Wenn Lokalhistoriker Hermann Groß hessisch babbelt …

Königstein
(gs) – Unter dem Titel: „Dehaam is Dehaam“ hatte die Kulturgesellschaft Königstein am vergangenen Mittwoch zu einem mehr als kurzweiligen Vortrag von und mit dem Falkensteiner Lokalhistoriker Hermann Groß eingeladen. Vor der schönen Kulisse der Villa Borgnis trafen sich an diesem Abend viele Freunde der hessischen Mundart und der launigen Lokalgeschichten auf der Terrasse, um Hermann Groß zu lauschen.

„Hessisch Gebabbel über Geschichte, Gedichte un so“ hatte Groß sein Programm genannt, was schon im Voraus viele lustige Alltagsgeschichten und damit thematisch verbundene Gedichte erwarten ließ. Die Terrasse war am lauen Sommerabend deshalb auch bestens besucht und nachdem die Stühle gerückt und ein kühles Glas Wein bestellt waren, konnte es gewohnt locker losgehen.

„Ich erzähle Ihnen etwas in Mundart – und damit mich jeder versteht, habe ich manches umgangssprachlich bearbeitet“, informierte Hermann Groß seine Gäste, bevor er mit den Geschichten loslegte. „Dehaam“, das bedeute auch immer Familie – weshalb Groß auch viele Geschichten, kleine Gedichte und nette Anekdoten rund um die „buckelisch Verwandtschaft“, die „bleed Sippschaft“ oder auch einfach über „Bobbelsche“ und „Kind und Kejel“ zu berichten wusste.

Ob Hochzeitsbegebenheiten, Familienstreitigkeiten oder Namensgebung – zu jedem Thema hatte Groß eine Anmerkung gefunden und unterhielt seine Gäste mit seiner unnachahmlichen „hessischen Frechheit“, die viele so sehr mögen. Viele kleine Anekdoten aus der „guten alten Zeit“ brachten die Zuhörer zum Schmunzeln und Lachen – einige ließen sich sogar zu ergänzenden Zwischenrufen hinreißen, wenn Groß berichtete, wie ein „klaa Bub“ gar nicht unbedingt seine neugeborene kleine Schwester sehen wollte – dafür aber endlich „emal de Klapperstorsch“.

Auch die Herkunft vieler hessischer Worte war Hermann Groß ein Anliegen, denn vieles kommt aus dem Französischen, weshalb „jeder, der gut Hessisch spricht, auch automatisch Französisch kann“, wie er den erstaunten Gästen erklärte. Auch einprägsame hessische Redewendungen durften an dem Abend nicht fehlen, was zu ziemlich verrückten Sinnsprüchen wie: „Wenns Flaaschworscht rechnet und Rindsworscht schneit, dann bete mer alle, dass es Wetter so bleibt!“ führte – Lacher waren bei derartig kuriosen Lebensweisheiten natürlich garantiert.

Ergänzt durch einige größere und mehrere kleinere Gedichte von hessischen Mundartdichtern, wie z.B. dem bekannten Frankfurter Dichter Friedrich Stoltze, unterhielt Hermann Groß seine Gäste mit „Mundart vom Feinsten“ – wo sonst findet man einen so charmanten „Einheimischen“, der liebevoll, eingängig und in schönster Mundart Geschichten aus einer vergangenen Zeit derart lebendig wieder aufleben lassen kann. Sein ganz eigener Blick in die „gute alte Zeit“ eröffnet dem Zuhörer eine oft pragmatische Sicht der Hessen (und Königsteiner) auf die Widrigkeiten dieser Zeit und die damit verbundenen „Probleme“.

Mit viel Charme und einem fast unerschöpflichen Repertoire an Geschichten und Gedichten unterhielt Hermann Groß seine Gäste auch in dieser lauen Sommernacht auf das Feinste – singen kann er übrigens auch, wenn es die Geschichte denn erfordert!

Auf der Terrasse der Villa Borgnis lud Hermann Groß zu einem kurzweiligen Abend mit Mundartgeschichten ein.
Foto: Scholl



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