Mach’s daheim: Zum Beispiel aus dem Fenster knipsen

Königstein (hhf) – „Don’t do this at home“, also „machen Sie das bloß nicht zu Hause nach“ ist einer der bekannten Standardsprüche bei internationalen Schul- und Wissenschaftssendungen. Meist fällt er dann, wenn es gerade so richtig interessant geworden ist ...

Da es aber in Zeiten der Quarantäne besonders wichtig ist, seine Wohnung nicht in die Luft zu jagen oder anzuzünden, vermitteln wir Ideen, die weniger riskant sind. Weniger interessant müssen sie dabei gar nicht sein, wer sich in die innere Emigration zurückzieht, sieht Dinge schnell intensiver, sieht die kleinen Dinge, die hinter den großen stehen und entdeckt mitunter deren Stützfunktion. Wir Lokaljournalisten haben das alle längst kennen und schätzen gelernt, täglich hören wir zwar die Nachrichten aus aller Welt, kümmern uns aber um das kleine Stück davon, das uns angeht – natürlich unter Beeinflussung durch das große Geschehen. Aktuelles Beispiel: Corona beeinflusst die ganze Welt, in Deutschland reagiert man aber anders als in den USA und die Königsteiner anders als die Kronberger.

Statt der Promis lernt der Lokaljournalist aber viel mehr Menschen in der Nachbarschaft kennen und deren oft interessanten Lebensgeschichten ...

Gut, mit dem Kennenlernen ist es derzeit auch so eine Sache – also einige andere Ideen zum intensiven Beobachten des vermeintlich Bekannten. Wer ein Fenster in Richtung Sonnenauf- oder -untergang hat, kann einen Monat lang mit Klebzetteln oder Fotos messen, dass die Sonne nicht nur über den Himmel wandert, sondern auch seitlich am Horizont. In einem Monat kann man auch die Phasen von Vollmond bis Neumond fotografieren – in einer sternklaren Nacht aber schon die Erddrehung erkennen, denn der Sternenhimmel wandert wie die Sonne am Tag.

Dasselbe gelingt auch mit erblühenden Knospen oder wachsenden Vogelnestern – vieles geht da schneller, als man denkt, also besser stündlich ein Foto als täglich! Vom Richten des Teleobjektives auf die Nachbarfenster raten wir natürlich strikt ab (Ärger gibt es auch oft schneller als man denkt), aber die genannten Motive sind auch ein guter Anlass, sich mit den Feinheiten der Fotografie bzw. der Betriebsanleitung und dem Menü der eigenen Kamera in Ruhe zu beschäftigen.

Einer, der das schon vor langer Zeit sehr erfolgreich getan hat, ist Wolfgang Riedel, der öfter Fotos in der KöWo veröffentlicht. Gerade zum letzten Vollmond hat er einige Tricks verraten: „Das Foto habe ich gegen 19.15 Uhr von meinem Balkon aufgenommen. Kamera: Canon 6D Mark II, Objektiv: Tamrom 600 mm plus 1,4 Konverter, Daten: 840 mm, ISO 100, Blende f/13, Belichtung 1/100 Sec.“ Aber die Technik ist nur ein Faktor, ohne Wissen oder Gespür für den richtigen Ort und die richtige Zeit klappt‘s auch nicht so gut: „Gestern war nämlich Vollmond und der Mond „nur“ 357.399 Kilometer von der Erde und auch Königstein entfernt. Deshalb wird das Ereignis auch als Supermond bezeichnet ...“ Und siehe an, man erkennt ganz deutlich, dass der Mann auf dem Mond auch schon richtig gut vernetzt ist.
Foto: Riedel



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