Den Menschen reicht es nicht – es muss immer mehr sein ...

Unser Leser Christian Högn, Schlesische Straße in Falkenstein, äußert sich zu unserem Artikel „Tiere und Wald leiden unter illegalen Mountainbike-Trails“:

Ich bewege mich privat regelmäßig in den Taunushöhen und arbeite auch ehrenamtlich als Bergretter für die Bergwacht Hessen Großer Feldberg, schreibe hier aber nicht in deren Namen. Ich kann die Beobachtungen nur bestätigen. Um den Mountainbikern eine neue Attraktivität zu bieten, wurden zwei Downhill-Strecken/Trails angelegt. Sie bieten sowohl dem Geübten als auch den Downhill Neueinsteigern ein ausreichendes Testgelände und sicherlich einen neuen naturnahen Adrenalinkick – insofern ok, einverstanden! ABER, es ist halt doch wie immer. Den Menschen reicht es nicht, es muss mehr sein. Das Bild am Feldberg zeigt, dass einige Mountainbiker den Wert einer intakten Flora und Fauna nach wie vor nicht verstanden haben. Alles ist konsequent den Bedürfnissen der Spaßgesellschaft unterzuordnen. So entstehen zahlreiche neue illegale Trails und die Natur und die Tierwelt wird wieder und noch weiter zurückgedrängt und ihr genuines Terrain durch neue menschliche Adern skelettiert. Die neuen Trails reichen einfach nicht – man braucht einen neuen, zusätzlichen Kick – den des Querfeldeinfahrens. So wird auch manch Wanderer und Jogger manchmal überrascht, wenn auf einmal ein Biker aus dem Wald auf den Weg springt und beide (so hoffe ich) denken sich sogleich, ob das wirklich sein muss. Nun ja, die Zahl der Mountainbiker hat sich auf wundersame Art und Weise gegenüber den letzten Jahren sicherlich vervielfacht. Wundersam? Nein, mitnichten. Ursache für diese hohe Zahl an Mountainbikern im Taunus ist die Entwicklung hin zu E-Bikes. Es ist erstaunlich, wie viele dieser Akku betriebenen Räder mittlerweile unterwegs sind. State of the art sind zur Zeit die Fully E-Bikes, d.h. vollgefederte, batteriebetriebene Mountainbikes. Es ist so schon besonders schmerzlich zu sehen, wie viele Jugendliche und junge Erwachsene, deren Muskeln und Knochenbau noch nicht mal final ausgebildet sind, auf diesen bzw. allgemein auf E-Bikes sitzen. Hauptsache, es strengt nicht an und macht Spaß!

Dass man seiner Gesundheit/Vitalität, der Umwelt (u.a. Batterieschrott) und der Natur (z.B. oben angesprochene Nutzung illegaler Trails) keinen Gefallen damit tut, ist doch egal, oder? Oftmals geben hier auch noch die Eltern dieser Kinder und Jugendlichen ein fragwürdiges Vorbild ab, weil ja auch hier die Durchdringungsrate von E-Bikes immer größer wird.

Ich fahre seit vielen Jahren schon Fahrrad durch den Taunus. Früher und auch noch heute – von Falkenstein über die Hohemark zur Saalburg, von da zum Sandplacken und von dort zum Feldbergplateau. Die größte kräftemäßige Herausforderung ist die kurze, aber heftige Steigung vor dem Plateau. Aber, wenn man dann oben ist, ist man glücklich. Man hat sich die schöne Aussicht und die danach folgende rasante Abfahrt mit dem kühlen Wind im Gesicht wirklich erarbeitet und verdient! Heute: Anstrengung??? Nee du, lass mal, ich suche nur Spaß, den Kick!!! Das Bild im Taunus mit den zahlreichen E-Bikern zeigt, dass der Mensch den Pfad der Normalität wieder einmal längst verlassen hat, Stichwort: Kardinaltugend Mäßigung. Ich bin aber froh, dass es noch viele Biker gibt, die auf normalen (Mountain)- Bikes unterwegs sind, auf den dafür vorgeschrieben Wegen bleiben und im Einklang mit Wanderern und Joggern die Natur und Tierwelt genießen und um deren Wertigkeit für ein funktionierendes Ökosystem wissen. Für alle anderen wäre zunächst einmal dringend eine Aufklärung notwendig und final im Zweifel auch Bußgelder, weil die Flora und Fauna ist, wie wir alle wissen, mehr oder weniger der Krone der Schöpfung, der invasiven Spezie Mensch, schutzlos ausgeliefert. Liebe (E-) Biker, die sich jetzt angesprochen fühlen – denkt mal drüber nach!



X