Oberhöchstadt (pu) – Die Feuerwehr 1891 Oberhöchstadt blickt in diesem Jahr mit großem Stolz eine 125-jährige Geschichte zurück. Ein großes Jubiläum, das gebührend gefeiert werden soll und daher haben sich die Verantwortlichen entschieden, das Ganze etappenweise zu begehen.
Festtermine
Während der zum Auftakt stattfindende Festabend kommenden Samstag lediglich geladenen Ehrengästen vorbehalten ist, können alle Interessierten Sonntag, 22. Mai, um 11 Uhr beim Ökumenischen Festgottesdienst in der Kirche St. Vitus mit anschließendem Gedenken an die Verstorbenen mit Kranzniederlegung am Ehrenmal an der Katholischen Kirche dabei sein. Als nächstes steht mit dem „Tag der offenen Tür“ Donnerstag, 26. Mai von 11 bis 18 Uhr auf dem Gelände Am Kirchberg ein großes Familienfest. Dabei können sich Besucher über die verschiedenen Abteilungen, Einsatzfahrzeuge, Ausrüstung, Einsätze und die vielfältigen Aufgaben der Feuerwehr informieren. Die Einsatzabteilung und die Jugendfeuerwehr stellen ihr Können in Schauübungen um 13.30 Uhr und 15.30 Uhr unter Beweis. Um 14.30 Uhr sind Ehrungen und Beförderungen vorgesehen. Der Nachwuchs kann sich bei der Minifeuerwehr schminken lassen oder beim Luftballon-Wetflugwettbewerb teilnehmen. Die Preisverleihung für den weitesten Flug wird anlässlich der Jubiläumsfeier im Oktober dieses Jahres durchgeführt. Des Weiteren besteht für die Besucher die Möglichkeit, an einem Feuerlöschtrainer ihre eigenen Feuerwehrfähigkeiten auszuprobieren. Darüber hinaus werden Listen für ein von der Feuerwehr angebotenes, detailliertes Feuerlöschtraining ausgelegt, an dem alle Interessierten teilnehmen können. Die Termine für dieses Angebot sind vor Ort zu erfahren. Für die musikalische Unterhaltung der Gäste des Tags der offenen Tür sorgt der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Oberhöchstadt. Das leibliche Wohl wird mit kalten Getränken, Leckereien vom Grill sowie Kaffee und Kuchen keinesfalls zu kurz kommen. Die in den umliegenden Straßen bestehenden Parkmöglichkeiten werden durch die von der Metzgerei Klein in der Sodener Straße zur Verfügung gestellten Parkplätze aufgestockt. Die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Oberhöchstadt freuen sich auf viele Gäste.
Blick in die Historie
Beginnend mit der heutigen Ausgabe lässt der Kronberger Bote während der nächsten Monate in 25-Jahr-Schritten die Entwicklungsgeschichte der Freiwilligen Feuerwehr Oberhöchstadt von 1891 bis heute Revue passieren. Den Abschluss finden Rückblick und Feierlichkeiten von Samstag, 1. bis Montag, 3. Oktober mit einem Festwochenende im Rahmen der Oberhöchstädter Kerb. Näheres zum Programmablauf wird zum gegebenen Zeitpunkt bekannt gegeben. Die Schirmherrschaft rund um die Feierlichkeiten hat Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos) übernommen.
Die Anfangsjahre 1891 bis 1916
13 Männer waren am 31. Oktober 1891 der Ansicht, es sei an der Zeit zur Gründung eines freiwilligen Feuerwehrvereins. Es vergingen daher lediglich ein paar Tage, bis am 8. November Statuten festgesetzt waren und die Wahl eines Vorstands erfolgte. Zum ersten Oberhöchstädter Brandmeister wurde Philipp Burk gewählt. Ihm zur Seite standen Vorsitzender Jean Hildmann und Schriftführer Christian Kopp. Als Kassierer fungierte Heinrich Beitz, als Spritzenmeister Philipp Kempf und als Zeugmeister Ignatz Hildmann. Neben dem Gründungsvorstand unterzeichneten noch Johann Beitz, August Gruber, Joseph Aloys Hildmann, Bruno Hildmann, Johann Hildmann VII., Peter Hildmann, Nikolaus Kempf, Wendel Kopp, Adolf Lang, Heinrich Lang, Johann Lang, Georg Lindenschmidt, Johann Lorenz, Johann Mollath, Friedrich Racky, Peter Ried, Johann Schreibweis, Peter Joseph Schreibweis, Philipp Weis, Georg Wolf, Johann Wolf und Johann Wormser die Statuten. Die Namen der eigentlichen 13 Gründer sind nicht für die Nachwelt notiert worden. In den folgenden Wochen trieb die Vereinsspitze mit großem Eifer den Aufbau weiter voran, etwa durch eine zum Jahresende an die Gemeinde gerichtete Eingabe mit der Bitte um einen jährlichen Zuschuss von 200 Mark, im Februar 1892 durch den Beschluss zum Eintritt in die Nassauische Unfallversicherung. Im Dezember desselben Jahres fand die Oberhöchstädter Feuerwehr Aufnahme in den Nassauischen Feuerwehrverband.
Soweit die positiven Nachrichten, Negative blieben ebenfalls nicht aus denn im Dezember 1892 trat der Gründungsvorsitzende Jean Hildmann zurück. In der Folge übernahm Brandmeister Philipp Burk in Personalunion auch den Vereinsvorsitz. Durch eine Statutenänderung wurde diese Verbindung von Kommandanten und Vorsitzendenamt im März 1893 festgeschrieben.
Gegenwind für die neue Wehr
Als ärgster Widersacher der neuen Wehr machte Gemeindevorsteher Joseph Hildmann aus seiner Meinung „daß eine Freiwillige Feuerwehr nicht notwendig und Luxus sei, es sei auch früher ohne dieselbe gelöscht worden“ keinen Hehl. Zeugmeister Ignaz Hildmann richtete am 20. April 1892 eine empörte Eingabe an das Königliche Landratsamt in Homburg und fragte nach, ob es wohl gesetzeswidrig sei, wenn der Gemeindevorsteher in einer öffentlichen Versammlung äußert, ihm sei es am liebsten, wenn bei einem Brand „6 bis 8 handfeste Männer“ mit Feuerhaken alles einrissen. Der Landrat antwortete bedauernd, er sehe keine Möglichkeit zur strafrechtlichen Verfolgung des Feuerwehrfeindes. In diesem Zusammenhang darf Gemeindevorsteher Hildmann übrigens nicht verwechselt werden mit dem damaligen Bürgermeister Hildmann, der sich durch zahllose Eingaben an Landratsamt und Brandversicherung sehr um die Feuerwehr verdient machte und 1895 zum Ehrenmitglied ernannt wurde.
Andere Bräuche
Seltsam muten heute die Bräuche an, die bei der Vergabe der Vereinsämter herrschten. So verfügte der Verein beispielsweise über einen Vereinsdiener. Ihm oblag unter anderem das Herumtragen der Cirkulare, also jener Rundschreiben, in denen sich die Mitglieder eintragen können, die an einem Ausflug teilnehmen (das Vervielfältigen einer Einladung mit anhängendem Antwortabschnitt wäre teurer gekommen). Das Kassiereramt ging 1893 per Versteigerung an Peter Hildmann zu einem Jahresgehalt von 5,90 Mark. Für das Eintreiben der Beiträge und Strafgelder wurde bald ein Erheber gewählt, der 1901 mit 6,70 Mark entlohnt wurde. Der erste erhaltene Kassenbericht wies für das Jahr 1907 Einnahmen von 472,49 Mark gegenüber Ausgaben von 330,23 Mark aus.
Die Personen
Philipp Burk leitete die Feuerwehr 19 Jahre lang und erwarb größte Verdienste um den Aufbau des Vereins und die Ausrüstung der Wehr. Nach zunehmender Kritik am Vorstand trat er 1909 zurück, amtierte aber noch bis zur Generalversammlung im Januar 1910, in deren Verlauf er einstimmig zum Ehrenkommandanten der Feuerwehr Oberhöchstadt mit Ehrendiplom und Ehrendegen ernannt wurde. Von 1912 bis 1913 fungierte er noch einmal als stellvertretender Kommandant.
Für drei Jahre hieß sein Nachfolger als Brandmeister und Vorsitzender Nikolaus Racky, dessen Ausscheiden aus dem Amt nur zwei Monate später gar den Vereinsausschluss zur Folge hat wegen (nicht überlieferter) „Aussagen“, die er dem stellvertretenden Kommandanten Johann Schäfer gegenüber gemacht haben soll.
Als neuer Mann an der Spitze übernahm im Januar 1913 Gottfried Sachs sen. als Kommandant. Nur ein gutes Jahr nach seinem Amtsantritt brach der Krieg aus. Viele der Kameraden wurden eingezogen, die Feuerwehrarbeit kam fast völlig zum Stillstand. Nur die jährliche Generalversammlung zeugt noch vom Fortbestehen des Vereins.
Ausrüstung, Ausbildung und Einsätze
Von Standards wie heutzutage hätte man in den Anfängen der Oberhöchstädter Wehr niemals zu träumen gewagt. Laut Revisionsbericht, den Feuerlösch-Inspektor Mayer von der Nassauischen Brandversicherungsanstalt am 10. März 1892 nach Wiesbaden sendete, diente als Löschwasserversorgung für die 937 Seelen zählende Gemeinde ein ausgemauerter, vom Gießbach (heute Waldwiesenbach) gespeister Brandweiher von 90 Kubikmetern sowie die den Ort durchfließenden Bäche. Eine Wasserleitung gab es noch nicht. Die Gemeinde verfügte über eine vierrädrige Druckspritze (Baujahr 1874) mit eisernem Wasserkasten, von Hand oder mit Pferden zu ziehen, dazu 39 Meter Hanfdruckschläuche. Hinzu kamen zwei 9 Meter lange Anstellleitern, vier Feuerhaken, 16 Hanfeimer. Mayer empfahl die Anschaffung einer kleinen Saug- und Druckspritze, weiterer 60 Meter Schlauch sowie einer Schlauchtrockenvorrichtung.
Die Freiwillige Feuerwehr kaufte daraufhin für die damals gewaltige Summe von insgesamt 772, 85 Mark 12 Lederhelme, 26 Filzhelme, 2 Offiziershelme, je 12 Steigergurte und -leinen mit Carabiner, 12 Steiger und zwei Führerbeile, 28 Mannschaftsgurte, 40 Juppen, 1 Signalhorn, 2 Commando und 3 Führerhupen. Inspektor Mayer konnte „die Bemerkung nicht unterdrücken, daß (...) in Anbetracht der pekuniären Verhältnisse vorerst etwas sparsamer hätte vorgegangen werden können.“ In Bezug auf die Uniformen sollte sich jedes Mitglied verpflichten, nicht aus dem Verein auszutreten, bevor der Anzug bezahlt ist. Im Mai 1897 erfolgte die Nachjustierung, wonach jedes Mitglied 4 Mark zahlte, bevor es den Uniformrock erhielt. Der Verein trug den Restbetrag (200 Mark) und behielt das Eigentum an den Röcken.
Um die Disziplin in der Wehr zu verbessern, vor allem, um regelmäßigen Übungsbesuch zu erwirken, wurde außerdem schon bald nach Vereinsgründung bis 1910 mit Strafgeldern gearbeitet. Dennoch drohte am 13. September 1908 im Rahmen einer außerordentlichen Generalversammlung der Beschluss der „Auflösung des Vereins und Verteilung des Vereinsvermögens“. Offensichtlich zeigten sich die Mitglieder auf dieser Versammlung wieder williger, denn das „Schriftstück für die Gemeinde“ wurde nie abgeschickt.
Aus dem Jahr 1893 datiert der Eintrag zum Beschluss der Ausbildung eines Heilgehülfen in Absprache mit „den Cronberger Ärzten“ und der Beschaffung des „nöchtigen Verbandzeugs“. Beispielhaft für die Vorgehensweise und die Probleme bei der Anschaffung neuer Großgeräte durch die Feuerwehr selbst ist der Kauf einer neuen fahrbaren Leiter im Jahre 1902 für 580 Mark. Nachdem im Oktober des Vorjahres zunächst der Vorschlag aufgetaucht war, eine „verschiebbare Leiter“ zu kaufen, besichtigte Georg Lindenschmidt in Frankfurt ein entsprechendes Modell. Erst nach einem im Mai 1902 erfolgten Versammlungsbeschluss, „daß sich sämtliche Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr dafür verbürgen und verpflichten, daß so lange noch Schulden auf der Fahrbaren Leiter haften, sie bei etwaigen Austritt mit Ihrem Vermögen für Ihr Antheil haften. Das Eigenthum der Leiter bleibt bis zur gänzlichen Auszahlung den Bürgen vorbehalten“, konnten im darauffolgenden Oktober zwei Kameraden die Leiter abholen. Die übrigen Mannschaften erwarteten das neue Prunkstück vor dem Ort, um es im Triumphzug heimzuführen. Soweit so gut. Trotz des einjährigen Vorlaufs fehlte eine entsprechende Unterbringungsmöglichkeit. Die neue Errungenschaft wurde demzufolge offenbar im Freien aufgebahrt, erst im April 1904 wurde auf dem Grundstück von Heinrich Eberhardt ein Leiterschuppen gebaut. Das Holz stellte die Gemeinde zur Verfügung. Nur wenige Jahre später erneuter Ärger. Zum einen versäumte nun wiederum die Gemeinde beim Neubau des Spritzen- und Gerätehauses am Schulplatz („Dalles“) für eine Unterkunft der dem Verein gehörenden Leiter zu sorgen. Zu allem Überfluss kündigte Heinrich Eberhardt den Leiterschuppen. Nachdem die Gemeinde sich weigerte, die Leiter zu kaufen, drohte der endgültige Verlust durch Verkauf. Schließlich kam es mit der Witwe des zwischenzeitlich verstorbenen Eberhardt zu einer Einigung, die Wehr konnte die Leiter letztendlich doch behalten.
Von Einsätzen um die Jahrhundertwende ist nur vereinzelt zu lesen. 1897 brannte das Wohnhaus des Landmannes Georg Lorenz, die Nassauische Brandversicherungsanstalt zahlte 19,96 Mark; im gleichen Jahr auch ein Feuer im Anwesen Johann Port. 1898 brannte es bei Peter Joseph Sachs, im selben Jahr leisteten die Oberhöchstädter Löschhilfe in Niederhöchstadt. Bemerkenswert: Georg Lang wurde 1898 für einen ihm bei einem Einsatz „entkommenen“ Wassereimer mit 2 Mark von der Gemeinde entschädigt, 1899 erhielt Heinrich Hildmann 6 Mark Vergütung für bei einem Einsatz verbrannte Kleidungsstücke.
Die moderne Technik veränderte zunehmend die Feuerwehrarbeit: 1906 wurde „die Erläuterung der Lage der Hidranten“ seitens der Kameraden mit großem Interesse verfolgt. 1908 zählte der Inspektor der Brandversicherung 46 Unterflurhydranten im Ort. Ein Jahr später erschien ein Vertreter einer „Löschgerät-Fabrik“, um die Kameraden in der praktischen Anwendung der „Minimax“-Löschgeräte zu unterweisen. Einige Monate später erwarb die Feuerwehr einen solchen Wunderapparat.
Aus dem Vereinsleben
Schon wenige Monate nach der Gründung der Feuerwehr begannen die Mitglieder, sich rege an auswärtigen Festlichkeiten zu beteiligen. 1892 besuchte man beispielsweise das Feuerwehrfest in Höchst. Weihnachten 1893 folgte der erste Ball der Oberhöchstädter Feuerwehr, im Oktober 1895 ein mehrtägiges Preiskegelschieben. Der dabei erzielte Überschuss war für die Uniformbeschaffung vorgesehen. Im Jahre 1901 beteiligte sich die Wehr am Fackelzug und Fest des Männergesangvereins zu dessen 40-jährigem Jubiläum. In den folgenden Jahren wurden unter anderem Feuerwehrfeste und Versammlungen in Hausen, Königstein, Mainz, Hochheim, Fischbach und Nassau besucht. Von 1904 an fand jährlich im Sommer ein Gartenfest statt, am 3. Februar 1907 der erste Feuerwehrmaskenball. Fortsetzung folgt!