Ein neues Kirchenfenster für die Immanuelkirche

Bernhard Adams vor „seinem“ fertig eingebauten Kirchenfenster Foto: Martin Lässig

Königstein (pu/kw) – Große Freude in der Evangelischen Immanuelgemeinde, deren Kirche dieser Tage ein neues Fenster erhielt. Die Neugestaltung konzipierte Bernhard Adams, Absolvent der Kunstakademie Düsseldorf und Meisterschüler von Katharina Grosse, einer der bekanntesten deutschen Gegenwartskünstlerinnen. Das der Stadt zugewandte Rosettenfenster wurde von der Firma Derix eingebaut, die bereits Gerhard Richters Kirchenfenster im Kölner Dom eingesetzt hat. Am morgigen Johannistag, 24. Juni, erfolgt um 19.30 Uhr die Enthüllung und Einweihung des neuen Fensters mit Erläuterungen von Pfarrerin Katharina Stoodt-Neuschäfer und Bernhard Adams. Es schließt sich ein Empfang im Adelheidstift, Burgweg 14, an, der mit einer kleinen Ausstellung weiterer Werke von Bernhard Adams kombiniert ist. Außerdem beginnt dann die Versteigerung von drei digitalen Ausgaben des Fensters (NFTs). Mit beginnender Dämmerung am längsten Tag des Jahres, etwa um 21.30 Uhr, wird das neue Rosettenfenster von innen beleuchtet. Auf dem Vorplatz der Kirche und am Adelheidstift wird man die Wirkung des Fensters gut betrachten können. Sommerliche Musik begleitet diese „Sternstunde“, zu der alle Königsteinerinnen und Königsteiner herzlich eingeladen sind!

Projektentwicklung

2020 erhielt Bernhard Adams den Auftrag für den Entwurf des Rosettenfensters. In einem Gespräch mit der Kunsthistorikerin und Kunstmarktexpertin Dr. Ruth Polleit Riechert erzählt er über seine Annäherung an diese Aufgabe. So investierte der Künstler hunderte Stunden Recherche und reiste zu den großen Kathedralen Europas. 6.000 Kilometer später sagt er: „Diese Fülle an Eindrücken hat mich fundamental geprägt, meine Arbeit unheimlich bereichert und zu vielen Prototypen in meinem Atelier geführt.“ Für Adams ist das Fenster ein „unheimlich spannender Ort für Kunst, weil es die Membran zwischen privatem und öffentlichem Raum bildet“.

Die Darstellung seines Entwurfes lässt einen Stern erkennen, der vor einer vielfarbigen Fläche des Nacht- oder Taghimmels steht. Das Rosettenfenster am Hauptportal öffnet sozusagen einen metaphysischen Raum – der Stern als Symbol der Hoffnung, als Zeichen ... Bernhard Adams erläutert, dass das Fenstermotiv vor der jetzigen Rautenverglasung ein Weltgericht mit einem mahnenden Christus in der Mitte des Bildes darstellte. Der Ansatz seines Fensters sei das genaue Gegenteil: „Es zeigt den Anfang, das Entstehen neuer Strukturen, Genesis statt Apokalypse.“

Bernhard Adams, 1990 in Köln geboren, begann sein Kunststudium 2012 an der renommierten Düsseldorfer Kunstakademie und schloss es 2018 ab. Er war Meisterschüler in der Klasse der Künstlerin Katharina Grosse. Adams beschäftigte sich schon in seiner Kindheit mit Astronomie. Auch seine Werke sind von dieser Faszination für (Sternen-)Licht und Dunkelheit und unserer Wahrnehmung davon durchdrungen. Der Stern ist also ein zentrales Motiv in Bernhard Adams künstlerischem Schaffen, seinem Werk aus Installationen, Malerei und Fotografie. Zuletzt gestaltete Adams für die Jüdische Gemeinde Frankfurt ein beinahe zehn Meter hohes Außenfenster für das Ignatz-Bubis Gemeindezentrum. Titel der Arbeit: „Kristall“. Neben zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen sind die Entstehungsprozesse zweier Arbeiten von Adams als Videoclip auf Werbescreens in ganz Deutschland an Flughäfen, Einkaufszentren und Autobahnen zu sehen. Bernhard Adams lebt in Wuppertal.

Neues Licht

Für Pfarrerin Katharina Stoodt-Neuschäfer wird durch das Werk „unser Kirchenraum in neues Licht getaucht. Das neue Sternfenster schafft einen Anlass, uns über Licht und Finsternis in der Welt von heute und unseren Glauben auszutauschen“. Das Rosettenfenster hat Adams digital am Computer entworfen. Den Entwurf umgesetzt hat die international bekannte Firma Derix Glasstudios. .

Finanzierung

Finanziert wird das Projekt von der Lilo-Heuckeroth Stiftung: Die Stiftung ist eng mit der Evangelischen Gemeinde verbunden. Ziel der Stiftung ist die Förderung der Gemeinde sowie kirchlicher und besonderer, gerade auch sozialer Aufgaben. Lilo Heuckeroth war Gemeindemitglied und vererbte nach ihrem Tod ihr Haus einer nach ihr benannten Stiftung.

Immanuelkirche

Die Immanuelkirche (1888) ist ein neugotischer Bau und diente anfangs den Angehörigen des Nassauischen Hauses als Hofkirche. Herzog Adolph und Herzogin Adelheid-Marie haben wesentlich zur Ausstattung der Kirche beigetragen: Als begabte Landschaftsmalerin hat die Herzogin Kanzel- und Emporenbilder beigesteuert, und gemeinsam mit ihrem Mann schenkte sie der Kirche Glocken und Kronleuchter. Ab 1908 wurde die Kirche mit Hilfe von Stiftern mit Buntglasfenstern aus den Glaswerkstätten Ferdinand Müller in Quedlinburg ausgestattet. Sie dokumentieren die Verbundenheit damals prägender Persönlichkeiten und Familien der Evangelischen Gemeinde und des Nassauisch-Luxemburgischen Hofes mit ihrer neuen Kirche. Das große Chorfenster wurde im zweiten Weltkrieg zerstört und in den 50er Jahren zeitgemäß neu gestaltet. Es thematisiert die großen christlichen Feste Weihnachten, Ostern und Himmelfahrt. Der kleine Stern des Weihnachtsfensters wird künftig mit dem großen Stern des von Bernhard Adams neugestalteten Rosettenfensters in einer Achse stehen. Das Rosettenfenster ist der Stadt zugewandt und für Pfarrerin Katharina Stoodt-Neuschäfer setzt das „neue Sternfenster in Zeiten der Entchristlichung unserer Gesellschaft einen kraftvollen Akzent, der die Lebendigkeit des Evangeliums zum Leuchten bringt“.

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