Verein Denkmalpflege sorgt für Glanz der Königsteiner Wettersäule

Wilhelm Lambrecht, der Erbauer des Wetterhäuschens an der Herzog-Adolph-Straße, dichtete am 24. Juli 1909:

Wer den Wind bewacht, wer den Blitz verlacht,

Wer den Schnee erschaut, eh´ er fällt und taut,

Wem der Regen rauscht, eh´ das Ohr ihm lauscht,

Wer den Nebel sieht, eh´ er kommt und flieht,

Wem die Sonne blinkt, eh´ sie steigt und sinkt,

Wer dem wilden Heer über Land und Meer

Im Sturmgebraus wie ein Pfeil voraus,

Der hält und bändigt mit nerviger Hand

Einen Funken vom lohenden Feuerbrand,

Aus dem der Schöpfer seit Ewigkeit

Für die Welten gebraut die werdende Zeit. Foto: privat

Königstein (kw) – Als am 12. September 1910 das Herzog-Adolph-Denkmal in Anwesenheit der herzoglichen Familie mit großen Feierlichkeiten eingeweiht wurde, hatte man fast zeitgleich vor der Anlage eine Wettersäule aufgestellt. So berichtete die Taunus-Zeitung am 31. August:

„Ein längst gehegter Wunsch der Kurgäste und Einwohnerschaft ist nunmehr mit der Aufstellung eines Wetterhäuschens auch verwirklicht. Es steht an der Ecke des Herzog-Adolph-Platzes und ist mit den neuesten wissenschaftlichen Instrumenten ausgestattet, für deren Güte die bestbekannteste Lieferantin, Firma Lambrecht=Göttingen, bürgt.

Das Wetterhäuschen ist aus Mitteln des hiesigen Kur- und Verkehrsvereins mit Unterstützung der Städt. Kurverwaltung errichtet und bedeutet sicher einen Fortschritt in der Entwicklung Königsteins“.

Als 1850 der Medizinalassistent Dr. Georg Pingler von Usingen nach Königstein versetzt wurde, eröffnete er für seine Behandlungen das Prießnitzbad im Billtal. Für die Patienten und Kurgäste forderte er eine Unterhaltung und war die treibende Kraft in der Gründung des „Königsteiner Curvereins“, der am 27.2. 1863 gegründet wurde. Die Aufgaben des Vereins bestanden u.a. darin, Ruhebänke und Promenaden in und um Königstein zu schaffen.

Im letzten Jahrzehnt des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts erlebten die Wettersäulen in Deutschland eine große Verbreitung. Marktführend in der Herstellung der Wettersäulen, also Korpus, meteorologische Instrumente und entsprechendes Dach – den Sockel ließ der Käufer anfertigen – war die Firma Wilhelm Lambrecht aus Göttingen, die bereits 1875 das Normalbarometer der Öffentlichkeit vorstellte.

W. Lambrecht entwickelte ein Mehrfachmessgerät, das Polymeter, später in Weiterentwicklung das Hygrometer, das Thermohygroskop, das Holosterikbarometer, was dann in dem Begriff Wettertelegraph zusammengefasst wurde. In Katalogen warb Lambrecht in Bade-und Luftkurorten, für öffentliche Plätze, Anlagen und Promenaden, Hotels und Sanatorien Wettersäulen aufzustellen. Man wollte dem Bürger und Gast die Möglichkeit einräumen, zumindest die örtliche Wettervorhersage ablesen zu können.

Die Preise variierten je nach Ausstattung zwischen 300 und 15.000 Mark, was die Anschaffung schon zu einer Prestige- und Kostenfrage machte. Für Königstein wurde das Modell III „Tourist“ ausgewählt. Es besteht aus Schmiedeeisen und Kupfer mit vierseitigen Glastüren und war mit folgenden Instrumenten ausgestattet:

Lambrechts Polymeter von ca. 125 mm Skalendurchmesser

Lambrechts Wettertelegraph mit Skalen von ca. 80 mm Durchmesser

Thermograph von ca. 380 mm Länge

Normalthermometer ca. 380 mm lang mit je einer Skala nach Réaumur, Fahrenheit und Celsius.

Die Instrumente waren auf einer Fläche von ca. 250x550 mm befestigt. Lambrecht beschreibt diese Wettersäule „als das kleinste Modell für freie öffentliche Plätze und Gärten sowie Touristenorte, da die Glasthüren noch einen bedeutenden Schutz gegen mutwillige Zerstörung der Instrumente gewähren“. Der Preis: „ohne Sockel, mit einfachen, solide gearbeiteten Instrumenten, deren Einfassungen aus gedrücktem Kupfer bestehen, die Thüren mit einfachen starken Glasscheiben, 500 Mark“.

Leider sind die Original-„Instrumente“ an unserem hundertzehnjährigen Wetterhäuschen nicht mehr erhalten. Aber diesem Juwel gebührt der Denkmalschutz, denn es gehört zu den nur noch wenig existierenden Exemplaren Deutschlands.

Die Wettersäule bedurfte nach einer Renovierung im Jahr 2010 wieder einer Reinigung und neuem Anstrich, eine Aufgabe, die der Verein Denkmalpflege-Königstein e.V. in die Hand nahm. Finanziell unterstützt wurde der Verein mit einer Spende der MAINOVA AG, Frankfurt sowie Optik Preu/Wolfgang Pöhlemann und seinen Vereinsmitgliedern.



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