Kronberg (pu) – Seit 28 Jahren lädt die Stadt die angereisten offiziellen Repräsentanten und Gäste aus den vier Partnerstädten Le Lavandou, Ballenstedt, Porto Recanati und Aberystwyth sowie die Vorstände der jeweiligen Partnerschaftsvereine zum Auftakt des Kronberger Weihnachtsmarktes zu einem unterhaltsamen Abend ein. Eine Tradition, die die Freundschaften in besonderer Weise prägt, wie Le Lavandous Bürgermeister Gil Bernardi im Verlauf der jüngsten Auflage schmunzelnd verriet: „Die jeweiligen Familien der Delegationen treffen sich hier Jahr für Jahr und bilden damit eine große Gemeinschaft. Und meine Kinder, die mittlerweile groß geworden sind, haben in Kronberg den ersten richtigen Weihnachtsbaum ihres Lebens gesehen, die ersten Süßigkeiten von einem Nikolaus bekommen, die Rüstung der Kronberger Ritter – damals von Klaus Temmen getragen – bewundert und sich das erste Mal in ihrem dünnen Schuldeutsch mit Puppa und Alfred Helm unterhalten.“ Kronberg sei daher ein Teil ihrer Welt. „Mit dieser Stadt ist ein besonderes Lebensgefühl und eine ihnen entgegengebrachte Liebenswürdigkeit verbunden“. Resultierend daraus sei die Partnerstadt für sie und die Älteren „ein Orientierungspunkt im Leben geworden, ein Baustein unserer Identität, wo jeder Einzelne voll und ganz zählt.“ In diesem Zusammenhang erinnerte er an den durch seinen Tod im November aus der Mitte dieser Gemeinschaft gerissenen Präsidenten des Comité Jumelage, Gérard Brochot, der sich noch so sehnlichst eine Rückkehr in den Taunus gewünscht hatte. „Und wir spüren, dass er diesen magischen Augenblick beseelt, auf dass wir den gemeinsamen Weg fortführen, den er im Sinne der Partnerschaft gegangen ist.“
Kronberg Park in Aberystwyth
Von dem warmherzigen Miteinander beeindruckt zeigte sich auch der erstmals in der Burgstadt weilende aktuelle Bürgermeister von Aberystwyth, Brendan Somers. Auf die Waliser Behauptung verweisend, erste Eindrücke blieben für eine lange Zeit, machte er aus seiner spontanen Empfindung, schon im August nächsten Jahres zu den Feierlichkeiten des 20-jährigen Bestehens der deutsch-walisischen Partnerschaft in die Burgstadt zurückkehren zu wollen, obwohl er dann schon nicht mehr in Amt und Würden sein wird, keinen Hehl. In Aberystwyth wechselt bekanntlich jedes Jahr im Mai der Bürgermeister. In Bezug auf den zurzeit viel diskutierten „Brexit“, betonte Somers, in Aberystwyth hätten 65 Prozent für einen Verbleib in der Europäischen Union gestimmt. Des Weiteren war es ihm eine sichtliche Freude von der in greifbare Nähe rückenden Realisierung der lang gehegten Pläne der Entstehung eines Kronberg Parks inklusive eines Skateparks in Aberystwyth zu berichten, der voraussichtlich im Juli und damit rechtzeitig zum 20-jährigen Partnerschaftsgeburtstag eröffnet werde. Dieses Projekt sei das erste dieser Art im Vereinigten Königreich und Somers riet den Kronbergern mit einem Augenzwinkern, sie sollten beim geplanten Besuch im September ihre Skateboards nicht vergessen.
Auf Kronberger Seite hatte man gehofft, den im Frühjahr dieses Jahres neu gewählten Bürgermeister Roberto Mozzicafreddo kennenzulernen, der jedoch verhindert war. Stattdessen führte der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Amici di Kronberg, Riccardo Rovazzani, die italienische Delegation an. Nach Beobachtung des Ballenstedter Bürgermeisters Dr. Michael Knoppik (CDU) neigt sich „kein einfaches Jahr“ dem Ende zu. Er erinnerte an den im Mai verstorbenen Vater der deutsch-deutschen Freundschaft, Walther Leisler Kiep, an die schweren Erdbebenkatastrophen in Italien, die auch Auswirkungen auf Porto Recanati hatten, was deutlich mache „wie nah alles zusammen ist“, doch „wir stehen nicht alleine!“
Der Einladung zum einstimmenden fröhlichen Abend vor dem Kronberger Weihnachtsmarkt waren erneut auch Gäste aus der befreundeten Gemeinde Guldental samt ihrer Ortsbürgermeisterin Elke Demele gefolgt, die berichtete, zwei Hochwasserereignisse seien bedingt durch rasche Hilfe glücklicherweise relativ glimpflich ausgegangen, Grund zur Freude habe die Silbermedaille im Landesentscheid „Unser Dorf hat Zukunft“ ausgelöst und für sie persönlich zähle die Niederkunft zweier weiterer Enkel eindeutig zu den nachhaltigsten Erlebnissen.
Musikalische Botschafter
Der Tradition folgend trugen Gastgeber und internationale Gäste gemeinsam zum Gelingen des fröhlichen Abends bei. Während die Hausherren die Kronberger Rittergarde, das aktuelle Thäler Pärchen, Anja Korneck und Michael Calmano, sowie den gewohnt aufmerksamen und liebevollen Service des Altstadtkreises aufboten, hatten die Waliser keinen geringeren als den britischen Komponisten Rick Lloyd im Gepäck, der 1983 als Mitglied der ursprünglichen Flying Pickets die Hitlisten mit „Only You“ anführte und dieses Mal die Sängerin Rae Lewis begleitete. Helena Lämmerhirt, Jenny Brückmann (beide Gesang) und Johanna Geschke (Klavier) aus Ballenstedt gaben zum wiederholten Mal eine Kostprobe ihrer musikalischen Ausbildung und wurden erstmals von Max Berndt und Benedict Lämmerhirt verstärkt. Das Quintett brillierte unter anderem mit „Wonderful Dream for christmas“. Endgültig sämtliche Gäste von den Sitzen rissen die französischen Straßenmusiker „Mardi Gras“ und Italiens Tenor Vittorio Solazzi, sodass Polonaisen nicht lange auf sich warten ließen und ein vielstimmiger Chor zum Finale trällerte: „So ein Tag, so wunderschön wie heute!“