Live-Musik, Schlagges und „Best Wetter Ever“: Bei der Schnaademer Kerb ging‘s heiß her

Fast wie auf einem Thron sitzen die Kerbeborsch an ihrem neuen Tisch, der in Zukunft als traditioneller Treffpunkt der Jungs und Mädels dienen soll. Gebaut wurde er von Florian Selg und Alex Kilb aus nachhaltigen Baustoffen – wie man deutlich sehen kann. Foto: Scholl

Kuckuckshausen (gs) – „Bei dieser Hitze muss man viel trinken …“, so lauteten die mahnenden Worte der Kerbeborsch ob der rekordverdächtigen Hitze am Kerbesonntag in Schneidhain. Sie selbst standen bei zünftiger Blasmusik der Liveband „Die Egerländer“ (aus Vockenhausen) im neu erworbenen und frisch gesegneten Kerbezelt und genossen den selbstgekelterten Apfelwein eisgekühlt. Die Eiswürfel waren jedoch nicht aus Wasser, sondern ebenfalls aus purem Apfelwein, da sie den Inhalt der Bembel ja kühlen und nicht verwässern sollten.

Es gab viel zu tun ...

Das Zelt war zum Frühschoppen gut gefüllt und die Stimmung war bei Jung und Alt bestens. Bereits am Samstag traf sich die Jugend zur traditionellen Disco und startete unter Betreuung durch DJ Olli schon mal mit heißen Sounds in das Kerbewochenende, bevor am Samstag voller körperlicher Einsatz gefragt war. Während die eine Hälfte der Kerbeborsch (und -mädels) noch mit Aufräumarbeiten infolge des Vorabends beschäftigt waren, zog es die anderen in Begleitung von Mitgliedern des Heimat- und Brauchtumsvereins Schneidhain gemeinschaftlich in den Wald, um dort den diesjährigen Kerbebaum zu schlagen, aus dem Wald zu schleppen und anschließend vor der Heinrich-Dorn-Halle aufzustellen. Traditionsgemäß wurde der Baum vom „Schlagges“ beschützt, wobei der arme Strohkerl zum Baum hinaufgezogen wurde, um von dort über die Kerb zu wachen und diese zu beschützen. Bei dieser wichtigen Aufgabe bekam er wie immer Verstärkung von den Kerbeborsch, die ihm in einer 24-Stunden-Wache Gesellschaft leisteten und ein wachsames Auge darauf hatten, dass der Kerbebaum nicht von düsteren Gesellen geraubt, geschält oder gefällt werden konnte.

Ein gemeinsames Frühstück aller tatkräftigen Helfer füllte dann im Anschluss an die harte körperliche Arbeit im Walde die Kraftreserven wieder auf, denn bereits am Abend war wieder Party in Schneidhain angesagt. Mit der Mannheimer Live-Band „Bongaz“ hatten die Organisatoren eine Band ausgewählt, die für jedermann die richtige Musik im Gepäck hatte und so für fulminante Stimmung im Zelt sorgte. Ob Rock, Pop oder Schlager – im vollen Zelt ging es rund und die Zeit eigentlich viel zu schnell vorbei. Bis zum Schluss wurde getanzt, gefeiert und Party gemacht.

Man hätte bei dieser Superstimmung sicher auch noch bis zum Sonnenaufgang weitergemacht, wenn denn die Sperrstunde nicht gewesen wäre. Denn wenn man nicht ins Bett geht, dann kann man auch nicht wieder aufstehen – was schade gewesen wäre, denn dann wäre die schöne Tradition des sonntäglichen Weckrufes ad absurdum geführt worden. Und Einzelne gehören offensichtlich auch pünktlich nach Hause geschickt, bevor sie nachts um 1.30 Uhr andere Gäste in den Schwitzkasten nehmen und verprügeln bis die Brille kaputt geht – die Polizei sucht diesbezüglich noch nach Zeugen.

Am Sonntagmorgen zogen also die ausgeschlafenen Kerbeborsch ab 8.30 Uhr durch den Ort, um die tief schlafende Bevölkerung lautstark aufzuwecken und daran zu erinnern, dass schließlich Kerb im Ort ist. Nicht jedem war diese Tradition gleichermaßen präsent, so dass es für manche Einwohner Schneidhains ein eher unsanftes Erwachen am Kerbesonntag gab, über das sich diese auch lautstark beklagten. Schade eigentlich, denn mit dieser schönen Tradition laden die Kerbeborsch „ihre“ Schneidhainer alljährlich zum Frühschoppen auf der Kerb ein.

Eichung der Neulinge

Ebenfalls am Sonntag dann – leidlich erholt und ausgenüchtert – stand die „Eichung“ der Neulinge auf dem Programm. Auch in diesem Jahr hat wieder ein Anwärter das „Testverfahren“ erfolgreich durchlaufen und wurde nach Überprüfung seiner hervorragenden Heimatkenntnisse, seiner Trinkfestigkeit und seiner Ausdauer in den erlesenen Kreis der Kerbeborsch aufgenommen.

Am Montag hatte dann auch die mehrtägige 24-Stunden-Wache ein Ende und der „Schlagges“ wurde vom Baum geholt – nur, um anschließend traditionell beerdigt zu werden. Für die Kerbeborsch ging damit der Höhepunkt „ihres“ Jahres zu Ende und sie konnten auf ein tolles, stimmungsvolles und feucht-fröhliches Fest („Es war heiß, man MUSSTE viel trinken“) zurückblicken.

Bleibt noch zu erwähnen, dass die Kerbeborsch ab sofort über einen neuen Tisch verfügen, den Alex Kilb und Florian Selg extra für dieses Fest gebaut hatten. Der beeindruckende Stehtisch bietet genug Platz für alle Kerbeborsch (momentan achtzehn an der Zahl) und verfügt praktischerweise über, an die Gerippten angepasste, „Löcher“, damit die Gläser nicht mehr umfallen können! Eine tolle Idee, soll dieser Tisch doch in Zukunft der erkennbare Treffpunkt der Kerbeborsch werden, denn er steht für ein Miteinander, dass man heute nur noch selten findet und das es für die Zukunft zu erhalten gilt.



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