Zwei Kilo schwerer aber glücklich verabschieden sich die Abiturient/-innen des LK Chemie (teilweise in Verkleidung) der Altkönigschule.
Fotos: privat
Kronberg (kb) – Zum Abschluss ihrer Schulzeit haben 16 Abiturientinnen und Abiturienten des Chemie Leistungskurses von Petra Duwe (MINT-Beauftragte der Altkönigschule) unter Beweis gestellt, dass sie nicht nur chemische, sondern auch kulinarische Experimente durchführen können.
Molekulares Kochen – ein Event der Superlative. Die Molekularküche setzt bei der Zubereitung von Speisen und Getränken Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Untersuchungen biochemischer, physikalischer und chemischer Prozesse um. „Wir haben die Herausforderung angenommen, da das Herstellen genauer Lösungen und das Arbeiten nach genauer Anleitung nach drei Jahren Experimentieren im Chemieleistungskurs leicht von der Hand geht“, so die Schüler.
Mit Hilfe von Chemikalien gelang es den Leistungskursschülern ein mehrgängiges Menü zu zaubern, das nach der Fertigstellung gemeinsam an einer großen Tafel verspeist wurde. Essen und Trinken im Chemieunterricht und in den Chemieräumen ist verboten. „Wir durften jedoch in der sehr gut ausgestatteten Unterrichtsküche des Fachbereichs Arbeitslehre unserer Schule grenzenlos werkeln und essen“, erzählt die Lehrerin.
Jeder Kochvorgang in der molekularen Küche ist ein molekularer Prozess. Zur Herstellung von Basilikumduft wurde z.B. Lecithin eingesetzt, ein Emulgator, der Luftblasen stabilisiert und darüber hinaus den Geschmack des Trägermaterials intensiviert; eine luftige Angelegenheit. Dieser wurde auf kleinen Tomaten und Mozzarellakugeln dekoriert. Hinzu kamen Perlen aus Balsamicoessig, die mit Hilfe von Agar-Agar, ein geschmacksneutrales Geliermittel, das aus Algen extrahiert wird, in ein eisgekühltes Olivenölbad getropft wurden. Die Herstellung der Perlen stellte sich aber schwieriger heraus als erwartet, da die Mischung im Olivenölbad leicht verklumpte. Erst nach mehrmaligen Versuchen waren die SchülerInnen erfolgreich.
Als Zwischengang stellte eine Arbeitsgruppe in einem aufwendigen Verfahren Espuma aus Mangokokossuppe her, was im Spanischen nichts anderes als Schaum bedeutet. Espuma kommt auch ohne die Zutat von Sahne und Eiern zum Auflockern aus. Gearbeitet wird hier mit Kohlendioxidpatronen und einem Gourmet Whip, ein spezielles Aufschäumgerät, sodass die natürlichen Aromen der Grundzutaten sehr viel intensiver erhalten bleiben. Köstlich! Als weitere Vorspeise standen Datteln im Speckmantel an gefrorenem Parmesanschaum mit Ziegenkäseravioli mit auf dem Speiseplan. Der Ziegenkäse wurde mit Alginat, ebenfalls ein Bindemittel aus Algen, kräftig verrührt, mit einem Löffel kleine Portionen in ein Calciumionenbad getropft und im Anschluss in einem mineralstoffarmen Wasserbad ausgewaschen. Die Schüler kamen sich mit all ihren Lösungen ein bisschen wie Alchemisten vor.
Ein mit dem Niedertemperaturverfahren über drei Stunden mit frischem Rosmarin gegartes Roastbeef stellte das Hauptgericht dar und wäre auch für Zahnlose eine Gaumenfreude gewesen.
Den krönenden Abschluss bildeten die Nachtische: ein „Spiegelei“ aus Vanillejoghurt und Mangokugeln und mit flüssigem Stickstoff hergestelltes Erdbeersorbet und Maroneneis. Flüssiger Stickstoff hat eine Temperatur von – 192 °Grad Celsius, sodass hier selbstverständlich mit Schutzbrille und Kältehandschuhen gearbeitet wurde. Ein besondererDank geht hierbei an die Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, die den flüssigen Stickstoff zu Verfügung gestellt hatte.
Zwei Kilo schwerer, aber glücklich verabschieden sich die Abiturient/-innen des LK Chemie der Altkönigschule.
Wer Hunger bekommen hat, kann sich im nächsten Jahr zum Chemie-Leistungskurs anmelden und in drei Jahren mitkochen.