Kantatengottesdienst am Pfingstsonntag in der ev. Immanuelkirche Königstein

Königstein (kw) – Am 30. Mai 1723 nahm J.S. Bach sein Amt als Thomaskantor in Leipzig auf. Zuvor mussten Umzug und Ankunft in Leipzig gemeistert werden. Die meisten Menschen würden in einer solchen Situation Urlaub nehmen – Bach tat das Gegenteil! Vermutlich wurde seine Kantate „Wer mich liebet, der wird mein Wort halten“ (BWV59) am 16. Mai 1723 in der Paulinerkirche uraufgeführt, also zwei Wochen vor seiner Amtseinführung als Thomaskantor und damit mitten im Umzugsstress. Man kann diese Kantate als seine „Ankunftsmusik“ in Leipzig betrachten. Genau diese Kantate, aus der Zeit des für Bach so wesentlichen Karriereschrittes, steht im Mittelpunkt des Kantatengottesdienstes am Sonntag, 8. Juni, um 11 Uhr in der ev. Immanuelkirche in Königstein. Die ungewöhnliche und reduzierte Instrumentation, der Verzicht auf einen großen Chor und die ungewöhnliche Abfolge der Sätze (mit einer bezaubernden Bassarie anstelle des sonst üblichen Schlusschorals) lässt darauf schließen, dass Bach noch nicht genau planen konnte, welche Voraussetzungen er zukünftig zur Verfügung haben würde. Außerdem vertonte er nur vier Sätze des eigentlich achtteiligen Librettos von Erdmann Neumeister. Hatte sich der Workaholic tatsächlich mit Umzug und Komposition zu viel Arbeit aufgeladen, sodass er die weiteren Teile des Librettos schlicht nicht schaffte? Diese Frage konnte die Bach-Forschung bis heute nicht klären. Allerdings überarbeitete Bach die Kantate und führte die neue Fassung 1725 als BWV79 erneut auf. Diese zweite Fassung erklang letztes Jahr ebenfalls in der Immanuelkirche. So kann man in diesem Jahr erleben, auf welche Ideen Bach zurückgriff und wie er die Musik zuerst wirken lassen wollte, bevor er sie dann für eine größere Besetzung umarbeitete.

Als Vokalsolisten singen Rahel Maas (Sopran) und Sebastian Kitzinger (Bass) mit dem Königsteiner Vokalensemble. Sie werden begleitet vom Königsteiner Kantatenorchester unter der Leitung von Michael Muche. An der Orgel begleitet Kantor Carmenio Ferrulli den Gottesdienst. Pfarrerin Katharina Stoodt-Neuschäfer hält die Predigt.



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