Die Herren von Kronberg und die Pfalz: Macht, Liebe und Wein

Das Ergebnis seiner Recherchen hat der Kronberger Bürge und Autor Peter Landgraf in einem Büchlein zusammengeasst und es Bürgermeister Klaus Temmen überreicht. Das kleine Buch liegt in der Stadtbücherei und im Stadtarchiv Kronberg zur Einsichtnahme aus. Fotos: privat

Kronberg (kb) – Die Söhne und Töchter derer von Cronberg, wie sie sich einst schrieben, hatten eine ausgeprägte Vorliebe für die Pfalz – jenem fruchtbaren Weinanbaugebiet längs des heute „Deutsche Weinstraße“ genannten Landstrichs zwischen dem Weintor an der Grenze zum französischen Elsass bis hinauf nach Worms und weiter über Mainz bis nach Altenbamberg im Nahegau. Die Liebe zum Wein mag für die vielfältigen Verbindungen ausschlaggebend gewesen sein, aber auch der Drang nach territorialer Größe und die zwischenmenschlichen Gefühle und Beziehungen.

Wie das historische Landesarchiv in Speyer verrät, hatten die Herren von Kronberg die Altenbaumburg mit dem Dorf und Ländereien im Alsenztal als pfälzisches Lehen in Besitz; eine Gegend mit weit zurückreichender Weinbautradition. Das Lehen wurde 1501 erstmals von Kurfürst Philipp gegenüber Philipp von Kronberg als kurpfälzisches Erblehen beurkundet und bis zum letzten derer von Kronberg bestätigt, die dort Weinbau und die Kelterei Kronberg betrieben. Noch heute thront auf dem Bergrücken über dem Ort Altenbamberg die Ruine der Altenbaumburg, wo man im Burgrestaurant bei „Weck, Worscht und Woi“ Einkehr halten kann.

Und machtbesessen, wie die von Kronberg nun einmal waren, erhöhten sie den Frondienst ihrer Untertanen und brachten durch Kauf und Heirat weitere Dörfer mit Ländereien und Weinbau im dortigen pfälzischen Umland in Besitz – so auch in Kreuznach, heute Bad Kreuznach, wo sie einen Kronberger Hof unterhielten.

Die Symbole des Kronenstammes – Krone und Eisenhütchen – zeugen noch heute auf Grenzsteinen im Wald bei Altenbamberg und im Wappen des Städtchens Fürfeld vom Wirken der Kronberger Ritter und Grafen in der Pfalz.

Wer einen Ausflug nach St. Martin wagt, einem der schönsten mittelalterlichen Orte der Pfalz, und dort sich Zeit nimmt, die Pfarrkirche St. Martin aufzusuchen, wird, wenn er Kronberger ist, erstaunt vor dem dortigen Epitaph innehalten. In dem in die Wand eingelassenen Doppelgrabmal stehen, aus rotem Sandstein gemeißelt und bunt bemalt, der 1531 verstorbene Hans Kämmerer von Worms genannt von Dalberg und seine bereits vor ihm 1510 verschiedene Gemahlin Catharina von Kronberg. Beide beten, er dargestellt in der ritterlichen Rüstung seiner Zeit mit offenem Visier und sie in einem langen roten Faltenkleid, mit Haube und einer Binde vor dem Mund, die sie nicht wegen der Geschwätzigkeit der Kronberger Burgfräulein trägt, sondern zum Schutz vor der Pest. Über den Köpfen beider schweben die Wappen ihrer Familien; das von einem Engel gehaltene sogenannte Kronberger Allianzwappen mit blauen Eisenhütlein auf Silber in den Feldern eins und vier und den Feldern zwei und drei in Rot. In der nahen Kropsburg auf dem Bergsporn oberhalb des Eingangs zum Tal nach St. Martin, die im 15. Jahrhundert in den Besitz der Familie von Dalberg kam, residierten deren Repräsentanten als Verwaltungsbeamte, wie zum Beispiel als Kämmerer, und auch Catharina von Kronberg, die von dort einen herrlichen Blick über die Weingärten bis in das Rheintal genießen konnte. Unter den vielen berühmten Weinorten der Pfalz soll Kallstadt besonders erwähnt werden. Der Saumagen ist ein beliebtes Gericht der Pfälzer und Saumagen gibt es dort auch im Glas, geerntet von der Lage Kallstadter Saumagen. Die Besucher aus Kronberg wird interessieren, dass die Familie Bender im Südosten des Ortes die Weinlage „Kallstadter Kronenberg“ bewirtschaftet. Die Roten Sorten Merlot, Cabernet Sauvignon und St. Laurent werden auf diesem Weinberg gepflegt, geerntet und ausgebaut.

Das Heimatbuch von Kallstadt gibt Aufschluss über die die Benennung dieser Weinlage nach Kronberg:

„Die Herkunft des Namens Cronenberg(er) ist klar beweisbar. Die vom Taunus stammende, im Dienst der Kurpfalz stehende Familie von Cronberg oder auch Cronburg, die im Jahr 1704 ausstarb, hatte in diesem kleinen Gemarkungsteil Eigenbesitz und von fremden Grundstücken Bodenzinsen zu beziehen. Bei der im Jahr 1659 vorgenommenen Feststellung der Bodenzinsen und Gülten (Anm. Pacht) des verstorbenen Hans Philipp von Flersheim ist der Bezug von 4 Viertel Wein von einem Grundstück auf dem Hühneracker oder Cronberger angegeben. Von Weinbergen bei den 4 Kreuzen (beim Hühneracker gelegen) beziehen die von Cronberg im Jahr 1538 einen Bodenzins von 4 Schilling Pfennigs. Im Morgenbuch von Kallstadt vom Jahr 1583 ist der Flurnamen Kronenberg noch nicht genannt. Er begegnet uns zum ersten Mal in dem schon genannten Jahr 1659.“

Von der Gemeinde Kallstadt war hierzu noch zu erfahren, dass eine Zusammenstellung der Gewannennamen (Anm. Feldfluren) auf einen von Kronberg hinweist, der 1450 Schultheiß in der Nachbargemeinde Freinsheim war. Eine Urkunde im Landesmuseum Speyer vom 29. März 1450 nennt als Aussteller einen Frank von Kronberg. Es könnte Frank XII. vom Ohrenstamm, 1397 - 1461, gewesen sein. Der in der Marienstiftskirche in Lich begrabene Frank wurde auch „Der Reiche“ genannt.

Als Berechtigte des Nießbrauchs zur Zeit der Bodenzinserhebung 1659 kämen gleich mehrere Herren von Kronberg infrage, so Johann Daniel gest. 1671, deutscher Hofbeamter, oder Hartmut XVIII. gest. 1685, ebenfalls Hofbeamter, oder Kraft Adolf Otto gest. 1692 und schließlich der auf der Altenbaumburg geborene Johann Nikolaus, mit dem 1704 die Familie von Kronberg ausstarb. Alle Lehen der Herren von Kronberg gingen nach seinem Ableben an das Reich beziehungsweise an die Kurpfalz und Kurmainz zurück. Eine interessante Anmerkung zum Schluss. Der US-amerikanische Immobilien-Tycoon Donald Trump ist ein Pfälzer Spross, dessen Großeltern namens Drumpf aus Kallstadt stammten. Und wer Ketchup auf seinen Burger drückt, der sollte wissen, dass der Vater des Gründers der berühmten H. J. Heinz Company auch aus Kallstadt kam. Die Kronberger Ritter bewegten sich wohl gern in einem Lebensraum schaffensfroher Menschen. Und noch ein Hinweis: Die Weinlage Kronenberg in Kallstadt findet sogar im berühmten Weinatlas von Hugh Johnson Erwähnung.

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