Vor 25 Jahren wurde die sanierte Stadthalle eingeweiht

Kronbergs markantes „Schmuckkästchen“ prägt seit 1992 das Stadtzentrum. Foto: S. Puck (Archiv)

Kronberg (pu) – Die jahrelange Diskussion zum Thema „Bahnhofsgelände“ lässt Erinnerungen wach werden an ein Großprojekt, das zunächst ebenfalls für erhitzte Gemüter und langwierige Verhandlungen gesorgt hatte und vor 25 Jahren erfolgreich abgeschlossen werden konnte: Die Neugestaltung des Stadtzentrums.

Die Kronberger Stadthalle am Berliner Platz gilt als eines der markantesten Bauwerke der Burgstadt. In diesen Tagen sind genau 25 Jahre vergangen, seitdem der Gebäudekomplex in seiner jetzigen Form nach langwieriger Planungsphase und darauffolgenden umfangreichen Sanierungs- und Anbaumaßnahmen eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben wurde. Ganze drei Tage, vom 17. bis 19. Januar 1992, feierten Honoratioren und Bürger die endgültige Fertigstellung eines für Kronberger Verhältnisse einzigartigen Großbau-Projekts und damit das Ergebnis eines jahrelangen Findungsprozesses in dessen Verlauf es drei Probleme zu bewältigen galt, die Mitte der 1980er-Jahre akut geworden waren.

Da war einerseits die in die Jahre gekommene Stadthalle, die ursprünglich zunächst als Speisesaal der Falkensteiner Lungenheilanstalt fungierte, 1907 dort als „entbehrlich“ deklariert der Nachbargemeinde Kronberg zum Kauf angeboten worden war. Für 4.500 Mark wechselte das Gebäude, das Stein für Stein zunächst in Falkenstein abgetragen und anschließend nach den Plänen von Architekt Kurt Friedenberg am Berliner Platz wieder aufgebaut wurde, seinerzeit den Besitzer. Die Giebelwand sollte auf Wunsch der Stadtparlamentarier ein Pendant zur Burg bilden, das Gebäude wurde von Schulen und Vereinen fortan vorwiegend als Turnhalle genutzt. Die angegliederte kleine Halle diente als Annahmestelle für Obst.

Doch rund 80 Jahre später ließ der bauliche und technische Zustand des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes zu wünschen übrig. Nach Aufgabe der alten Grundschule entfiel die Nutzung als Turnhalle. Für die alternative Nutzung als Versammlungsstätte fehlten die räumlichen Voraussetzungen, weil es an ausreichenden Nebenräumen und Foyerflächen mangelte. Darüber hinaus meldete die Freiwillige Feuerwehr immer dringender eine Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses an und auch die Parkplatzsituation rund um den Berliner Platz trieb den Verantwortlichen der verschiedenen Gremien immer häufiger die Sorgenfalten auf die Stirn.

Eine Gesamtlösung musste her und so beschloss die Stadtverordnetenversammlung am 11. Oktober 1984, einen landesoffenen Wettbewerb für dieses so sensible Gebiet im Herzen Kronbergs auszuschreiben. Im Sommer des Folgejahres vergab ein Preisgericht den ersten Preis, dennoch war zunächst ein Überarbeiten der Wettbewerbsunterlagen erforderlich, bis endgültig im September 1987 die Architektengemeinschaft Dipl.-Ing. Jürgen Frauenfeld den Planungsauftrag erhielt. Der damalige Baudezernent Karsten Stahlberg (parteilos) war bestrebt, die Vertreter aller Parteien eng in die Planungsphase einzubinden und so wurde eine „Kommission Bauvorhaben Berliner Platz“ ins Leben gerufen. Die Baugenehmigung zur ersten Baustufe (Erweiterung der Feuerwehr) lag schließlich am 23. Januar 1989 vor, im Sommer gab es „grünes“ Licht für den Umbau und die Erweiterung der Stadthalle und im Herbst folgte die Baugenehmigung für die Tiefgarage, eine Maßnahme, die im Vorfeld für reichlich Diskussionsstoff gesorgt hatte. Eine Tiefgarage an zentraler Stelle im beschaulichen Kronberg? Für viele schien dies undenkbar.

„Wir haben uns deshalb in anderen Städten Tiefgaragen angesehen, um uns Anregungen zu holen“, erinnert sich der damalige SPD-Fraktionsvorsitzenden Peter Stuckenschmidt als Kommissionsmitglied zurück. Nach sorgfältiger Abwägung einigte man sich in Zusammenarbeit mit der Architektengemeinschaft Dipl.-Ing. Jürgen Frauenfeld schließlich auf eine dreigeschossige Anlage mit 283 Stellplätzen in weitestgehender stützenfreier Konstruktionsbauweise und damit auf eine Variante, die nach ihrer Fertigstellung als eine der modernsten Anlagen Deutschlands gelobt und deshalb vom ADAC als „vorbildlich“ ausgezeichnet wurde.

Die Grundsteinlegung für die Gesamtmaßnahme erfolgte am 9. März 1990, im Zuge der Bauarbeiten zur Tiefgarage erfolgte der Abriss der kleinen Halle und dann ging es Schlag auf Schlag: Richtfest 4. Dezember 1990, Einweihung der Tiefgarage am 19. Juli 1991 und ein halbes Jahr später schließlich die Einweihung des neuen „Schmuckkästchens“, der Stadthalle, liebevoll auch als „Kronbergs gute Stube“ bezeichnet.

Die damalige Stadtverordnetenvorsteherin Gisela Bretz schrieb in ihrem Grußwort zur Einweihung „Ich glaube, es erweist sich nun als Glücksfall, dass man in Kronberg geduldig abwartete, bis die gewählten Vertreter der Bevölkerung sich nach einer langen gründlichen Planungsphase für einen Aus-, Um- und Anbau der Stadthalle entschieden haben.“ Die „breite Zustimmung“, die dieses Projekt bei den Stadtverordneten gefunden habe, „läßt hoffen, dass sich die Bürger mit diesem neugestalteten Stadtmittelpunkt identifizieren und dass unsere Entscheidung, hier Altes mit Neuem zu verbinden, um dem besonderen Flair Kronbergs gerecht zu werden, auch von späteren Generationen verstanden und gebilligt wird“.

Natürlich wurde auch damals um einzelne finanzielle Posten gerungen. Peter Stuckenschmidt erinnert sich noch wie heute an die Debatten, die alleine die Entscheidung zur Beleuchtung in der Stadthalle mit sich brachte denn nachdem zunächst in der ersten Kostenübersicht lediglich praktische und kostengünstige Leuchtmittel berücksichtigt worden seien und folglich die Kosten überschaubar blieben, sei in der „Kommission Bauvorhaben Berliner Platz“ nach und nach der Gedanke gereift, im Festsaal als Ersatz für die ehemaligen Kronleuchter neue Lüster entwerfen zu lassen. „Dies trieb die Kosten natürlich in die Höhe und wir schafften es mit dieser Entscheidung sogar in eine WIESO-Sendung, weil der Bund der Steuerzahler uns Kronberger für diese vermeintliche Steuergeldverschwendung an den Pranger stellte“, plaudert Stuckenschmidt aus dem Nähkästchen. Einigen kurzzeitigen Widerständen zum Trotz habe man sich schließlich für die Lüster entschieden und die positive Resonanz in der Bevölkerung habe gezeigt, dass man richtig entschieden habe.

Mit der Neugestaltung des Stadtzentrums war ein erster und wichtiger Schritt zurück gelegt worden, als weitere Maßnahmen standen seinerzeit noch die Neubebauung des Hotels zur Post und der Umbau und die Erweiterung des ehemaligen Grundschulgebäudes auf der Agenda. Während ersteres noch umgesetzt wurde, scheiterten die Pläne zur Sanierung der alten Grundschule aus Kostengründen. Das Gebäude wurde vor einigen Jahren abgerissen und statt dessen entstand – ebenfalls nach langwieriger Diskussionsphase 2005/2006 der jetzige Gebäudekomplex.

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