Unser Leser Klaus Schmiedel nimmt Stellung zu dem Artikel „Das Amtsgericht hat einen neuen Direktor: Philipp Hess setzt Laufbahn in der Justiz fort“ in der Königsteiner Woche vom 20. Oktober (KW 42):
Das ist wirklich eine seltene Leistung! Das hat mir gefallen! Wird doch ein neuer Direktor eingeführt, aber mit keiner Silbe wird des vorherigen Direktors gedacht! Ich kommentiere das nicht, stelle es nur fest. Ob es allerdings eine rein journalistische Leistung ist (also der Zeitung angerechnet werden kann) oder eine juristische (vonseiten des Amtsgerichts) oder eine politische (also dem Landratsamt zu danken ist), das weiß ich nicht. Heute muss man viel zwischen den Zeilen lesen, mehr als früher – leider.
Aber was expressis verbis geschrieben wird, ist manchmal das Papier nicht wert. So kann ich einfach nicht glauben, dass Herr Dr. Wolf – ein Mann, der klar denken kann und prägnant und treffend zu formulieren weiß – solches Geschwurbel gesagt haben soll: „Auch Dr. Wilhelm Wolf, Präsident des Hessischen Staatsgerichtshofes, der auch Präsident am Landgericht Frankfurt ist, hob in seiner Eingangsrede hervor, dass Dr. Hess ein gutes Beispiel dafür sei, dass auch Juristinnen …, die zuvor als Rechtsanwältin … tätig waren, nach einem Wechsel in das Richteramt sehr erfolgreich ihre Laufbahn in der Justiz fortsetzen könnten.“ Wenn man unbedingt gendern will, aber nicht weiter drüber nachdenken möchte, dann kommt sowas raus.
Hoffen wir sehr, dass Herr Dr. Hess in seiner neuen (Mammut-)Aufgabe wirklich erfolgreich sein wird – wissen kann man das heute nicht. Denn es gibt ja „die durchaus aktuellen Herausforderungen eines Amtsgerichts in dieser Zeit …“ – und es gibt in diesen beiden schönen Gebäuden ältere, schon lange schwelende Herausforderungen, die nicht dadurch verschwinden, dass „das Team im Amtsgericht“ es ihm bisher nicht schwergemacht hat. Sagt man so – netterweise – ja, aber hoffentlich verdeckt das nicht die harte Wirklichkeit, in der man es sich nicht immer nur gegenseitig so leicht wie möglich machen sollte. Also bitte – die Hand aus der Hosentasche gezogen und auch mal als Faust vernehmlich auf die Tischplatte gehauen, damit das Amtsgericht wieder allseits geschätzt und geachtet wird.
Von Herzen wünsche ich Herrn Philipp Hess für seine neue, schwere Aufgabe das, was man früher bei jeder Ernennung dem neuen Richter wünschte: Acumen jucandi.