Kronberg (pu) – Musik verbindet die Völker dieser Welt, überwindet Sprachbarrieren und Grenzen. Als exzellente Botschafter ihres Landes gastierten vor wenigen Tagen „Junge Linden“, so heißt ins Deutsche übersetzt der litauische Akademische Mädchenchor „Liepaites“, in der Burgstadt. Sie gaben sowohl in der Johanniskirche als auch während der Gedenkveranstaltung zu Ehren von Mstislav Rostropovich jeweils bei freiem Eintritt Kostproben ihres beeindruckenden, bereits mehrfach preisgekrönten, Könnens.
Freitag Gießen, Samstag und Sonntag Kronberg sowie am darauffolgenden Dienstag Berlin. Freizeit blieb dem 44-köpfigen Jugendchor unter Leitung ihrer Lehrmeisterin Audroné Steponaviciuté-Zupkauskiené und Konzertmeisterin Sigita Dudenièné während der mehrtägigen Deutschlandtournee nicht viel. Doch die Mädchen nahmen sowohl die lange Busreise als auch die Strapazen ständiger Ortswechsel gerne in Kauf, um dem deutschen Publikum litauische Volkslieder, ungarische Tänze und Werke von Bach, Caldera, Rheinberger, Scheidt sowie litauischen und internationalen Komponisten zu präsentieren. Zur Burgstadt besteht seit Jahren eine ganz besonders innige und herzliche Beziehung. Die Eheleute Ute und Johann-Friedrich Ritter fördern die jungen Sängerinnen, zeichnen verantwortlich für den Aufbau der nunmehr seit 1997 währenden Musiktradition. Damals konzertierte erstmals seit der Unabhängigkeit Litauens ein „Liepaites“ Chor in Deutschland. Üblicherweise sind die Mädchen während ihres Aufenthaltes in Kronberger Gastfamilien untergebracht. Dieses Mal war dies aufgrund der hessischen Osterferien nicht möglich, deshalb wohnten die Mädchen in einer Jugendherberge in Grävenwiesbach. Die Schirmherrschaft für das Konzert in der vollbesetzten Johanniskirche hatte Stadtverordnetenvorsteherin Blanka Haselmann übernommen.
Glockenhelle Stimmen erfüllten das imposante Kirchenschiff, als die Mädchen mit dem litauischen Volkslied von Vytautas Klova „Stiller Abend“ Einzug hielten. Dem ruhigen, feierlichen Auftakt folgten musikalische Ausflüge in Antanas Budriunas grünen Garten, an die Küste (Giedius Svilainis) und zu den Tagen der Hirten – Partien aus der Suite „Piemenèliu dienos“ von Algimantas Brazinkas.
Das Flötentrio Augusté Buineviciuté, Aisté Gargasaité und Juraté Staskiené brachte mit „Wilson‘s love“ und „The Pages Maque“ gleich zwei Stücke des englischen Musikers und Komponisten John Cooper, der sich später in Giovanni Coperario umbenannte, zu Gehör. Harmonisch brillierten Chor und Flötenensemble beim Kanon „Wachet auf“ von Guillaume Dufan; ergriffen von der Reinheit der Stimme der Solistin Austeja Zinkeviciiute, die im Anschluss Antonio Calderas Arie „In love wins permanency“ (In der Liebe siegt die Beständigkeit) vortrug, spendete das begeisterte Publikum minutenlangen Applaus. Spätestens jetzt hatte der Elitechor sich in die Herzen der Kronberger gesungen. Beschwingt spannten die Mädchen, die jedes einzelne Stück dieses anspruchsvollen Programms ohne Noten bewältigten, über zwei ungarische Tänze und einen weiteren Kanon zu Samuel Scheidts „Singet dem Herren ein neues Lied“, eine Hommage an die deutschen Gastgeber.
Die finalen Schlussakkorde setzten die jungen Litauerinnen aus der Talentschmiede in Vilnius mit „Inclina Domine“ von Josef Rheinberger, dem „Ave Maria“ von Johann Sebastian Bach-Charles Gounod als unbestrittenen Höhepunkt des Konzerts, der von Henry Purcell komponierten feierlichen Ode zu Ehren der damaligen englischen Königin Mary „Come ye Sons of Art“ und dem beschwingten Gospelsong von John Rutter „I will sing with the spirit“.
Mit diesem Programm knüpften die Mädchen nahtlos an die erfolgreichen Konzerte der Vergangenheit an. Das 1964 gegründete Mädchenchor-Studio „Liepaites“ hat sich im Laufe der Jahre zu einer der bedeutendsten Chor-und Musikschulen des Balitkums entwickelt.
Die begeisterten Kronberger verabschiedeten die Mädchen mit Standing Ovations, herzlichem Applaus und Rosen für die Leiterinnen. Als süßes Andenken an diesen wunderbaren Abend im herrlichen Ambiente der Johanniskirche überreichten die Sängerinnen dem Ehepaar Ritter, Schirmherrin Blanka Haselmann und Bürgermeister Klaus Temmen jeweils ein großes Glas Lindenblütenhonig.