Königstein (as) – Es ist September – und es weihnachtet bereits sehr in Königstein. Nein, es geht nicht darum, dass bereits Lebkuchen in den Supermarktregalen und für alle fühlbar der meteorologische Herbst Einzug halten. Vielmehr darf man sich bereits jetzt auf den runderneuerten Königsteiner Weihnachtsmarkt vom 6. bis 8. Dezember freuen, dessen Konzept am Montag im Rathaus von der Arbeitsgruppe „Weihnachtsmarkt-Dialog 2024“ vorgestellt worden ist.
Was so sperrig klingt, ist das Ergebnis von sechs Sitzungen, in denen die acht Mitglieder aus dem Magistrat, der Stadtverwaltung und aus Vereinen seit Februar viele gute Ideen gesammelt, sortiert und in die nach der schwachen Resonanz des Vorjahres erforderliche Neuausrichtung des Weihnachtsmarktes haben einfließen lassen. „Der Weihnachtsmarkt soll wieder belebter und sichtbarer werden“, benannte Erster Stadtrat Jörg Pöschl, der den Vorsitz der Arbeitsgruppe innehat, das Hauptanliegen.
Dazu gehört in der heutigen Zeit ein Branding, weshalb eine Wort-Bild-Marke „Königsteiner Weihnachtsmarkt – Natürlich. Gemütlich. In festlicher Atmosphäre“ vom Königsteiner Slogan „Wohltuend. Natürlich“ abgeleitet wurde, die Daniel Georgi von den Plaschis als einer der drei Vereinsvertreter präsentierte. Das Design werde sich von den Bühnen über die Beschilderung des Marktes bis hin zu den Anmeldeformularen einheitlich durchziehen, ergänzte Königsteins Veranstaltungsmanager Ronald Wolf.
Vereine werden entlastet
Zu einem Erfolg gehört aber auch eine positive Abschlussrechnung für die Vereine und Gewerbetreibenden nach drei Tagen Weihnachtsmarkt. „Wir haben die Gebühren im positiven Sinne reformiert“, erklärte Pöschl den Auftrag, den die Arbeitsgruppe als „beratendes Gremium des Magistrats“ mit auf den Weg bekommen hatte. Denn im vergangenen Jahr hatte es nur noch 36 Stände auf dem Königsteiner Weihnachtsmarkt gegeben, im Jahr davor waren es noch 48 gewesen, zu guten Zeiten noch vor Corona mehr als 60.
Diese Zahl peilt die Arbeitsgruppe in diesem Jahr wieder an und hat vor allem an der Kostenschraube für die Königsteiner Vereine und die gerne gesehenen Kunsthandwerkstände gedreht. Denn die hohen Standgebühren waren im vergangenen Jahr stark kritisiert und von vielen Vereinen – neben der mangelnden Zahl an freiwilligen Helfern – als Hauptgrund genannt worden, sich vom Weihnachtsmarkt zu verabschieden. In diesem Jahr kann ein Königsteiner Verein einen 3x2 Meter großen Standardstand (von Hütten Ripke mit festem Boden) bei erhöhtem Umsatz (das heißt, es werden Essen und/oder Getränke angeboten) zum Preis von 275 Euro einschließlich Aufbau betreiben. Das sind 80 Euro weniger als vor zwölf Monaten, was einer Ersparnis von 23 Prozent entspricht, und in diesem Beispiel immer noch 30 Euro weniger als vor der letzten Preiserhöhung. „Der Weihnachtsmarkt ist von Königsteinern für Königsteiner. Je mehr Vereine mitmachen, desto höher die Identifikation“, sieht Pöschl in der Gebührenanpassung eine Hauptforderung der Vereine erfüllt, die zudem von der Strom-Wasser-Müll-Pauschale befreit werden. Aber auch gewerbliche Anbieter werden von günstigeren Tarifen profitieren können. Erste positive Rückmeldungen von „Alt-Teilnehmern“, die wieder zurückkehren wollen, habe er bereits erhalten, stellte Gerd Böhmig, Leiter des Fachbereichs Bauen und früher Hauptverantwortlicher für den Weihnachtsmarkt, heraus.
Es wird vor dem Hintergrund knapper Personalressourcen in den Vereinen sogar erstmals die Möglichkeit angeboten, Stände für einen Tag oder einzelne Tage zu mieten. Entweder regeln das die Vereine untereinander und teilen sich einen Stand, oder aber die Stadt versucht, nach Abschluss der Anmeldungen die Terminwünsche der Vereine mit vergleichbaren Angeboten miteinander in Einklang zu bringen. Leere Stände an einzelnen Tagen soll es nicht geben. Am 1. Oktober werden interessierte Standbetreiber bei einem Info-Abend (s. Kasten Seite 3) mehr über die Planungen zum Weihnachtsmarkt erfahren.
Zwei Eventbühnen
Es sieht also gut aus, den Königsteiner Weihnachtsmarkt zu beleben, wozu ganz sicher gehört, den Rathausvorplatz als dritten Veranstaltungsplatz nach einem Jahr Pause wieder mit einem abwechslungsreichen Programm zu bespielen. Dort wird der Weihnachtsmarkt nicht nur am Nachmittag des 6. Dezember durch Bürgermeisterin Beatrice Schenk-Motzko, den Fanfarencorps und einen noch nicht feststehenden „Knalleffekt“ (Pöschl) eröffnet, sondern auch die vom Oberurseler Weihnachtsmarkt bekannte und belebte Dampfeisenbahn wird fahren. Geschmückte und beleuchtete Adventsfenster im Rathaus – eine Idee der Bürgermeisterin – werden täglich hinzugeschaltet, bis an Heiligabend 24 Stück illuminiert sind. Essens- und Getränkestände sorgen weiterhin für Aufenthaltsqualität für die Erwachsenen, ebenso die Eventbühne, die am Eröffnungsabend mit DJ Vincent das junge Publikum anlocken wird.
Eine zweite Bühne wird es auf der Westterrasse der Villa Borgnis geben, beide Flächen werden abwechselnd bespielt. Der noch nicht finale Programmentwurf sieht unter anderem Auftritte eines Bläserensembles und einer Jagdhorngruppe vor. Weiter zieht sich der Weihnachtsmarkt wie eine Perlenkette zum Kapuzinerplatz, wo traditionell das große Kinderkarussell und die Schiffschaukel stehen werden.
Neue Attraktionen sind ein geplantes gemeinsames Singen der Grundschulkinder, ein Krippenspiel, ein Märchenzelt und voraussichtlich kreative Angebote wie Kerzenziehen, organisiert vom Kunstverein, wie dessen Macherin Sabine Mauerwerk ankündigte: „Wir haben Wert darauf gelegt, möglichst familienfreundlich zu sein, vor allem am Sonntag.“ Dann könnte vielleicht sogar ein weihnachtlicher Streichelzoo, den es zuletzt vor Jahrzehnten auf dem Platz vor dem Alten Rathaus gegeben hat, auf den Königsteiner Weihnachtsmarkt zurückkehren. Letzte Details, zu denen auch der Einsatz des Weihnachtsmarkt-Expresses „Rudi“ (ein Pendelbus) zum gleichzeitig stattfindenden Kronberger Weihnachtsmarkt zählt, müssen noch abgestimmt und vom Magistrat bestätigt werden.
Lange wurde auch über die Öffnungszeiten diskutiert. Diese bleiben auf Wunsch der Vereine mit Mittagsverpflegung nun doch die gleichen wie im Vorjahr; das heißt, die vom Magistrat bereits im Januar verkündete Verkürzung um eine Stunde ist vom Tisch. Der Weihnachtsmarkt öffnet also am Samstag und Sonntag weiterhin um 11 Uhr. Am Freitag und am Samstag wird er bis 21.30 Uhr geöffnet sein, am Sonntag bis 19 Uhr.
Neue Glühweintasse
Wo mehr Publikum angelockt wird, dort entstehen unweigerlich mehr Dreck und Abfälle. Zur Ressourcen- und Kosteneinsparung hat die Stadt 6.000 Glühweintassen in der Größe 0,2 Liter gekauft, die an allen Ständen für Heißgetränke verpflichtend sind. Bisher mussten die Betreiber selbst für Trinkgefäße sorgen, was auch dazu führte, dass Papp- und Plastikbecher noch stark zum Einsatz kamen. Die schönen Keramiktassen mit Motiven aus allen Stadtteilen sind für die Standbetreiber kostenneutral, sie werden zum Pfandbetrag von 3 Euro je Becher von der Stadt gemietet und mit dem gleichen Pfand an den Kunden weitergegeben.
Auch die hygienischen Bedingungen werden in diesem Zusammenhang verbessert. Die Vereine bringen die benutzten Tassen – anstatt sie womöglich in lauwarmem oder kaltem Wasser zu spülen – in ebenfalls geliehenen 24er-Steigen zu einem Spülmobil an der Villa Borgnis und erhalten die gleiche Anzahl gespülter Tassen zurück. „Wir denken, dass beides für die Vereine eine dankbare Sache ist und sie entlastet“, sagt Pöschl. Die Kosten für das von einem externen Dienstleister betriebene Spülmobil übernimmt die Stadt.
Die Stadt investiert also einiges in ihren Weihnachtsmarkt, die Ausgaben würden aber „nicht skandalös“ (Pöschl) ausufern. 40.000 Euro sind im Haushalt als Kosten veranschlagt, die die Stadt nicht weitergeben kann. Man verspricht sich, die finanziellen Zugeständnisse an die Vereine durch eine „Art Querfinanzierung“ und die deutlich höhere Zahl an Ständen auszugleichen, so Stadtrat Hartmut Paulsen.
Die Dialoggruppe sprudelte ganz offenbar vor Ideen und ist auch darauf bedacht, den Weihnachtsmarkt in die Breite zu tragen. Es wird ein „Foto-Point“ mit Blick auf die Burg eingerichtet, um das Event auch in Social Media zu pushen. Zudem werden die Besucher mittels QR-Code eingeladen, ihr Königsteiner Weihnachtsmarkterlebnis zu bewerten.
„Die Teamarbeit war richtig befruchtend, es hat einen Riesenspaß gemacht“, sagt Pöschl. Ein Joker für das Jahr 2025 sei jetzt noch ein „kleines“ Riesenrad, sofern ein Sponsor gefunden wird. „Man muss ja auch für 2025 noch Ziele haben“, so der Erste Stadtrat. Er könnte ein gutes Wort einlegen, dass sich die Stadt diese Idee zu Eigen macht, denn die Arbeitsgruppe hat ihre Schuldigkeit – nein: ihre Ehrenaufgabe – erledigt. Und die Vorzeichen stehen gut, dass sie nicht noch einmal benötigt wird, sondern der Weihnachtsmarkt Königstein bereits in diesem Jahr wieder zu einer Erfolgsgeschichte wird.
Infoabend für Vereine
Die Stadt Königstein wird interessierte Vereine und gewerbliche Standbetreiber bei einem Infoabend am 1. Oktober um19.30 Uhr im Haus der Begegnung über ihre Planungen, Leistungen und die neue Kostenstruktur für den diesjährigen Weihnachtsmarkt informieren. Die offizielle Anmeldefrist endet bereits am 10. Oktober.