Grandioser Klavierabend mit Claire Huangci

Claire Huangci

Königstein (kw) – Nachdem die Corona-Krise anfangs alle Veranstalter zur absoluten Untätigkeit gezwungen hatte, bieten mittlerweile einige von ihnen Künstlern und Publikum wieder eine Bühne. Unter den derzeit geltenden strengen Vorgaben fand jüngst unter der gemeinsamen Veranstaltung der Chopin-Gesellschaft Taunus und des Fördervereins Haus der Begegnung ein Klavierabend mit der chinesisch-amerikanischen Pianistin Claire Huangci statt und begeisterte das Publikum restlos. Die Veranstalter setzten damit einen Lichtpunkt, der Hoffnung auf die zukünftigen kulturellen Aktivitäten machte. Dem gab auch Rolf Kohlrausch, Präsident der Chopin-Gesellschaft, mit freudigen Worten Ausdruck, als er einige der Ehrengäste begrüßte und sich bei Manfred Colloseus, dem Vorsitzenden des Fördervereins, für die gute Zusammenarbeit bedankte. Der aus Köln angereiste polnische Generalkonsul Jakub Wawrzyniak hob die völkerverbindende Musik Chopins hervor und kündigte für die Zukunft eine weiterhin intensive Unterstützung an.

Schwerpunkt des ersten Programmteils war Beethovens „Waldsteinsonate“, mit der eindrucksvoll des 250. Geburtstags des Komponisten gedacht werden sollte. Mit vorwärts drängendem Impetus gestaltete die Pianistin dieses Meisterwerk aus Beethovens intensivster Schaffensphase in einem Guss. Die dem letzten Satz vorangestellte Introduzione wirkte wie ein erneutes Sammeln der Kräfte, ehe das Werk seinen Siegeslauf fortsetzte und zu einem jubelnden Hymnus wurde. Begonnen hatte das Konzert mit der Toccata c-Moll von Johann Sebastian Bach, bei der die Künstlerin die Möglichkeiten des modernen Konzertflügels konsequent virtuos ausnutzte, was von Anfang an für große Bewunderung beim Publikum sorgte.

Mit Fryderyk Chopins Nocturnes op. 9 entfaltete Claire Huangci vor den Ohren der Zuhörer den vertrauten, zu Herzen gehenden Klang seiner Musik, ließ die Verzierungen und Girlanden nur so glitzern und perlen und gewährte einen tiefen Blick in die empfindsame Seele des Komponisten. Mit großer Wärme und Leidenschaft folgte der tänzerische Bolero op. 19 in stolzem, manchmal auch auftrumpfendem Ton. Die große stilistische Bandbreite der Künstlerin zeigte sich am Schluss noch einmal mit vier Stücken aus „Humoresques de concert“ von Ignaci Jan Paderewski. Mit diesen eingängigen virtuosen Miniaturen hatte Paderewski schon früh internationalen Ruhm errungen und sie verfehlten auch dieses Mal ihre Wirkung nicht. Bravo-Rufe und anhaltender Applaus ließ den Wunsch nach Zugaben laut werden. Stimmungsvoll beschloss ein hingehauchtes „Clair de lune“ von Debussy das Konzert und zeigte noch einmal die zarte Seite der Künstlerin auf. Gut gelaunt machten sich die Zuhörer auf den Nachhauseweg. Sie hatten für nahezu zwei Stunden einmal den Alltag vergessen können.

Weitere Artikelbilder



X