Hofgut Hohenwald will Hühnerstall bauen und Auflagen erfüllen

Der Privatweg zum Seniorenstift Hohenwald wird rechts vom grundstückseigenen Garten gesäumt und links von den Gebäuderückseiten des Hofgut Hohenwald. Aufmerksam darauf machen nicht die Mauern, aber die mitunter starken landwirtschaftlichen Gerüche, die zu den Seniorenstiftsbewohnern herüberziehen. Foto: Westenberger

Oberhöchstadt (mw) – Wer die letzen zwei Wochen am Hofgut Hohenwald in Oberhöchstadt vorbeifuhr, hielt sich schnell die Nase zu, der Gestank von Feldern und Hof war beträchtlich. „Wir haben unsere Gülle auf die Äcker und Wiesen gebracht“, erklärt Landwirt Wolfram Meyer vom Hofgut Hohenwald die starke Geruchsbelästigung. Die Gülle, die früher das ganze Jahr verteilt auf die Äcker aufgebracht wurde, darf heute längst nicht mehr zu jedem Zeitpunkt auf den hofeigenen Feldern verteilt werden. Sie muss im Gülle-Silo gesammelt werden und darf laut den geltenden Vorschriften von Mitte November bis Ende Januar überhaupt nicht mehr ausgebracht werden. „Es geht darum, das Grundwasser zu schützen, das vielerorts durch die aufgebrachte Gülle zu stark mit Nitrat belastet ist“, erläutert der Landwirt.

Nun dürften die Oberhöchstädter die landwirtschaftlichen „Gerüche“ längst gewohnt sein, schließlich leben sie nicht erst seit gestern mit gleich mehreren landwirtschaftlichen Betrieben Seite an Seite. Allerdings vermutet der ein oder andere Bürger, die Geruchsbelästigung, die vom Hofgut Hohenwald ausgehe, habe in den vergangenen Jahren noch einmal stark zugenommen.

Die direkten Nachbarn, das Seniorenstift Hohenwald der Stiftung Hospital zum heiligen Geist, deren Bewohner und Mitarbeiter sich jeden Tag mit den Gerüchen konfrontiert sehen und zwar denen, die vom Gülle-Silo des landwirtschaftlichen Hofs herüberwehen, haben dazu noch einmal eine ganz andere Meinung: „Wenn man Rücken an Rücken auf einem überschaubaren Flächenareal sitzt, muss man versuchen, mehrere Interessen unter einen Hut zu bringen“, formuliert es der technische Leiter der Stiftung Hospital zum heiligen Geist, Andreas Lutz vorsichtig. Tatsächlich liegen die Flächen des landwirtschaftlichen Betriebes – einem Erbpachtgrundstück der Stiftung Hospital zum heiligen Geist – nicht nur dicht an dem Seniorenwohnstift mit seinen über 100 Bewohnern, sondern sie sind richtiggehend eng miteinander verzahnt, was allerdings über viele Jahrzehnte kein Grund zur Aufregung war. „Die Stiftung möchte diesen Standort weiterentwickeln“, so Lutz. Im Zuge einer solchen Weiterentwicklung – geplant ist dort seit einigen Jahren ein Erweiterungsbau, um das Seniorenstift Kronthal ebenfalls auf dem Gelände anzusiedeln – habe man 2011 ein Gutachten erstellt, um zu ermitteln, ob die beiden Betriebsstätten nebeneinander auch zukünftig existieren können. „Das Ergebnis war ein eindeutiges Ja, diese beiden Dinge können auch zukünftig miteinander, wenn dafür bestimmte Vorkehrungen getroffen werden“, betont Lutz. Ebenfalls Bauabsichten hatte zu diesem Zeitpunkt bereits Landwirt Meyer nebenan, der seinen Hühnerstall modernisieren wollte. Bei den Untersuchungen wurde damals schon festgestellt, dass Familie Meyer mit ihren Emissionswerten über den geltenden Richtwerten liegt, doch es wurde Bestandschutz für schon bestehende Anlagen gewährt. Auflagen waren nur im Falle des Neubaus eines Hühnerstalls zu erfüllen. Zu einer Nachbarschaftsvereinbarung, die für das zukünftige Miteinander unterschrieben werden soll, kam es allerdings bis zum heutigen Tag nicht. Wichtige „Vorkehrungen“, die die Stiftung umgesetzt sehen will, sind laut Lutz eine Abdeckung für das Gülle-Silo sowie eine moderne Be- und Entlüftungsanlage (bei der die Luft nach oben geblasen wird) für die Hühnerställe. „Es ging darum, eine Kompromisslösung zu etablieren“, erläutert er und betont, die Stiftung sei auch finanziell bereit gewesen, die Maßnahmen zur Verbesserung der Immissionswerte beim landwirtschaftlichen Nachbarn und Pächter mitzutragen. Doch die beiden Parteien konnten sich, wie es unter Nachbarn öfters vorkommen soll, bis heute nicht einigen. Zwar weiß Meyer, dass es in erster Linie Sache der Stiftung ist, wo und wie diese auf ihrem Gelände baut. Trotzdem habe er nicht umhin gekonnt, sich zu fragen, warum sie ihren Neubau direkt in nächster Nähe zu seinem Gülle-Silo planen mussten und war dementsprechend verärgert. „Ich vermute, das haben sie bei ihren Planungen gar nicht bedacht“, so Meyer. Er könne deshalb jedenfalls nicht eben mal seinen Kuhstall verlagern, wie unter anderem vorgeschlagen worden sei. Bei einem späteren Versuch, die Vereinbarung doch noch zustande zu bringen, hatte der Landwirt nun darauf bestanden, dass in den Mietverträgen, die die Stiftung mit den Stiftsbewohnern abschließt, auf den landwirtschaftlichen Betrieb nebenan und auf die Geruchsbelästigungen, die es geben könne, hingewiesen wird. „Da waren sie dann beleidigt“, formuliert es Wolfram Meyer flapsig.

Meyer hat in diesem Frühjahr nun einen „verkürzten Bauantrag“ eingereicht und ist frohen Mutes, bald einen positiven Bescheid in den Händen zu halten. „Alle entsprechenden Stellen, vom Kreis, über das Regierungspräsidium Darmstadt sowie dem hessischen Landesamt für Landwirtschaft als auch die Stadt Kronberg hätten ihm positive Signale gesendet, da er im Begriff sei, die im Falle eines Neubaus geforderten Auflagen bezüglich des geltenden Rechts (Bundes-Immissionsschutzgesetz) zu erfüllen. „Das heißt, die Immissionswerte verbessern sich mit den Veränderungen gravierend“, so Meyer. „Wir wollen mit dem Stift übrigens auch ein gütliches Nachbarschaftsverhältnis haben“, vergisst er nicht hinzuzufügen. Im Falle des Hühnerstallneubaus würden nicht mehr als jetzt, 9.000 Hühner, auf dem Hof gehalten, informiert er. Der dritte Stall soll im Falle der Baugenehmigung nun durch einen neuen ersetzt werden. Das Gülle-Silo werde mit einer Abdeckung versehen und die Belüftung aller Hühnerställe sukzessive modernisiert, sodass alle drei Ställe abschließend über ein modernes Belüftungssystem verfügen würden.

Einer weiteren Auflage im Falle einer Baugenehmigung sei man bereits nachgekommen – der Reduzierung der Rinder. „Statt 300 Rinder haben wir jetzt nur noch 200“, informiert er. „Wir haben sie das ganze Jahr über bereits, entsprechend der Auflagen, reduziert.“

Der technische Leiter der Stiftung Hospital zum heiligen Geist meint zu diesen für ihn neuen Entwicklungen kurz und knapp: „Wenn Herr Meyer seine Auflagen erfüllt, dann freuen wir uns.“

Keine Stellungnahme gibt es seitens des Hochtaunuskreises zu dem Antrag, da sich dieser „aktuell in einem laufenden Genehmigungsverfahren befindet“, wie die Hochtaunuskreis-Pressesprecherin, Andrea Nagell, mittteilt.



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