Hilfsaktionen in Mexiko unter erschwerten Bedingungen

Die Mund- und Nasen-Maske tragenden Patienten halten Abstand im Wartebereich, das ärztliche Personal versorgt sie in Schutzanzügen – ein Bild, an das sich 2020 jeder erst gewöhnen musste Fotos: privat

Königstein (kw) – Über die Aktivitäten der in Königstein ansässigen und von Pater Dr. Bennet Tierney LC, einem irischen Ordenspriester der Legionäre Christi, gegründeten Hilfsorganisation Medical Mission Network hat die Königsteiner Woche bereits vor einem Jahr berichtet. 2020 liegt an Anknüpfung daran ein Update vor.

Pater Bennet lebte selbst fünfzehn Jahre in Mexiko und erfuhr dort, wie schlecht die medizinische Versorgung für die indigene Landbevölkerung ist. Seit nunmehr siebzehn Jahren wohnt er im Königsteiner Ursulinenkloster St. Angela, von wo aus er regelmäßig mit deutschen und internationalen Ärzte-Teams Hilfseinsätze für die notleidende Maya-Bevölkerung in Mexiko organisiert. Seit einigen Jahren arbeiten vier Ärzte festangestellt für Medical Mission Network in Mexiko.

Ursprünglich war für Oktober 2020 ein Einsatz mit einem internationalen Ärzteteam geplant. Wegen der aktuellen Reisebeschränkungen musste dieser abgesagt werden, deshalb reiste Pater Bennet allein nach Quintana Roo. Zwei Wochen lang begleitete er das fest angestellte mexikanische Team in die besonders stark von Covid-19 betroffenen Dschungeldörfer und konnte sich so ein Bild davon machen, wie dringend dort Hilfe benötigt wird.

Aufklärung und Hilfspakete

Die mexikanischen Ärzte reagierten sofort, als im März der erste Corona-Fall in der Region auftrat. Dabei bemühten sie sich vor allem um Aufklärung, Prävention und Schulungen über die Krankheit Covid-19, ihre Symptome und Schutzmaßnahmen. An über fünfhundert Familien in den Maya-Dörfern wurden Hilfspakete mit Seife, Hygieneprodukten und Desinfektionsmittel ausgegeben, dazu Info-Broschüren, neben Spanisch auch in Mayathan, der Sprache der Maya. Die Ärzte von Medical Mission Network arbeiten dabei eng mit den Behörden zusammen und stehen in Kontakt mit dem Gesundheitsamt von Quintana Roo.

„Die verantwortliche Direktorin des Gesundheitsamts, die für die kleinen Gesundheitszentren in den Dörfern zuständig ist“, erklärt der leitende Arzt des Teams, Dr. Juan Pablo Aquilar Mendoza, „ist für unsere Hilfe sehr dankbar. Sie unterstützt unser Team bei den nötigen Vorbereitungen vor Ort, wo sie kann, da alle Kliniken im Umkreis aufgrund des gravierenden Personalmangels und fehlender Ausrüstung wegen der Pandemie geschlossen sind.“ Da sich seit dem Beginn der Pandemie die Versorgung der Patienten durch die staatlichen Gesundheitszentren noch einmal dramatisch verschlechtert hat, haben die Ärzte von Medical Mission Network ihre Arbeit weiter ausgebaut. Die chronisch Kranken in den Dörfern werden besonders engmaschig überwacht und für Patienten mit Atemwegserkrankungen werden gesonderte Sprechstunden angeboten.

Erschwerte Bedingungen

„Wegen der Corona-Pandemie laufen die Einsätze jetzt ganz anders ab, als vorher“, berichtet Pater Bennet nach seiner Rückkehr: „Bevor wir morgens losfuhren, haben wir als Erstes unsere Schutzausrüstung angezogen. Man braucht sehr viel Disziplin und Durchhaltevermögen, um den Arbeitstag in Quintana Roo unter den extremen Bedingungen auszuhalten. Sobald wir aus dem klimatisierten Bus ausstiegen, schlug uns eine unglaubliche Hitze und Feuchtigkeit entgegen. Mit Patienten arbeiten kann man nur im Freien, in den kleinen Sportstadien, die es in den meisten Dörfern gibt. Zurzeit behandeln wir nur chronisch kranke Patienten und schwangere Frauen. Wir helfen dort, wo unsere Hilfe am dringendsten benötigt wird“, betont Pater Bennet. „Da die Maya wegen falscher Ernährung oft an hohem Blutdruck und hohen Cholesterinwerten, Herzerkrankungen und Diabetes leiden, werden sie von uns engmaschig überwacht. Da wir in jedem Dorf an Covid-19 erkrankte Patienten vorfanden, wird bei Symptomen von unserem Laborarzt unverzüglich ein Corona-Test gemacht. Und nach dem Kontakt mit einem Corona-Infizierten muss jeder sich sofort komplett mit Schutzanzug, Handschuhen und Gesichtsschirm unter eine Desinfektions-Dusche stellen.“

Klima

„Unsere Ärzte geben ihr Bestes“, erzählt Pater Bennet, „aber mehr als drei, vier Stunden am Tag kann man in diesen Schutzanzügen in dem feuchtheißen Klima mit sintflutartigen Regengüssen unmöglich arbeiten!“ Erschwerend komme hinzu, dass Quintana Roo in dieser Saison von sehr starken Hurrikans und heftigen Regenfällen mit Überschwemmungen heimgesucht wurde, wobei ganze Straßen aufrissen, Brücken einbrachen und die Zufahrtswege in die Dörfer versperrt wurden. Die Corona-Krise habe zudem auch starke Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation der indigenen Landbevölkerung. „Viele Dorfbewohner arbeiteten vorher in den Touristenzentren an der Küste wie Cancún und Playa del Carmen und haben inzwischen ihre Billilglohn-Jobs in der Gastronomie oder Hotellerie verloren. Umso wichtiger ist es, dass Medical Mission Network zuverlässig Hilfe leistet und die Patienten in dieser schwierigen Situation unterstützt. Deshalb sind wir für jede noch so kleine Spende dankbar“, so Pater Bennet. Das Spendenkonto lautet: Medical Mission Network e.V., PAX-Bank eG Köln, IBAN: DE22 3706 0193 4001 6610 06, BIC: GENODED1PAX.

Weitere Infos unter www.medicalmissionnetwork.net .

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