Kronberg (mw) – Jeder Einbruch geht an die Substanz. Es ist beängstigend und erschreckend, wenn man in seine Wohnung oder sein Haus zurückkommt und jeden Winkel zerwühlt findet, mal ganz abgesehen von dem Gefühl, bestohlen worden zu sein und neben dem materiellen Schaden, ganz persönliche Dinge, wie geerbten Schmuck verloren zu haben. Man fühlt sich schutzlos. Gefeit ist vor dieser Situation wohl niemand, aber die hessische Polizei versucht immer wieder in Kampagnen, darüber aufzuklären, wie man Wohnungseinbrüche bekämpfen kann. „Bei uns gibt es nichts zu holen“ oder „Wenn die wollen, kommen die überall rein“ sind Fehleinschätzungen, die die Fachberater des Polizeipräsidiums Westhessen häufig zu hören bekommt, berichtet der Pressesprecher der Polizeidirektion Hochtaunus, Michael Greulich. Viele Menschen seien nachlässig, wenn es um den Schutz ihrer Wohnung beziehungsweise ihres Hauses vor Einbrechern geht. Beim Verlassen der Wohnung oder des Hauses verschließt nur jeder Zweite die Tür und die Fenster. „Jede Tür, die nur in das Schloss fällt, kann einfach geöffnet werden. Jedes gekippte Fenster ist eine Einladung für jeden Einbrecher“, weiß Greulich. Dass jedoch einfache Sicherungsmaßnahmen schon eine große Wirkung erzielen können, belegen die gestiegenen Zahlen der Einbruchsversuche. Trotz berechtigter Angst vor organisiertem Verbrechen sei die polizeiliche Erfahrung: die wenigsten Einbrecher sind gut ausgerüstete „Profis“. Es gibt drei Gruppen von Tätern: Erstens, die örtlichen Gelegenheitsäter, die im Ort wohnen und Gelegenheiten, die wenn sie ein gekipptes Fenster oder eine leicht aufzuhebelnde Terrassentür sehen eindringen. Zweitens die Beschaffungskriminalität, das heißt die Täter, die aus der Großstadt hinaus in den Taunus kommen, um zu stehlen, um ihren Drogenkonsum zu finanzieren. „Ja, und es gibt natürlich auch die osteuropäischen Gruppierungen, die sich organisieren und zweifelsohne auch in Kronberg oder Königstein einbrechen.“ In diesem Zusammenhang verweist der Pressesprecher jedoch darauf, dass die Einbruchszahlen vergangenes Jahr rückläufig waren und auch in 2016 mit 18 Einbrüchen bis Ende Juli in Kronberg keinesfalls eine Zunahme verzeichnen würden. „Das sind nicht viele Einbrüche“, betont er. Im Juli sind fünf Einbrüche dokumentiert, in verschiedenen Straßen, im Mai gar keine. Im April waren war unter anderem Anwohner der Albanusstraße von den Einbrüchen betroffen. Ein Anwohnerin will sensibel machen für die Gefahr, das eigene Haus unbeobachtet zu lassen. Sie ist überzeugt davon, dass die Einbrüche durch organisierte Banden seit dem letzten Jahr stetig zugenommen haben. Greulich hält dagegen, dass, wenn es in einer Straße erst einmal mehrere Einbrüche gegeben habe, das subjektive Empfinden wachse, im ganzen Viertel würde systematisch eingebrochen. Deshalb ist ihm wichtig, auf die aktuell „völlig unproblematische Menge“ von Einbrüchen hinzuweisen. Für jedoch absolut richtig hält er den Appell der Anwohnerin, die hier namentlich nicht genannt werden möchte, die Bürger sensibel zu machen für Auffälligkeiten. Wenn Anwohner oder Vorübereilende, verdächtige Personen sehen, die sich über eine längere Zeit an Ort und Stelle befinden und zu spähen scheinen oder im Auto abwartend sitzen bleiben, sollen sie handeln. „Die Devise lautet hinschauen, nicht wegschauen“, betont Greulich. Jeder Bürger solle verdächtige Situationen in jedem Fall und sofort bei der Polizeidienstelle in Königstein melden. „Wir sind über jede Meldung dankbar, besser ein Mal zu viel gemeldet als gar nicht“, sagt er. Die Mitarbeiter seien sensibel dafür, jeden Hinweis ernst zu nehmen und ihm nachzugehen.
Die Anwohnerin aus der Albanusstraße ruft die Bürger innerhalb der Stadt dazu auf, aufmerksamer zu werden, „die Augen aufzumachen“, damit Kronberg für die Einbrecher, „gerade jetzt zur Ferienzeit nicht Schlaraffenland werde.“ Seit sie mit ihrem Mann aus London nach einem versuchten Einbruch nach Hause kam – die Alarmanlage hatte die Nachbarn auf den Plan gerufen und die Diebe verjagt – und das Haus der Nachbarn kurz darauf komplett ausgeräumt wurde, wirbt sie für mehr Achtsamkeit und engere Absprachen innerhalb der Straßenzüge, um zu verhindern, dass Anwohner, wenn sie in den Urlaub fahren, sich nicht um ihr Zuhause sorgen müssen. „Die Bürger müssen sich selbst helfen“, sagt sie. Da hilft alles nichts.“ Diese Art der Nachbarschaftshilfe neben anderen Vorsichtsmaßnahmen (www.polizei-beratung.de) propagiert auch die Polizei in Bevölkerungshinweisen regelmäßig wie in Folgendem: „Die Erfahrung der Polizei zeigt, dass Einbrecher nicht nur nachts unterwegs sind, sondern auch tagsüber ihr Unwesen treiben. Meist in wenigen Sekunden sind Fenster oder Terrassentüren aufgehebelt und davor schützt auch kein abschließbarer Fenstergriff Sinnvoll erweist sich die Nachrüstung mit einbruchhemmenden Beschlägen oder genormte Fensterzusatzschlösser. Damit aber Einbrecher erst gar nicht auf die Idee kommen ein Objekt auszuwählen, empfiehlt die Polizei das Haus oder die Wohnung nicht unbewohnt erscheinen zu lassen. Die Rollläden sollten bei Abwesenheit tagsüber nicht herunter gelassen sein, sondern nur nachts. Zu Beginn der Dämmerung signalisieren (auch mit Zeitschaltuhr) eingeschaltete Lampen im Haus Anwesenheit.“ Auch sie appellieren an Nachbarschaftshilfe: „Fahren Sie in Urlaub, bitten Sie Nachbarn oder Bekannte ihren Briefkasten zu leeren. Hinterlassen Sie weder auf dem Anrufbeantworter, noch in sozialen Netzwerken Hinweise darauf, dass Sie sich im Urlaub befinden.“
Michael Greulich betont, dass jedes vollständige Kennzeichen eine große Hilfe für die Polizeiarbeit sein kann. Über die Methoden, wie bei organisierten osteuropäischen Verbrecherbanden ermittlungstechnisch vorgegangen wird, darf er allerdings keine Auskunft geben, um die Ermittlungen nicht zu gefährden.
Wiederholt hätten Bürger erst nach einer Meldung in der Presse reagiert und bei der Polizei angerufen, um einen Verdachtsfall zu schildern. Wichtig sei aber, sofort zum Handy zu greifen und beim Einsetzen einer Alarmanlage dem Ruf zu folgen, statt wegzuhören. „Achten Sie auf verdächtige Personen und auswärtige Fahrzeuge in Ihrem Wohngebiet. Merken Sie sich Kennzeichen und Personenbeschreibung. Im Verdachtsfalle informieren Sie Ihre Polizei“, bittet er. Die betroffene Anwohnerin aus der Albanusstraße will mit ihren Nachbarn im bürgerschaftlichen Engagement noch näher zusammenrücken, versuchen sich abzusprechen, wann wer in den Urlaub fährt, und mit Aufklärung dafür sorgen, dass Kronbergs Straßenzüge den Tätern gerade jetzt zur Sommerferienzeit möglichst wenig offensichtliche Chancen zum Einbruch bieten. Nicht für Gelegenheitseinbrecher und auch nicht für organisierte Banden, deren Spähtrupps sie in den Wohnstraßen schon mehrfach beobachtet haben will.