Leserbrief

Aktuell

Unser Leser, Klaus Becker, Albanusstraße 8, Kronberg, aktiv beim BUND Kronberg, schreibt zum Beitrag im Weihnachtsboten vom 19. Dezember von Michael Heinz bezüglich des geplanten Konzerthallenneubaus der Kronberg Academy Folgendes:
Michael Heinz eröffnete die dringend nötige Diskussion um einen Konzerthallenbau am Kronberger Bahnhof – mit seinem langen Beitrag im Kronberger Weihnachts-Boten vom 19. Dezember auf den Seiten 6 und 7. Als Bürger und Steuerzahler dieser Stadt fordere ich hiermit Herrn Heinz heraus: Er soll sich einer öffentlichen Live-Diskussion stellen, in Anwesenheit der Presse, des Bauamts und der Mandatsträger und mit Protokollierung. Herr Heinz kann mich gerne anrufen und Terminvorschläge machen. Einige Themen stelle ich zur Diskussion: 20 Jahre lang haben die Musiker der Kronberg Academy auf Weltniveau konzertiert – in unserer Stadthalle. Braucht Kronberg jetzt wirklich unbedingt einen eigenständigen Konzerthallen-Betrieb und eventuell weitere Bauten der Academy? Das ist eine völlig ungeklärte Frage.

Thema Baugröße: Anders als im Herbst 2002 ist diesmal von 500 statt 800 Sitzplätzen die Rede. Die Befürworter behaupteten bislang, dass kaum Räume außer dem eigentlichen Konzertsaal geplant seien.

Das würde bedeuten: Entweder werden Räume des Hotels als Künstlergarderobe, Instrumentenaufbewahrungsräume, Tonregieraum u.a.m. bereitgehalten (auf Rechnung der Konzerthallenbetreiber), oder die Konzerthalle von Weltruf kommt ohne all diese Räume aus. Das wäre eine Weltneuheit. Von früheren Bauprojekten kennen wir außerdem das Anwachsen der Baugröße im Laufe des Planungsverfahrens. Bleibt es bei den bislang genannten Quadratmetern für die Konzerthalle, oder müssen die Kronberger sich schrittchenweise auf Vergrößerungen gefasstmachen, während die Baupläne geschmiedet werden ?

Thema Finanzen und Steuergelder: Die Konzerthallen-Truppe versprach am 2. September 2013 öffentlich, die Stadt Kronberg müsse niemals Gelder zuschießen, weder für den Bau noch den Betrieb. Einen Satz später hieß es, andere öffentliche Geldgeber würden angesprochen werden. Das könnten meines Erachtens der Hochtaunuskreis sein, von dem todsicher kein Pfennig kommt; das Land Hessen, das mit Schulden kämpft, und der Bund (dito). Ich darf daran erinnern, dass keine Konzerthalle in ganz Deutschland ohne dauernde Zuschüsse aus Steuergeldern betrieben wird. Falls ich mich hierin irren sollte, bitte ich um Hinweise. Spannend wird noch eine Frage: Werden die Konzerthallen-Vorkämpfer bei der Stadt um eine kräftige Subvention in Form eines besonders günstigen Grundstückspreises nachsuchen oder bevorzugte Erbpacht-Konditionen erbitten?

Thema Verkehr: Die Tiefgarage unter dem Berliner Platz wird diesmal als die einzig nennenswerte Parkmöglichkeit für die 500 Konzertbesucher ins Spiel gebracht. Das erscheint mir realistisch. 2002 war in einem Gutachten die Rede von 80 Prozent per Pkw anreisender Konzertgäste. Wenn eine Konzerthalle keine katastrophale Pleite erleben will, braucht sie höchstmögliche Besucherzahlen. Die zusätzliche Autoverkehrslawine müßte an jedem Konzertabend Auto für Auto ins Parkhaus Berliner Platz hineinrollen (dessen Kapazität neulich verkleinert wurde). Denn die umstrittenen Planungen für das Bahnhofsgelände sehen den Wegfall des Parkdecks vor und das Verschwinden der allermeisten ebenerdigen Parkplätze. Und auch das geplante Hotel wird nicht viele Plätze zur Verfügung stellen.

Thema Rückwirkungen aufs Stadtleben: Wenn alle im Parkhaus Berliner Platz parken müssen, erfordert das automatisch eine Koordinierung aller Konzerttermine in der Konzerthalle mit allen Großveranstaltungen in der Stadthalle und an anderen Orten im Stadtteil Kronberg, und zwar permanent. An Konzertabenden steht das Parkhaus dann nicht mehr für andere Benutzer als die Konzertgäste zur Verfügung. Werden Stadt und Veranstalter Vorrang haben gegenüber den Terminwünschen der Konzerthallenbetreiber? Letztere wären darauf angewiesen, sich die besten Termine in der Hauptsaison zu sichern und die Ferienzeiten und andere Flauten freizulassen.

Thema sorgfältiges Planen: Mein Ziel ist eine öffentliche Debatte auf hohem Niveau - gründlich, umfassend, transparent, ohne PR-Kampagnen, ohne Wunschdenken und Schwärmerei, vor allem aber ohne jeden Zeitdruck auf Stadtverordnete, Verwaltung, Magistrat oder die Bürger! Solch eine Debatte braucht mindestens eineinhalb Jahre. Denn ohne Gutachten und Gegengutachten zu Verkehrs-, Finanz- und technischen Machbarkeitsthemen kann gar kein solider Beschluss gefasst werden. Außerdem dürfen keinerlei Tatsachen geschaffen werden, weder politisch noch baulich, solange die Grundfrage „Konzerthalle, ja oder nein“ noch gar nicht entscheidungsreif ist. Alles andere wäre ein Skandal und ein Fall für den „Spiegel“.

Es ist allerhöchste Zeit für eine öffentliche Debatte, aber bitte äußerst gründlich, ergebnisoffen und ohne Hast.



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