Ire Sam Bennett beschert seinem deutschen Rennteam Heimsieg

Beim zweiten Erklimmen des Mammolshainer Bergs bat der spätere Sieger Sam Bennett (hier im Vordergrund mit der Startnummer 31) sein Team, das Tempo zu forcieren. Fotos: Puck

Mammolshain (pu/kw) – „Das Team war fantastisch, hat mich gut geschützt. Beim zweiten Mal am Mammolshainer habe ich das Team gebeten, das Tempo zu erhöhen. Das ging fast nach hinten los, da ich bei der dritten Überfahrt Krämpfe bekam. Das Finale war nervös, in der letzten Kurve hat Danny van Poppel mich aber sehr gut nach vorn gebracht und einen perfekten Leadout gefahren. Es ist mein erster Sieg seit meiner Rückkehr zu BORA-hansgrohe. Sie haben die letzten Monate an mich geglaubt. Dass es beim Heimspiel meiner Mannschaft geklappt hat, macht diesen Sieg sehr speziell.“

Emotionale Worte des Iren Sam Bennett (BORA - hansgrohe), der bei der 61. Austragung des Radklassikers Eschborn-Frankfurt nach 183,9 Kilometern im Massensprint vor der Alten Oper in der Frankfurter City die besten Beine hatte und nach 4:27:52 Stunden Fahrtzeit klar dem Kolumbianer Fernando Gaviria (UAE Team Emirates) als Zweitem und dem dahinter Platzierten viermaligen Sieger Alexander Kristoff (Intermarché-Wanty-Gobert Materiaux) das Nachsehen gab. Für Bennett war es gleichzeitig der erste Saisonsieg. Der beste Deutsche Phil Bauhaus (Bahrain-Victorious) verpasste als Vierter ganz knapp das Siegerpodium.

Schon kurz nachdem der sportliche Leiter Fabian Wegmann den Start des UCI WordTour-Rennens in Eschborn freigegeben hatte, bildete sich eine fünfköpfige Ausreißergruppe um den ehemaligen Tour-de-France-Etappensieger Pierre Rolland (B&B Hotels KTM). Mit dem Franzosen ergriffen Johan Meens (Bingoal Pauwels Sauces WB), Juan Antonio Lopez (Burgos BH), Daan Hoole (Trek-Segafredo) und Jens Reynders (Sport Vlaanderen Baloise) die Flucht nach vorne. Relativ schnell wuchs der Vorsprung des Quintetts auf über fünf Minuten nach 34 Kilometern, begünstigt dadurch, dass man es im Hauptfeld offenbar zunächst langsam angehen wollte und die Einrollphase für ein wenig Konversation nutzte.

Kurz vor Oberursel hatte es damit ein Ende, es kam sichtlich Zug ins Verfolgerfeld. Auf dem Feldberg betrug der Vorsprung des Quintetts noch mehr als drei Minuten, bis zur ersten Passage des legendären Mammolshainer Stichs war der Vorsprung auf 2:15 Minuten zusammengeschrumpft, bei der zweiten Überfahrt bereits auf 1:35 Minuten.

Diese Situation nutzten wiederum die deutschen Fahrer Jonas Rutsch (EF Eduaction-EasyPost) und Georg Zimmermann (Intermarché-Wanty-Gobert Materiaux) für eigene Versuche, aus dem Hauptfeld herauszufahren und sich in Szene zu setzen. Dieses Vorhaben wurde zwar rasch vereitelt, doch der Vorstoß sorgte dafür, dass einige Ausreißer bereits 85 Kilometer vor dem Ziel gestellt wurden.

Lediglich Rolland und Meens retteten sich über die Steigung in Richtung Ruppertshainer Berg, bis der Belgier schließlich dem heranfliegenden Peloton nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Einzig Pierre Rolland blieb vorne. Der sehr aktive Jonas Rutsch nahm daraufhin die Verfolgung auf und schloss mit drei weiteren Fahrern zum Franzosen auf. Beim dritten Erklimmen des Mammolshainer Bergs betrug der Vorsprung dieses neu formierten Quintetts gerade einmal rund 40 Sekunden. Nach Überzeugung der Radsportkenner angesichts des langgezogenen Hauptfelds zu wenig, und sie sollten recht behalten. In der vorentscheidenden Rennphase während der finalen Mammolshain-Passage waren sämtliche Ausreißer gestellt.

Geschlossen ging das noch etwa 100 Fahrer starke Feld mit allen Favoriten auf die letzten 40 Kilometer hinein in die Mainmetropole. Hauptsächlich war es der Schweizer Meister Silvan Dillier (Alpecin-Fenix), der das Peloton für seinen Sprinter, Vorjahressieger Jasper Philipsen mit der Startnummer 1, zusammenhielt. Doch auf der letzten der drei Schlussrunden übernahm zunächst Israel-Premier Tech die Führung, ehe BORA-hansgrohe auf der Zielgeraden an die Spitze fuhr und Sam Bennett den Sprint mustergültig anzog.

Mammolshain im Ausnahmezustand

Mit dem Traditionstermin kehrten auch die Zuschauer an die Strecke des Radklassikers zurück und sorgten für die passende Festtagsstimmung am 1. Mai. Vom Start in Eschborn über die Strecken-Hotspots im Taunus bis zur Schleife in Frankfurt feierten die Fans den ganzen Tag über die großen und kleinen Fahrer. Zu den insgesamt 17 über den Tag verteilten Veranstaltungen zählte unter anderem die ŠKODA Velotour mit über 6.200 Teilnehmenden, die bei der 100 Kilometer langen Classic-Variante auch für die Hobbyfahrer den legendären Mammolshainer Anstieg beinhaltete. Demzufolge konnten die zahlreich in den Königsteiner Ortsteil gepilgerten Radsportfans schon morgens die ersten Fahrer mit Beifall, anspornenden Worten und Plakaten enthusiastisch begleiten. Mit dabei erneut auch Dieter „Didi“ Senft, bekannt als „Didi the Devil“ oder „Tourteufel“, der sich das Spektakel auf deutschem Boden ebenfalls einmal mehr nicht entgehen lassen wollte und selbstredend das hr Fernsehen, das für die weltweite Übertragung des Eintagesrennens auf deutschem Boden und somit der überwältigenden Stimmung verantwortlich zeichnete. Wer dabei nicht die ganze Zeit am Straßenrand stehen wollte, konnte auf den von der Freiwilligen Feuerwehr aufgestellten Sitzbänken bei einem erfrischenden Getränk den Stand der Dinge auf der hr-Leinwand verfolgen.

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