Richtige Kost und Bewegung hilft dem Herzen auf die Sprünge

Annette Graf und Margarethe Meichelbeck vom Team der Diagnostik der Klinik der KVB nahmen Blutzucker- und Blutdruckmessungen vor. Ein Angebot, das von Philipp Kaiser gerne wahrgenommen wurde. (Von links nach rechts) Foto: privat

Königstein (kw) – Es sind Zahlen, die mehr als nachdenklich machen: Etwa 300.000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen Herzinfarkt, etwa 70.000 davon enden tödlich.

Ein überaus guter Grund also für die Deutsche Herzstiftung, die diesjährigen Herzwochen unter die Überschrift „Plötzlicher Herztod“ zu stellen. Treuer Kooperationspartner war auch dieses Mal die Klinik Königstein der KVB, die nach der letztjährigen Telefonaktion erneut ein Herzseminar anbot. Referenten des Abends waren Chefarzt Dr. Gerhard Toepel und Oberarzt Dr. Sven-Oliver Bachmann, während Annette Graf und Margarethe Meichelbeck vom Team der Diagnostik der Klinik in den Pausen Blutzucker- und Blutdruckmessungen anboten.

Zunächst war jedoch die Reihe an Dr. Sven-Oliver Bachmann in seinem interaktiven Vortrag unter der Überschrift „Gefährliche Risikofaktoren: Ursachen für den plötzlichen Herztod“ zusammen mit den rund 140 Zuhörern beeinflussbare Risikofaktoren für einen Herzinfarkt aufzulisten. „Rauchen“, lautete eine der ersten richtigen Vermutungen, gefolgt von „falscher Ernährung“. Stress, Bewegungsmangel und Cholesterin waren ebenfalls zutreffende Antworten, weswegen der Mediziner mit Blick ins Publikum anerkennend feststellte: „Sie sind schon recht gut.“ Vergessen worden seien jedoch Blutdruck und -zucker: „Bluthochdruck ist ein sehr wichtiger Risikofaktor, denn hierdurch können Herzkranzgefäße geschädigt werden oder sogar kaputt gehen.“

Neue Richtlinie

Bezüglich des Cholesterins sei gerade erst eine neue Richtlinie veröffentlicht worden: „Die Werte sind strenger geworden.“ Festzuhalten sei auf jeden Fall, dass möglichst niedrige LDL-Werte – „es gibt keinen zu niedrigen, wenn man es verträgt“ – für den Herzpatienten am besten sind. Doch diese seien bei denen, die bereits an einer Koronaren Herzerkrankung litten, nur mit Medikamenten und nicht durch eine Diät zu erreichen. Ganz anders verhalte es sich hingegen, wenn man an Diabetes erkrankt ist. Denn hier heißt das Problem oft Übergewicht. Rauchen wiederum führe zur Schädigung der Gefäße, Alkohol wiederum gehöre nicht zu den klassischen Risikofaktoren für einen plötzlichen Herztod: „Hier heißt das Risiko bei allzu viel Genuss vielmehr Leberzirrhose.“

Bewegungsmangel hingegen sei ebenfalls eines der beeinflussbaren Elemente im täglichen Leben, um einer Herzerkrankung vorzubeugen oder eine vorhandene zu lindern. „Auch wer einen Herzinfarkt hatte, sollte weiter in Bewegung bleiben“, betonte Dr. Bachmann. Erlaubt sei, was Spaß mache und da gebe es keinen Unterschied zwischen Sport an der frischen Luft oder in einem Studio. Die Richtwerte lauteten: mindestens jeden zweiten Tag 30 bis 60 Minuten Bewegung. Zum Schluss nannte der Arzt mit dem Wort „Stress“ noch einen weiteren wichtigen Indikator: „Ganz ohne ihn zu leben, wird wohl nicht funktionieren, doch man sollte Stressbewältigungstherapien haben.“ Dazu können Aktivitäten wie Schwimmen und Tanzen oder auch die persönliche Achtsamkeit gehören.

Mittelmeerkost

Dass gesundes Essen auch schmecken darf und soll, verdeutlichte nach der Pause Dr. Gerhard Toepel in seinem Vortrag „Gesunde Mittelmeerkost: Erfolg gegen den plötzlichen Herztod“. Schon eingangs verdeutlichte ein Schaubild, dass die typisch deutsche Küche von fast allem ein zu viel bedeutet. Zu kalorien- und fetthaltig ist sie, zu salz- und eiweißreich und der Fleischkonsum ist ebenfalls zu hoch für den Normalbürger. Allein Ballaststoffe nehme er nicht in ausreichender Menge zu sich, was auch eine Ursache für die Entstehung von Darmtumoren sei.

Die mediterrane Küche zeichne sich im Gegenzug durch wertvolle Pflanzenöle, viel Gemüse, jede Menge Obst, ausreichend Getreideprodukte und den regelmäßigen Verzehr von Fisch aus. Wie viel jedoch von allem ist sinnvoll? „Gemäß der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sollte man täglich 1,5 bis 2 Liter ungesüßt trinken und fünf Portionen Obst und Gemüse, also jeweils eine Hand voll, zu sich nehmen“, führte der Chefarzt aus. Wichtig sei auch eine ausreichende Versorgung mit Getreide oder Getreideprodukten wie Vollkornbrot oder Müsli. Hiermit muss aber schon maßvoller umgegangen werden. Noch zurückhaltender sollte man mit dem Genuss von Fleisch, Wurst oder Milchprodukten sein und Fette wie Butter und Süßigkeiten sowie Alkohol dürften lediglich in ganz kleinen Mengen konsumiert werden. Die Belohnung für eine ausgewogene Ernährung sei nicht allein die schützende Wirkung, die das auf den gesamten Organismus ausübt: „Dadurch erreichen Sie zugleich Gewichtsabnahme, Blutdrucksenkung, Blutzuckerverbesserung und eine Senkung der Blutfette wie Cholesterin.“ Kurzum hätten entsprechende Studien belegt, dass es bei einer Ernährung mit Mittelmeerkost 50 Prozent weniger Herztote gebe. „So schön kann leckeres Essen wirken“, bekräftigte Dr. Gerhard Toepel daher lächelnd und fügte in Bezug auf den Vortrag seines Kollegen an: „Und Sport wirkt wie ein Medikament.“



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