Zünftiges Oktoberfest und Event-Meilen lockten Besucher in die Innenstadt

Faringdons Bürgermeisterin Kiera Bentley (oben Mitte) hält stolz den riesigen Bierkrug hoch. Die „Plaschis“ Ela van der Heijden (oben links), Daniel Georgi (unten 2. v.r.) und Robert Glässer (unten 1. v.r.) sowie Burgfräulein Angelika I, Bürgermeister Leonhard Helm und Erster Stadtrat Jörg Pöschl (unten Mitte) prosten kräftig zu.Fotos: Weber-Grupe

Königstein
(wg) – Bereits zum 15. Mal hatten die Gastgeber, die „Königsteiner Plasterschisser“, besser bekannt als „Plaschis“, die Herkulesaufgabe gestemmt und mit Hilfe zahlreicher Königsteiner Vereine wieder ein zünftiges Oktoberfest auf die Beine gestellt.

„Oktoberfeste füllen sozusagen die Lücke zwischen Sommerfeiern und Weihnachtsmärkten“, so der 1. Vorsitzende des Vereins, Daniel Georgi, auf die Frage, warum Oktoberfeste eigentlich so beliebt sind.

Der Besucheransturm am Samstagabend gab ihm in allen Punkten recht. Georgi betonte, dass es gerade in den letzten Tagen noch viele Reservierungen gegeben habe. Bereits vor dem Anzapfen war jeder Platz in dem 400 Gäste fassenden Bierzelt besetzt.

O‘zapft is

Das bernsteinfarbene Festbier für das Königsteiner Oktoberfest war auch in diesem Jahr wieder von der Binding Brauerei „nur für die Festbiersaison“ gebraut worden. Bernd Kraft, Binding Bereichsverkaufsleiter, Senator bei den „Plaschis“ und Wächter beim Anzapfen, verriet: „Das ausgeschenkte Bier ist eine Mischung aus Export und Märzen, besonders süffig und hat einen Alkoholgehalt von 5,5 Volumenprozent“.

Für das feierliche Anzapfen hatten die „Plaschis“ in diesem Jahr eine besondere Dame ausgewählt: Kiera Bentley, die Bürgermeisterin von Königsteins brandneuer Partnerstadt Faringdon in Oxfordshire. Bentley, die seit ein paar Tagen mit einer englischen Delegation in der Burgstadt weilte, zeigte sich begeistert von der Atmosphäre beim Oktoberfest, aber auch vom Charme der Stadt und ihrer Umgebung. Sie lobte vor allem „die herzliche Gastfreundschaft und Großzügigkeit“, mit der sie alle in Gastfamilien aufgenommen worden seien. „Wir haben wirklich großes Glück mit unserer Partnerstadt“, betonte Bentley und schwärmte auch von dem romantischen Ritteressen, das am Vorabend des Oktoberfestes auf der Königsteiner Burg stattgefunden hatte.

Für das Anzapfen hatte sich die englische Würdenträgerin das ehrgeizige Ziel gesetzt, den Hahn mit dem ersten Schlag im Fass zu platzieren. Brauexperte Kraft erklärte: „Proben tun wir das nie. Das ist ein bisschen wie beim Golfen – locker drauf und dann durchziehen.“ Kiera Bentley sollte ihre eigenen Erfahrungen machen.

Bevor es jedoch zum großen Moment kam, nahmen die Schlossbergmusikanten ihre Instrumente in die Hand, um dem Publikum schon mal ein bisschen einzuheizen. Die drei Herren aus dem Rheingau waren nicht das erste Mal in Königstein dabei. Rainer, Gentle und Ben waren sich nicht sicher, ob sie denn nun schon vier oder fünf Mal auf dem Kapuzinerplatz zu Gast waren; einig waren sie sich aber, dass Oktoberfeste in den letzten Jahren gerade bei der jüngeren Generation immer beliebter würden.

Tolle Stimmung

Ela van der Heijden, zuständig bei den „Plaschis“ für Marketing und Veranstaltungen, hatte ihre liebe Mühe, die feierwütige Menge unter Kontrolle zu bringen, um ihre Grußworte und Danksagungen zu sprechen. Erst als sie drohte, ansonsten zu singen und schließlich die ersten Töne anstimmte, konnte sie sich Gehör verschaffen und bekannte: „Ich bin so aufgeregt, ich hab‘ mir selbst zwei Karten gekauft, um sicherzustellen, dass ich auch wirklich dabei bin“.

Aufgeregt war zu diesem Zeitpunkt auch die britische Bürgermeisterin Bentley, deren großer Augenblick nun unmittelbar bevorstand. Unter den wohlwollenden Blicken von Burgfräulein Angelika I., Königsteins Bürgermeister Leonhard Helm, allerhand lokaler Prominenz und der gespannten Gäste griff sie beherzt zum Hammer und schlug zu.

Kurz darauf schäumte der Gerstensaft in die Gläser und die Engländerin betonte glücklich: „Ich mag dieses Bier wirklich, es ist ganz anders und viel kälter als das englische Ale.“ Mit einem ungeheuren Bierkrug in der Hand erklärte sie: „Daran könnte ich mich gewöhnen!“. Bentley, die wie die übrigen Mitglieder der englischen Delegation vom Partnerschaftsverein mit Tracht ausgestattet worden war, trug neben klassischem blauen Kleid auch ein Blütenkränzchen im Haar und als Zeichen ihrer Amtswürde die schwere goldene Bürgermeisterkette ihrer Heimatstadt. Bis spät in die Nacht feierte man gemeinsam, ausgelassen und bei bester Stimmung beim 15. Königsteiner Oktoberfest.

Event-Sonntag

Das Königsteiner Eventwochenende war damit aber noch lange nicht vorbei: Ein bisschen mehr bajuwarisch blau-weißen Himmel hätte man den Mitwirkenden des verkaufsoffenen Sonntags schon gewünscht. Die Besucherinnen und Besucher ließen sich vom trüben Herbstwetter nicht abschrecken – heiße Speisen und Getränke waren an diesem Nachmittag aber besonders gefragt.

An den Ständen trotzte man der Witterung mit Schal und Mütze. Ute Kempe und Marion Meyer von den „Social Business Women“ stellten ihr neues Workshop-Programm vor, das Resilienz, Körpersprache, aber auch Gehaltsverhandlungen in den Fokus stellt. Das Netzwerk möchte Frauen ermutigen und unterstützen, sich beruflich neu zu orientieren, und bietet zahlreiche Angebote von Coaching bis zur Beratung für Gründerinnen an.

Bettina Gerlowski-Zengeler von der „Hospizgemeinschaft Arche Noah eV“ erläuterte interessierten Passanten nebenan, wie man dem schweren Thema „Tod“ bedürfnisorientiert und auch mit Fröhlichkeit begegnen kann.

Rund um die Königsteiner Kinder ging es an den Ständen von vhs, „Bienenkorb Königstein“ und „Kinder in Königstein e.V.“. Bei Letzteren wurden fleißig Herzen gebastelt, und Angelika Böth, Kassenwartin des Vereins, lobte: „Es ist unglaublich zu sehen, was die Kinder für eine Kreativität haben“. Kreativität und Neugierde mit allen Sinnen und auf allen Ebenen möchte auch die Volkshochschule mit ihrem aktuellen Programm fördern. Carola Weihe, die neue Leiterin der Zweigstelle Königstein, erläutert, dass es eine große Nachfrage nach Kinderkursen gebe. „vhs ist nicht nur etwas für ältere Leute, unser großes Kursangebot wird gerade von Jüngeren dankbar angenommen.“

An diesem Sonntag war der Magnet für die Kinder vor allem der Fahrzeugpark von THW, Feuerwehr und Rotem Kreuz, der in der Kirchstraße aufgebaut war und von den Jüngsten nach Herzenslust angefasst und besichtigt werden konnte. Leuchtende Augen konnte man auch bei der Traube von Kindern sehen, die sich um Lewis Krasz im Rettungswagen scharten. „Man erlebt nie Sachen doppelt, es ist immer etwas Anderes und wird nie langweilig“, erläuterte er seine Arbeit enthusiastisch, und die Kindern nickten verständnisvoll.

Wünschenswert wäre, so der Tenor bei allen Organisationen, wenn sich wieder mehr Nachwuchs und mehr Interessierte engagieren würden. Für die Zukunft der Vereine und Organisationen sei das ehrenamtliche Engagement überlebenswichtig, für die Gesellschaft und die Ortsgemeinschaft in seiner Bedeutung riesig und für jeden einzelnen, der sich engagiert, eine großartige Erweiterung des eigenen Erfahrungsschatzes.

„Wir können immer gut Nachwuchs gebrauchen“, bestätigte auch Stefan Seidel, Mitglied der „Minnesänger Chorgemeinschaft 1860“, dem ältesten Königsteiner Verein. Die Minnesänger, die schon manches Fest mit ihrem Gesang verschönert haben, waren an diesem Herbstnachmittag ganz ohne musikalische Mission unterwegs, ihre heißen Bratwürste erfreuten sich aber reißender Nachfrage.

Dafür hatten die „Blechbuckel“ in der Fußgängerzone ihre Instrumente ausgepackt, um zur original bayerischen Blasmusik aufzuspielen. Die eigentlich fünfköpfige Combo aus dem Rhein-Main-Gebiet musste coronabedingt mit einem Mann weniger auftreten. Das tat der guten Stimmung aber keinen Abbruch, und die fröhliche Musik animierte manche Passanten sogar zum Tänzchen auf der Gass‘.

Bürgerbeteiligung

Bürgerbeteiligung war auch am Stand der Polizei gefragt. Das Team rund um Petra Lezius, Leiterin der polizeilichen Prävention des Polizeipräsidiums Westhessen, führte eine Bürgerbefragung zum Thema „Sicherheitsempfinden“ durch, die darauf abzielte, Informationen über die Sicherheitsbedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger einzuholen. Die Umfrage ist ein erster Schritt zur Umsetzung des „Kompass Programms“ zur Stärkung der Sicherheit vor Ort, dem Königstein jüngst beigetreten ist und das auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Bürgerinnen und Bürgern, der Polizei und kommunalen Dienstleistern setzt.

Über rege Beteiligung freuten sich auch die Damen vom „Lions Club Königstein-Burg“, deren heiße Waffeln genauso gefragt waren wie ihr Projekt „Brillen für Afrika“. Silke Lindenberg, Präsidentin des Damenclubs, zeigte stolz auf ein großes Glas voller Sehhilfen und betonte, dass die Aktion noch bis ins neue Jahr hinein laufe und alte Brillen für das Projekt weiterhin bei Dr. Schmidt abgegeben werden könnten.

Präsenz zeigen, ansprechbar sein, Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern, neue Ideen einholen und einfach gemütlich zusammen zu sein und Spaß zu haben, so der Tenor von Mitwirkenden und Gästen, sind die entscheidenden Zutaten für ein gelungenes Event. In diesem Sinne können sich alle Beteiligten auf ein ereignisreiches Oktoberfest-Wochenende auch im nächsten Jahr freuen.

Auch den Gästen aus England, sagte Bürgermeister Helm, habe ihr Aufenthalt in der Burgstadt unglaublich gut gefallen. „Es war für Gastgeber und Gäste ein schönes und herzliches Miteinander“. Der Königsteiner Bürgermeister war sich sicher: „Besser lässt sich so eine Städtepartnerschaft doch gar nicht starten“.

Kriminalhauptkommissarin Petra Lezius (2.v.rechts) und ihr Team führten eine Umfrage zum Thema „Sicherheitsempfinden“ durch. Bürgermeister Leonhard Helm interessierte ein erstes Stimmungsbild.

Es war viel los am verkaufsoffenen Sonntag in Königstein ...
Foto: privat

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