurde angemerkt, müsse man jetzt alles unternehmen, damit Königstein kein dramatisches Geschäftssterben am Ende des Jahres erleben muss. Ohne attraktive Läden in der Innenstadt werde diese veröden und unattraktiv für auswärtige Besucher werden.

Verkehrsdrehung als Auslöser

Als eines der großen Probleme haben die Verantwortlichen und auch die Mitglieder des HGK die Verkehrsdrehung in der Georg-Pingler-Straße ausgemacht. Seit nunmehr 25. April führt die Stadt Königstein einen Verkehrsversuch rund um die Konrad-Adenauer-Straße durch, der eine (mögliche) dauerhafte Verkehrsführung simulieren soll. Im Zuge der „Verkehrsdrehung“ wird zum einen getestet, wie sich die Verkehrsflüsse aufgrund der „Drehung“ verändern. Auf der anderen Seite soll durch die Veränderungen die Aufenthaltsqualität im Bereich der Außengastronomie in der Georg-Pingler-Straße und des Kapuzinerplatzes erhöht werden. Fakt ist: Die Autofahrer mussten sich komplett umgewöhnen. Nicht nur die geänderten Ein- und Ausfahrtswege auf den Parkplatz Stadtmitte müssen beachtet werden, sondern es sind darüber hinaus zahlreiche Kurzzeitparkplätze am Rande der Georg-Pingler-Straße und in der Adelheidstraße weggefallen, die von den Kunden schmerzlich vermisst werden. Auf der angesprochenen HGK-Sitzung wurde die Forderung laut, den Verkehrsversuch so schnell wie möglich abzubrechen, da die damit verbundenen Veränderungen die Kundinnen und Kunden überforderten. Zu bedenken sei, dass viele Kundinnen und Kunden bereits älter seien und entsprechend ablehnend auf derart starke Veränderungen reagierten. „Etliche Kunden suchen keine Parkalternativen in Königstein – es wird einfach die Stadt gewechselt“, ist ein Satz, der die Situation recht gut beschreibt.

Alternativen vor Versuchsbeginn fehlten

In der Sitzung wurde die Meinung vertreten, dass bereits vor dem Start des Verkehrsversuches alternative Parkplätze hätten geschaffen werden müssen, um die 21 nun fehlenden (Kurzzeit-) Parkplätze zu ersetzen. Mit einer entsprechenden Vorabinformation, so wurde angemerkt, hätten sich die Kundinnen und Kunden im Vorfeld bereits mit den geänderten Gegebenheiten vertraut machen können. Besonders die Schrägparkplätze gegenüber den Liegenschaften Georg-Pingler-Straße 11-13 würden schmerzlich vermisst. Geschäftsinhaber in der Klosterstraße führen ihre Umsatzrückgänge zum großen Teil auf diesen Wegfall zurück.

Viele Faktoren führen zu Belastungen

Bei Gesprächen mit den betroffenen Geschäftsinhabern werden für die Umsatzrückgänge darüber hinaus noch andere Faktoren angemerkt, deren Wirkung durch die Verkehrsdrehung als verstärkt wahrgenommen wird. Nach den Belastungen durch die Ladenschließungen aufgrund der Corona-Lockdowns und einer darauf folgenden, leichten Erholung des Konsumklimas, müssen sich die Geschäftsinhaber aktuell nicht nur mit den direkten Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine auseinandersetzen, sondern auch die steigenden Nebenkosten belasten das Geschäftsergebnis. Aufgrund der allgemein steigenden Lebenshaltungskosten üben viele Kundinnen und Kunden Konsumzurückhaltung und die hohe Inflation tut ihr Übriges dazu – eine Gemengelage, bei der die Auswirkungen der Verkehrsdrehung doppelt schwer wiegen – weil vermeidbar!

Unterschiedliche Sichtweisen

Während die einen Geschäftsinhaber eine sofortige Rücknahme des Verkehrsversuchs fordern, sind andere eigentlich ganz zufrieden mit den Veränderungen. Aus den Reihen der Gastronomen in der Georg-Pingler-Straße ist zu hören, dass sich die Aufenthaltsqualität in ihrer Außengastronomie stark verbessert habe – keine lärmenden Busse mehr, keine „Buswand“ direkt vor den Sitzgelegenheiten und durch die nun entstandene „Offenheit“ kämen auch wieder mehr Familien mit ihren Kindern, um sich im Außenbereich niederzulassen. Auch das Parkplatzproblem wird hier nicht als solches wahrgenommen – es seien eigentlich immer genug Plätze auf dem Parkplatz Stadtmitte frei, so dass die Gäste die paar Schritte ruhig gehen könnten, so Murat Tagay vom Imbiss „Iss was“. Seine Kunden kommen aus der direkten Nachbarschaft oder sind recht jung, wie z.B. die Schülerinnen und Schüler, die auf ihre Busse warten und sich am Imbiss gerne ihr Mittagessen holen. Auch sie nutzen mittlerweile verstärkt die Tische und Stühle vor dem Imbiss – weil man nun „endlich des anderen Wort verstehe“.

Ganz andere Erfahrungen macht Isabelle von Friesen, die ihre Boutique in der Stadtgalerie hat. Sie beobachtet jeden Tag das Chaos, welches sich an der (unübersichtlichen) Kreuzung Klosterstraße/Adelheidstraße abspielt. Vorfahrten, die nicht beachtet werden, wilde Hupkonzerte und lange Rückstaus sind ihr täglicher Anblick, seitdem die Verkehrsdrehung umgesetzt wurde. Abgesehen von dem enormen Lärmpegel direkt vor dem Geschäft, beklagt auch sie den ersatzlosen Wegfall der Kurzzeitparkplätze in der Adelheidstraße. Viele ihrer Kundinnen hätten dort geparkt und wären nun unglücklich, dass sie in die Tiefgarage fahren müssten. Gerade ältere Kundinnen, so gibt sie an, täten sich damit schwer.

Veränderungen zukünftig besser planen

Eine zentrale Forderung der Mitglieder des HGK ist eine bessere Kommunikation zwischen Stadtverwaltung und Gewerbetreibenden. Zukünftig müssten Veränderungen besser geplant und kommuniziert werden. Einer derart starken Veränderung, so ist der Veröffentlichung zu entnehmen, hätte bereits im Vorfeld die Ausweisung von alternativen Parkplätzen vorausgehen müssen. Für die Zukunft, so sind sich die Mitglieder des HGK einig, müsse sich jede Änderung des Verkehrsflusses innerhalb Königsteins positiv auf den Handel und das Leben in der Innenstadt Königsteins auswirken, um ein „Geschäftssterben“ in Königstein zu verhindern. Um die Parkplatzsituation kurzfristig zu verbessern, werde der HGK mit Vorschlägen auf die Stadt zukommen.

Die parkenden Autos vor den Restaurants stören - ansonsten ist es deutlich ruhiger geworden.
Foto: Scholl

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