Paul Ruoff feiert neun Lebensjahrzehnte: Sein Engagement gehört der Denkmalpflege

Ein Glückwunsch von der Bürgermeisterin: Paul Ruoff war an seinem 90. Geburtstag ein sehr gefragter Mann.Foto: privat

Königstein (hmz) – Hochbetagte wie Paul Ruoff, der im Kreise seiner Familie am Dienstag seinen 90. Geburtstag feierte, haben das Privileg, auf 90 Jahre Menschheitsentwicklung, Naturveränderung und Technologiesprünge zurückblicken zu können.

Wer heute 90 Jahre alt ist, hat die Schrecken des Zweiten Weltkrieges erfahren, durchlitten und den Wiederaufbau mitgestaltet. Paul Ruoff kam am 26. November 1934 im Frankfurter Stadtteil Bockenheim auf die Welt, ein denkwürdiges Jahr, in dem Reichspräsident Paul von Hindenburg starb, seine Ämter in der Person Adolf Hitlers vereinigt und die Reichswehr auf ihn vereidigt wurden. Damit war der „Führerstaat“ konstituiert. Im Alter von zehn Jahren hat Paul Ruoff das Ende des Zweiten Weltkrieges miterlebt, seinen Vater hat er nicht wiedergesehen. Er war im Jahr 1945 bei Wien gefallen. „Es waren schwierige Zeiten für uns alle, aber wir haben unsere persönlichen und beruflichen Wege gefunden“, erzählt Paul Ruoff. Nach seiner Schulzeit in der Mainstadt studierte er Ingenieurswissenschaften und wurde zum Dipl. Ing. Maschinenbau. Nur fünf Jahre später machte er sich als Ingenieur mit einem Handels- und Heizungsbauunternehmen in Höchst selbstständig. Aber nicht nur beruflich, auch privat hat er sein großes Glück gefunden. Er lernte seine Frau Irmgard Herrmann beim Skifahren in Österreich kennen, sie heirateten und bekamen zwei Söhne, Matthias und Klaus Stefan. Gemeinsam feierten sie nach sechzig Ehejahren ihre Diamantene Hochzeit. Inzwischen zählen fünf Enkelkinder zur Familie.

Paul Ruoff hat noch eine Welt weitgehend ohne Telefone erlebt – und genau das stand an seinem Ehrentag nicht still. Unter den vielen Gratulantinnen und Gratulanten waren seine langjährigen Weggefährten, die ein freundschaftliches sowie gemeinsames Engagement für Vereine und das Gemeinwesen verbindet. Auch Bürgermeisterin Beatrice Schenk-Motzko ließ es sich nehmen, Paul Ruoff ihre persönlichen Glückwünsche zu überbringen. Damit würdigte sie auch dessen Verdienste, vor allem in den Bereichen der Denkmalpflege. Er ist Träger der Ehrennadel der Stadt Königstein, die ihm im Jahr 2017 für seine langjährigen Verdienste als Vorsitzender des Vereins Denkmalpflege verliehen wurde.

Er setzte sich beispielsweise für die Erhaltung der Königsteiner Burg ein. Mit einer „Entgrünungsaktion“, an der 20 bis 30 Helferinnen und Helfer teilnahmen, machte er sich allerdings nicht nur Freunde. „Den größten Spaß an der Kletterei hatte der Frankfurter Alpenverein“, erinnert sich Paul Ruoff. Auch bei der Erhaltung des Hauses der Begegnung hat er ein Wort mitgeredet. „Ganz besonders stolz bin ich auf die Sanierung des Denkmals für die Opfer des Ersten Weltkriegs in der Hubert-Fassbender-Anlage.“ Seitdem findet dort eine würdige Gedenkstunde zum Volkstrauertag statt, die erstmals vom Vereinsring organisiert wurde. Und auch das geht mit auf seine Initiative zurück: Der Verein Denkmalpflege regte die Anbringung eines neuen historischen Ellenmaßes an der Schlosspforte/Altes Rathaus an. Der Grund: Der ersten urkundlich gesicherten Verleihung des Marktrechtes in Königstein war erst im Jahr 1568 zu entnehmen, dass „ein Wochenmarkt auf jeden Montag im Städtlein Königstein erlaubt und bewilligt wird“. Nun konnte das Markttreiben vor der gut zugänglichen Schlosspforte stattfinden, allerdings nur unter geordneten Bedingungen, die auch jedermann zugänglich sein mussten. Deshalb wurden an den Außenseiten der Schlosspforte die offiziellen Marktmaße – das Frankfurter Maß – angebracht. An der linken Seite hängt noch heute das originale Fußmaß mit 29,6 Zentimetern, unterteilt in zwölf Zolleinheiten. In der Mitte ist die Jahreszahl 1568 eingeschlagen. Auf der rechten Seite befand sich das Ellenmaß mit 54,73 Zentimetern, was seit unbekannter Zeit aber fehlte. Basierend auf einer Idee von Edmund Brütting wurde die in Vergessenheit geratene Elle nach Originalmaß von Paul Ruoff angefertigt und gespendet und am 18. Mai 2009 schließlich von beiden auch angebracht. Damit waren die Marktmaße – wie anno 1568 – wieder vollständig.

Bis heute ist Paul Ruoff stellvertretender Vorsitzender im Verein Denkmalpflege und weil er sich bester Gesundheit erfreut, steht er immer noch mit gutem Rat zur Seite. Und es wäre nicht Paul Ruoff, würde er an seinem Ehrentag nicht eine ganz besondere Idee haben: Seine Familie und Gäste konnten für ein sogenanntes „Meet Moby“ spenden, das dem „Papamobil“ ähnelt. Es ist ein Gefährt für Kinder, die in einer absoluten Quarantäne leben müssen. Die Spende geht dann an den Verein „KindererLeben“ in Berlin weiter, der wiederum die Kinderonkologie in der Charité unterstützt. Um Betroffenen ihr Schicksal zu erleichtern, wird viel Geld für Forschungs- und Entwicklungsprojekte benötigt.

Neun Lebensjahrzehnte – das bedeutet mindestens drei bewusst erlebte Gesellschaftsordnungen in Deutschland und über alle weiß Paul Ruoff viel zu erzählen. Zuhören ist erwünscht.



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