Kronberg (kb) – Nach den unerwartet hochsommerlich heißen Tagen Anfang September konnte man sich herbstliches Treiben noch gar nicht richtig vorstellen. Die Mesopotamischen Damhirsche hatten da offensichtlich ein anderes „Empfinden“, denn bei ihnen hat längst die Brunft begonnen. Sie findet stets im August/September statt und es bedarf nicht wie bei den Europäischen Rothirschen einer in der Regel kühleren, herbstlichen Witterung, um dem Drang nach Fortpflanzung Ausdruck zu verleihen.
Und auch in anderer Hinsicht unterscheiden sich die Mesopotamischen Damhirsche von der heimischen Hirschart: Ihr Brunftruf ist überhaupt nicht mit dem berühmten „Röhren“ zu vergleichen; er hört sich eher wie ein dezentes Rülpsen an. Aber der Effekt ist derselbe: Die potenziellen Konkurrenten reagieren und messen sich untereinander. Ein Kampf wird allerdings möglichst vermieden, birgt er doch das Risiko von Verletzungen. Es lassen sich bei den Kontrahenten aber verschiedene, ritualisierte Verhaltensweisen beobachten. Nebeneinander herlaufend versuchen sie beispielsweise den Gegner durch möglichst imposantes Verhalten einzuschüchtern. Letztendlich aber heißt es dann „Damenwahl“, denn die Wahl des Geschlechtspartners liegt bei den Weibchen.
Und so ist die Brunft bei den Mesopotamischen Damhirschen zwar ein leiseres Geschehen, erfreut Zoodirektor Dr. Thomas Kauffels aber ganz besonders: „Ohne das Zutun des Opel-Zoo wäre der Mesopotamische Damhirsch vermutlich ausgestorben und so freuen wir uns bei dieser Tierart jedes Jahr auf Nachwuchs.“
Für diese Tierart existiert ein sogenanntes Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), welches vom Kronberger Freigehege geführt wird und so dafür Sorge trägt, dass auch künftige Generationen diesen einzigartigen Hirsch erleben können. Und so ist die Arterhaltung des Mesopotamischen Damhirschs inzwischen offensichtlich zu einem Kronberger Anliegen geworden, denn seit vielen Jahren hat der Kronberger Tierschutzverein eine Tierpatenschaft für den Hirsch „Gilgamesh“ und seit dem Tod des Kronberger Flusspferdes Tana, Ende 2014, unterstützt auch der Magistrat der Stadt Kronberg die Artenschutzaufgaben für den Mesopotamischen Damhirsch.