Neuer Magistrat vereidigt – Dr. Michael Hesse wird Erster Bürger

Der von Stadtverordnetenvorsteher Dr. Michael Hesse (ganz links) und Bürgermeister Leonhard Helm (daneben) im Laufe des Parlamentsabends vereidigte neunköpfige Magistrat. Näheres dazu im Innenteil. Foto: Puck

Königstein (pu) – Fünfeinhalb Wochen nach der Kommunalwahl sowie der nachfolgenden Sondierungsphase der Parteien folgten die neu gewählten Gremienmitglieder am letzten Donnerstag der Einladung zur konstituierenden Sitzung der Stadtverordnetenversammlung.

Ende der Vakanz

Gemäß der Statuten oblag es Bürgermeister Leonhard Helm (CDU), deren Eröffnung vorzunehmen. Dieses Prozedere war dem Fakt geschuldet, dass nach Ende der Wahlzeit Ende März und daraus resultierend der abgelaufenen „Dienstzeit“ der vorherigen Gremienmitglieder erst an diesem Abend die Wahl eines neuen Stadtverordnetenvorstehers, der in der Regel die Parlamentssitzungen eröffnet, auf der Agenda stand. Helm sprach daher von der „eigenartigen Situation“, weil es seit 1. April weder einen vereidigten Magistrat noch Ausschüsse oder eine Erste Bürgerin oder einen Ersten Bürger gegeben hatte. Letzterer wird aus den Reihen der Stadtverordneten gewählt. Bevor jene zum Griff zu Stimmzettel und Stift aufgerufen waren, richtete der Rathauschef zunächst einige Worte an die 37 Abgeordneten, einer, wie er es ausdrückte, „guten Mischung zwischen Jung und Alt“, der die Wählerinnen und Wähler das Vertrauen für die nächsten fünf Jahre ausgedrückt hatten.

Blick auf das Gemeinsame

„Ich bitte Sie, bei der ganzen Reihe von anstehenden Projekten nie den Blick auf das Gemeinsame zu verlieren“, stellte Helm heraus. In diesem Zusammenhang nannte er allem voran die Kurbadneugestaltung, bei der die Frage zu klären sei, ob man sie sich leisten könne, sowie das künftige Vorgehen beim sanierungsbedürftigen Bürgerhaus Falkenstein.

Als ältestes Parlamentsmitglied kam anschließend Manfred Colloseus von der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) die Ehre zu, die Stadtverordnetenvorsteher-Wahl zu leiten. Auch der 80-jährige langjährige Lokalpolitiker nutzte die willkommene Gelegenheit, neben Glückwünschen einige begrüßende Worte an die Kollegen, die nunmehr politische Verantwortung tragen, zu richten. Zum einen lobte er die „Mischung aus Kontinuität und frischer Dynamik für die Bewältigung der Aufgaben“, zum anderen lenkte er den Blick auf die zwingend einzuhaltende Richtlinie, „bei allen politischen Diskussionen und Sachentscheidungen stets im fairen Miteinander zu agieren.“

Lotsen sein

„Eine offene und ehrliche Streitkultur in der Sache sollte uns auszeichnen! Lassen Sie uns nach Kräften für unsere Kommune und Bürger in dieser schweren Zeit Lotsen sein, die gemeinsam versuchen, Königstein auf Kurs zu halten!“ Das Gebot der Stunde sei: „Nicht nur reden, sondern handeln!“ Es gelte, die Stadt mit Augenmaß zukunftsorientiert weiterzuentwickeln und kreativ zu gestalten.

Zwei Kandidaten

Wie bereits im Vorfeld von der ALK angekündigt, nominierte sie Dr. Michael Hesse für das Amt des Parlamentschefs als Nachfolger des Liberalen Michael-Klaus Otto, der erst im September nach Wahlsieg gegen den ALK-Kandidaten den verstorbenen Alexander Freiherr von Bethmann beerbte.

Nicht durch Hintertür abtreten

Wer jedoch annahm, es bliebe bei diesem einen Kandidaten, der wurde eines Besseren belehrt. Vielmehr kündigte der FDP-Ortsverbandschef und Fraktionsvorsitzende Ascan Iredi nicht nur die erneute Kandidatur von Klaus-Michael Otto an, sondern beantragte direkt geheime Wahl. Durchaus im Wissen der Aussichtslosigkeit seines Vorhabens, nach sechs Monaten als Erster Bürger in der nunmehr völlig neuen Konstellation – der ALK/CDU-Kooperation – „wiedergewählt zu werden“, brachte der sichtlich enttäuschte FDPler den Wunsch zum Ausdruck, „nach gutem Brauch angemessen statt durch die Hintertür abzutreten“. Diese Absicht sei durchaus kontrovers in seiner Partei diskutiert worden, räumte er ein, dennoch überwog offenkundig das Verlangen, zum einen dennoch eine Alternative zu bieten, zum anderen den Groll über die Neuorientierung der Christdemokraten zumindest in Ansätzen kundzutun.

Um Ausgleich bemüht

Des einen Enttäuschung, des anderen Freude: Im Ergebnis sprachen 28 Abgeordnete Dr. Michael Hesse ihr Vertrauen aus, acht machten ihr Kreuzchen hinter Ottos Namen. Eine Stimme war ungültig.

Der neue Stadtverordnetenvorsteher sieht seine Rolle vor allem im Ausgleich: „Ich möchte dort, wo es möglich ist, Einvernehmen herstellen. Wo es nicht möglich ist, möchte ich eine Diskussionskultur unterstützen, in der man sachlich bleibt und ohne persönliche Anfeindungen auskommt. Der verbale Wettstreit zwischen den unterschiedlichen politischen Positionen soll der Würde der parlamentarischen Gremien angemessen sein.“ Dies sei umso wichtiger, je mehr solcher Positionen in einem Parlament vertreten sind. Hesse sieht sich hier nicht zuletzt als Dienstleister der Stadtverordneten, der einerseits alle Parlamentarier gebührend zu Wort kommen lassen möchte, anderseits aber auch sicherstellen will, dass die parlamentarische Arbeitsfähigkeit nicht blockiert wird.

Biografie

Der gebürtige 60-jährige Königsteiner promovierte in Germanistik, Philosophie und Komparatistik an der Johannes Gutenberg Universität in Mainz, arbeitete jedoch die meiste Zeit seines Berufslebens als Marketing- und Kommunikationsberater. Darüber hinaus ist der Ehemann, stolze Vater von drei erwachsenen Kindern und Großvater eines Enkelkindes seit einigen Jahren freiberuflich als Sprachlehrer beziehungsweise -trainer für Deutsch als Fremdsprache aktiv.

Den Weg in die Politik beschritt Dr. Michael Hesse erst vor sieben Jahren durch die Mitgliedschaft bei der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK). Schon zwei Jahre später bewarb er sich auf der Liste der freien Wählergemeinschaft für einen der 37 Sitze im Stadtparlament und wurde direkt gewählt. Weitere Erfahrung auf dem politischen Parkett sammelte er im Haupt- und Finanzausschuss und im Aufsichtsrat der Kur GmbH.

Diese wahre Blitzkarriere krönt die gewonnene Wahl zum Stadtverordnetenvorsteher, der die Geschäfte der Stadtverordnetenversammlung führt und diese rechtlich und repräsentativ gegenüber dem Magistrat und der Öffentlichkeit vertritt.

Sowohl von Seiten seiner eigenen Fraktion als auch der der Christdemokraten gab‘s zur Beglückwünschung jeweils einen bunten Blumenstrauß. Als Stellvertreter fungieren künftig nach entsprechender Wahl Michael Klaus Otto (FDP), Nadja Majchrzak (ALK), Alexander Hees (CDU), Runa Hammerschmitt (ALK) und Peter Völker-Holland (Bündnis90/Die Grünen). Nicht genügend Stimmen erhielt dagegen Dr. Ilja-Kristin Seewald (SPD).

Vereidigung des Magistrats

Als eine seiner ersten Amtstaten vereidigte Dr. Hesse gemeinsam mit Bürgermeister Leonhard Helm den Magistrat (Exekutive der Stadt). Insgesamt eine Mischung aus bekannten und neuen Gesichtern.

Rathauschef Helm wird künftig flankiert von Jörg Pöschl (CDU), der weiterhin Erster Stadtrat und damit Stellvertreter des Rathauschefs bleibt, Katja Metz, Norbert Meyer (beide CDU), Gabriela Terhorst, Sabine Mauerwerk und Hans-Reinhard Leppin (alle drei ALK), dem Liberalen Dr. Gerhard Adler und Rolf Kerger für Bündnis 90/Die Grünen, sowie Hartmut Paulsen (SPD).

Da durch den Wechsel von Terhorst, Mauerwerk, Pöschl, Metz in den Magistrat gleich vier Plätze in der Stadtverordnetenversammlung frei wurden, rückten Detlef Chill und Julius Zyweck (ALK) sowie Heinrich Alter und Anja Lingner (CDU) nach.

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