Königstein (pu) – Der von Rainer Kowald moderierte und von der Musik- und Showband des Fanfarencorps Königstein 1966 e.V. angeführte große Festumzug vom Tal bis zur Burg war einmal mehr ein Paradebeispiel für bürgerschaftliches Engagement. Teils auf Wagen, teils in Musik- und Fußgruppen ließen Einheimische und Auswärtige mit viel Liebe zum Detail in über 40 Zugnummern historische Ereignisse aufleben, rückten Traditionen oder anstehende Feierlichkeiten ins Rampenlicht.
Roter Faden
Wie ein roter Faden zog sich in diesem Jahr das Leben und Wirken von Graf Ludwig von Stolberg in Königstein durch das Geschehen – umgesetzt durch die Kinderkirche der evangelischen Immanuel-Gemeinde und weitere Königsteiner Bürger.
Darüber hinaus erinnerte beispielsweise die Kolpingfamilie Königstein an die erstmalige Erwähnung eines katholischen Pfarrers in Falkenstein 1289. Das Team der Buchhandlung Millennium griff die Herrschaft der Eppsteiner Herren auf, die Burg-Apotheke knüpfte daran an und setzte die Begründung der Grafschaft Königstein durch Eberhard IV, den letzten aus dem Geschlecht der Eppsteiner in Szene.
Die Einstellung eines neuen Schulmeisters für die Bildung der Jugend erwies sich als ideales Thema für die Grundschule „Am Kastanienhain“, während ihre Falkensteiner Pendants und ihre Eltern auf das 1909 erhaltene „neue“ Rathaus in der Hauptstraße aufmerksam machten. Das verbesserungswürdige Abfließen des Verkehrs über den Kreisel ist zwar nach wie vor ein Dauerbrenner, aber wer hat schon präsent, dass dieser 1959 eingeweiht wurde? Daran erinnerte der Evangelische Kindergarten Königstein. Dort, wo noch vor ein paar Monaten das „Parkhotel Bender“ zu finden war, herrscht nun reges Baustellentreiben. Anlass genug für den Verein „Bürger helfen Bürgern“, das Jahr 1654 in den Fokus zu rücken, als die Umwandlung der damaligen Gastwirtschaft in ein Hotel-Restaurant erfolgte. Die 1817 entstandene Chaussee von Höchst nach Königstein thematisierte die Interessengemeinschaft „Die Landfrauen“ Königstein, dort überfielen Reifenberger Raubritter Reisende und Handelsleute.
Aber der Uhu lebt
Der private Freundeskreis ehemaliger Fußballer des 1. FC Königstein warf ein Schlaglicht auf die Eröffnung des Königsteiner Krankenhauses am 6. Juli 1869, die DPSG Pfadfindergruppe Königstein ließ den Blitz in den Burgturm einschlagen, freilich nicht, ohne unverzüglich lauthals zu versichern: „Aber der Uhu lebt!“ Dazu passend berichteten die Musketiere aus Bad Vilbel über ein Erdbeben, das 1619 den Taunus erschütterte, die Taunus-Sparkasse wusste dagegen, dass Claus Schenk Graf von Stauffenberg einst in der Burgenstadt die Schulbank drückte.
Das Endlosthema Brexit ist laut Tanzschule Kratz eigentlich nichts Neues, verließen Engländer doch bereits 1929 Königstein in Richtung ihrer Heimat – demzufolge ein Königsteiner Brexit. Noch zehn Jahre zurück ging das „Fit for Woman“-Team und präsentierte das sportliche Königstein vor 100 Jahren.
Selbstredend waren auch die Gäste aus Südfrankreich und Polen ebenso wieder dabei wie die Ortenberger Schützen, die den Schirmherrn des Burgfestes begleiteten. Das farbenfrohe Bild vervollständigten die Minnesänger der Chorgemeinschaft 1860, der Verein Castellum Musik & Show aus Mainz-Kastel, der Fanfarenzug Frankfurter Herolde 1995, der Musikzug der Turngemeinde 1875 Bad Soden, die Brunnen- und Kerbegesellschaft Sachsenhausen 1953, der Kerbeverein Mammolshain, der Anfang Oktober sein 25-jähriges Bestehen feiert und Kirchengemeinde, Heimatverein und Vereinsring sind mit dabei.
Nicht fehlen durften logischerweise Honoratioren aus Königstein und Umgebung, der veranstaltende Burgverein, die schützenden Ritter aus Königstein und Kronberg und die Historische Festungsgarde des Königsteiner Narrenclub 1971/79 „Die Plasterschisser“ (40 Jahre Vereinsbestehen), die Hohen Burgfrauen sowie Familie und Freunde, die das Burgfräulein begleiteten. Viel umjubelt vom trotz der Sommerhitze die Straßen säumenden Volk natürlich der Hees‘sche Bäckerwagen.
Applaus für Organisatoren und alle Beteiligte für diesen eindrucksvollen Zug durch die Straßen der Stadt mit Süßigkeiten, weiteren Aufmerksamkeiten, herzlichen Gesten und anschaulicher Wissensvermittlung!