Stadt und Kreis entwickeln Konzept zur Löschung von E-Autos

Hochtaunus (kw) – Autos mit Elektroantrieb brennen grundsätzlich nicht häufiger als Benziner, doch wenn E-Autos in Flammen stehen, wird es gefährlich, denn das Löschen von batteriebetriebenen Fahrzeugen ist wesentlich aufwendiger als bei Autos mit herkömmlichen Antrieben. Darauf hat man beim Kreisfeuerwehrverband, dem Hochtaunuskreis, der Stadt Bad Homburg und der Feuerwehr der Stadt Bad Homburg reagiert: Vor kurzem stellten der Chef der Bad Homburger Feuerwehr, Branddirektor Daniel Guischard, und Kreisbrandinspektor Carsten Lauer in der Bad Homburger Feuerwache sowohl ein kreisweites Einsatz- und Ausbildungskonzept für Brände von Kraftfahrzeugen mit Elektroantrieb und Hochvoltspeichern als auch ein neues Lösch-, Bergungs- und Quarantänesystem inklusive Schulungskonzept vor.

Tatsächlich sind der Kreis und die Stadt hessenweit die erste Region, die ein kreisweit einheitliches Konzept zur Schulung von Feuerwehrangehörigen bezüglich der Gefahren und der Einsatztaktik bei Bränden von Kraftfahrzeugen mit Elektroantrieb und Hochvoltspeichern umsetzen.

„Ich freue mich, dass die Feuerwehren des Hochtaunuskreises mit einem einheitlichen Ausbildungs- und Einsatzkonzept als Vorreiter zu dieser aktuellen Thematik antreten“, sagte Landrat und Brandschutzdezernent Ulrich Krebs. Es sei auch immer eine Herausforderung, ein Feingefühl für aktuelle Themen zu haben und dies in passenden und einheitlichen Konzepten darzustellen. Er sei stolz, dass auch an dieser Stelle das Zusammenspiel der beteiligten Akteure – Hochtaunuskreis, Stadt Bad Homburg, Automobilindustrie und IHK – so einwandfrei geklappt habe, so Krebs.

„Hochvoltspeicher neigen aufgrund ihrer Konstruktion nach Bränden oder Havarien zu einer thermischen Instabilität“, erklärte Branddirektor Daniel Guischard. So bestehe unter anderem die Gefahr einer unkontrollierten Reaktion, einer sogenannten „Thermal Runaway“-Reaktion, die zu einer Brandgefahr führen kann. Guischard: „Instabile Energiespeicher müssen daher über einen längeren Zeitraum, mitunter mehrere Tage, kontrolliert und gekühlt werden.“ Dabei stelle die Sicherung der zu unkontrollierten Reaktionen neigenden Energiespeicher die Feuerwehr neben der direkten Brandbekämpfung vor neue Herausforderungen. Auch Bergungsdiensten und Kfz-Werkstätten fehlte bislang ein wirksames und kostengünstiges System. Sowohl beim Hochtaunuskreis als auch bei der Stadt hat man die Notwendigkeit einer flächendeckenden Qualifizierung von Einsatzkräften erkannt. Das ist umso mehr von Bedeutung, als im Zuständigkeitsbereich der Feuerwehren im Hochtaunuskreis neben kommunalen Straßen, Kreis-, Land- und Bundesstraßen auch Bundesautobahnen betreut werden. Hinzu kommt eine steigende Zahl an Zulassungen an E-Fahrzeugen im Hochtaunuskreis sowie eine entsprechende Dichte an Autowerkstätten. „Mir ist es ein großes Anliegen, dass wir zu aktuellen und neuen Themen einfache und unkomplizierte Ausbildungs- und Einsatzkonzepte anbieten können“, betont Kreisbrandinspektor Carsten Lauer, der auch Leiter der Unteren Katastrophenschutzbehörde ist. Es sei überaus wichtig, dass die Feuerwehren des Hochtaunuskreises im Einsatzfall schlagkräftig agieren könnten. Gerade weil überwiegend ehrenamtliche Feuerwehrfrauen und -männer im Einsatz wären, müsse man hier jederzeit auf aktuelle Themen mit innovativen Ausbildungs-und Einsatzkonzepten reagieren, so Lauer.

Das Schulungskonzept besteht aus einem mehrteiligen E-Learning-Lehrgang, der insbesondere auch unter coronakonformen Bedingungen durchgeführt werden kann. Je nach Entwicklung der Infektionszahlen sind aber auch Präsenzschulungen möglich. Hierzu stehen diverse Demonstrationsobjekte, die von der Automobilindustrie gestellt werden, zur Verfügung. Das Konzept wird in die Kreisausbildung „Technische Hilfeleistung – Verkehrsunfall“ des Hochtaunuskreises standardmäßig integriert und schließt hierbei eine thematische Lücke. Ein technisches System zur Kühlung und Sicherung von havarierten Hochvoltspeichern fehlte bislang im Ausrüstungsportfolio der Feuerwehren. In Kooperation mit einem Unternehmen für flexible Behältertechnik und der Feuerwehr Bad Homburg wurde jetzt ein anwenderfreundliches System entwickelt, welches die verschiedenen Bedürfnisse der Feuerwehr, der Bergungsunternehmen und der Kfz-Werkstätten vereint. „Hierdurch ist ein technisch aufeinander abgestimmter Gefahrenabwehr-, Bergungs-, Quarantäne und Entsorgungsprozess entstanden“, freute sich Bad Homburgs Feuerwehrdezernent Dr. Oliver Jedynak, der als Bürgermeister auch für Nachhaltigkeit und Mobilität zuständig ist.

Die Vorteile des neuen Systems liegen in einem geringen Löschwasserverbrauch, einer einfachen Bedienung ohne größeren Schulungsaufwand, einer platzsparenden Bevorratung und geringen Anschaffungs- und Unterhaltskosten. Die Bad Homburger Feuerwehr hat das System in mehreren Testreihen erprobt und mitgestaltet. Bislang hat es im Rahmen von Einsatzerprobungen durchweg positive Rückmeldungen der haupt- und ehrenamtlichen Einsatzkräfte gegeben.

In diesem Zusammenhang sei auf Königstein im Taunus bezogen erwähnt, dass Stadtbrandinspektor Heiko Martens im Verlauf der Jahreshauptversammlung der Schneidhainer Freiwilligen Feuerwehr die Anschaffung einer Plane für die Gesamtstadt ankündigte, mit deren Hilfe Batterien von E-Fahrzeugen für eine lange Zeit gekühlt werden können.



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