Fröhlich-buntes Jubiläum unter der Regie von Anita und Frank

Das neue Thäler Pärchen Anita Hense und Frank Thom (rechts) mit seinen Vorgängern.

Kronberg (pu) – Sollte der eine oder andere am heutigen Donnerstag von seinem Arbeitgeber mit dunklen Augenringen, einem leise gesummten „Die Dääler Kerb“ auf den Lippen samt seligen Lächeln erwischt werden, wird um Nachsicht gebeten. Hinter den Burgstädtern und ihren zahllosen Gästen aus dem In- und Ausland liegt eine denkwürdige Auflage des größten einheimischen Volksfestes. Getreu der Prämisse „Zwaa Daach lang geht‘s jetzt rund Ihr Leut, hier drun‘t im scheene Daal“ tummelte sich scheinbar alles, was Beine hat, quer durch alle Generationen und politischer Couleur „bei Weck, Worscht und Woi“ in der berühmt-berüchtigten Staagass. Da gab es selbst für Bundestagskandidaten mit Vierbeiner nur mit Mühe und flankierender Hilfe ein Durchkommen.

Ideale Wetterbedingungen und die liebevolle Regie und Fürsorge des veranstaltenden Thäler-Kerbe-Vereins (TKV) sorgten für beste Voraussetzungen für ein langes Verweilen im Zwei-Tages-Domizil. Das fröhlich-bunte Spektakel begann wie gewohnt Dienstagabend nach Glockengeläut und Böllerschüssen der Cronberger Schützengesellschaft von 1398 mit dem farbenprächtigen Umzug vom Hembus Haus ins geschmückte Thal, in dessen Verlauf das wenig später inthronisierte Thäler Pärchen, Anita Hense und Frank Thom, erstmals dem Volk huldigte. Den TKVlern war das bestgehütete Geheimnis der Stadt schon beim Fahnenstellen am Samstag gelüftet worden.

Die Idee, anlässlich der Feier des 50-jährigen Vereinsbestehens die Miss Bembel und ihre Thäler Bürgermeister der vergangenen Jahrzehnte in ihrer original Dienstkleidung (sofern sie noch passte) um Teilnahme zu bitten, wurde vom Publikum mit Begeisterung honoriert und rasch wurden erste Stimmen laut, die forderten „Das schreit ja geradezu nach Wiederholung!“ Strahlende Gesichter, wohin man auch blickte. Einige frühere Amtsträger nahmen sich allzugerne die Zeit für ein spontanes Herzen der am Straßenrand zujubelnden Menschen. Angeführt wurde der Tross erstmalig von Kai Hofmann, der mit Stolz den anderweitig beschäftigten Stamm-Fahnenträger Peter Dietz, den Thäler Bürgermeister des Jahres 1999, vertrat. Als letzte Hürde vor Ankunft in der Festmeile galt es vorsichtig an dem mit Birken geschmückten Wasserbehälter vorbeizuschlängeln, eine leider neuerdings notwendige Sicherheitsmaßnahme nach dem Terroranschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt.

Während der mitgelaufene Fanfarenzug, Rittergarde, „Ahle Hinkel“ des Kappenklub Kronberg, die Keltergemeinschaften „Hessekittel“ und „Äppelschüttler“, die Kronberger Laienspielschar, den Musikverein Kronberg und die Cronberger Schützengesellschaft von 1398 ebenso wie die übrige Festgemeinde die Kerbeburschen dabei beobachteten, wie sie mit Feingefühl und leichten Anlaufschwierigkeiten den geschmückten Kerbebaum hochstemmten und am davor vorgesehenen Platz verankerten, stürmten das Duo Hense-Thom, ihre Vorgänger Anja Korneck und Michael Calmano sowie Bürgermeister Klaus Temmen zur anstehenden Insignienübergabe auf die Bühne.

Nach kurzer Begrüßungsansprrache durch TKV-Chef Georg Hense, in Insiderkreisen auch „Häuptling Schorsch“ oder „King George“ genannt, ließen die scheidenden Regenten das ereignisreiche Amtsjahr in Versform Revue passieren mit dem Fazit: „Wir hatten viel zu lache und großen Spaß!“ Unter den Augen des mit gewohnt stoischer Gelassenheit in der Höhe thronenden Patron der Thäler Kerb „Drollo“, der sich anlässlich des Vereinsjubiläums mit Frack und Zylinder schick in Schale hatte werfen lassen, gingen das Anlegen der Miss-Bembel-Schärpe und Umhängen des Bürgermeister-Ordens routiniert vonstatten. „Hallo Ihr Leut, nun ist es da, das große Jubiläumsjahr“, verkündeten Anita Hense und Frank Thom voller Freude und schworen ihr Volk auf die kommenden Stunden ein: „Esst, trinkt, tanzt und habt Spaß, getreu dem Motto mit ‚Musik, Weck, Worscht und Woi!“ Frotzelnder Kommentar ihres holden Gatten und TKV-Chefs: „Jetzt hab ich noch net mal mer uff der Kerb das Sache!“

Ebenso launig stimmte der Rathauschef, unterstützt von der Hausband „Die Colibris“, die Hymne des Festes „Die Dääler Kerb“ an – natürlich in D-Dur wie seit Jahrzehnten – gefolgt vom „E Bembelche voll Ebbelwoi“ in F-Dur und Marsch sowie weitere altbekannte Gassenhauer. In familiär-fröhlicher Atmosphäre vergingen die anschließenden Stunden wie im Flug. Am Mittwochmorgen hieß es raus aus den Federn, schließlich gibt es kaum etwas Besseres, als bei herrlichstem Sonnenschein, bei Riwwelkuche, Kaffee, Ebbelwoi, Worscht und den schmissigen Klängen des Musikvereins Kronberg im Freien frühstücken. In gewohnter Manier trafen sich Rathauschefs aus dem Kreis und Thal-Regenten wiederum zur „Bürgermeister-Vollversammlung“ in der Staagass. Nahtlos ging es vom Magistrat ausgerichteten Seniorennachmittag über, abends wieder mit Pflastertanz.

Eine tolles Thäler Kerbe-Spektakel mit vielen besonderen Momenten und die sind auch für das kommende Jahr zu erwarten, wenn das „scheenste Fest im Nest“ zum 50. Mal veranstaltet wird.



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