Nicht nur im Salzkammergut kann man gut lustig sein …

„Nur hübsch gemütlich“: Janel Frazée an der Seite von Armin Stöckl unterhielten das Stadthallen-Publikum mit Schmankerln aus dem „Weißen Rössl“. Foto: Sura

Kronberg (aks) – Armin Stöckl, mehrfach ausgezeichneter Sänger und Fernsehmoderator, hatte zu einem schillernden Musical-Abend in die Stadthalle eingeladen, die auch fast voll besetzt war.

Das Bühnenbild war eine Mischung aus farbigen Seidenstreifen und Schleiern mit Brokatornamenten, die den Bühnen-Ausgang für die Künstler kaschierten, mit leuchtenden Kronleuchtern an der Decke, einem weißen Gartentisch mit roten Rosen und zwei zierlichen Stühlchen. Als weiteres Dekoelement zierten meterhohe weiße Fantasie-Plastikblumen in überdimensionalen Vasen die Bühne sowie ein feines Sonnenschirmchen, das an Mary Poppins erinnerte. Sofort ging es lautstark los mit „There is no business like Showbusiness“, das sich in ein Potpourri aus verschiedenen Musikstücken weiterspann. Nach dem Publikumsapplaus begrüßte Armin Stöckl die Zuschauer, seine hörbar niederbayrische Herkunft aus der Nähe von Passau erwähnte er und versprach, die Kronberger in die Welt der Musicals und Operetten zu entführen. Er stellte die Frage, wofür denn „Paprika, Piroschka und Zigeuner“ stehen würden. Richtig, für Ungarn und die Gräfin Mariza, die so viele Männer unglücklich gemacht habe. Nebenbei erwähnte er noch, dass die Ungarn für den höchsten Knoblauch-pro-Kopf-Verbrauch berühmt seien. So mimte er den Czardás-Kavalier mit der Arie „Komm Tzigan!“ – das waren noch unbeschwerte Zeiten, in denen man solche Worte wie Zigeuner ohne negative Konnotationen aussprechen durfte. Die Begleitmusik kam vom Band und das Mikrofon verstärkte nicht nur seine Stimme, sondern sorgte auch für einen Hall-Effekt. Die amerikanische Sopranistin Janel Frazée begleitete ihn als verführerische Gräfin, um gleich anschließend in einem riesigen schwarzen Umhang die melodramatische Arie „Memory“ als Katze Grizabella aus dem Musical „Cats“ von Andrew Lloyd-Webber zu singen: „Lächelnd denk ich an damals ...“.

Wohlig gruselig wurde es mit dem Musical „Tanz der Vampire“ von Jim Steinman und Michael Kunze, in der Katja Kunstmann mit einem mädchenhaft hellen Sopran als unschuldiges tugendhaftes Opfer brillierte. Während sie von Liebe und Leidenschaft träumte, schlich sich der Vampir alias Armin Stöckl mit langer schwarzer Perücke, den typischen prägnanten Eckzähnen und wallendem schwarzen Umhang durch die Zuschauerreihen an. Die Nebelmaschine auf der Bühne hüllte alles in wabernden Dunst. Gemeinsam schmetterten sie „Total eclipse of the heart - Totale Finsternis. Ich falle, und nichts was mich hält. Ich hab mich gesehnt danach, mein Herz zu verlieren. Jetzt verlier ich fast den Verstand.“

Man sollte achtgeben, was man sich wünscht...

Nach dem unvermeidlichen, aber fatalen Biss in den zarten weißen Hals wurde das Mädchen Sarah auch zum Vampir und so nimmt Katja Kunstmann den Applaus mit Vampirgebiss entgegen – Lächeln war damit unmöglich. Stöckl plauderte munter von seiner Testphase für Haftcremes und vom Missgeschick, dass er gerade einen Vampirzahn verloren habe und bittet das Publikum um Rückgabe des Zahns für seine weiteren Auftritte. Das sorgte für viele Lacher – ein Vampir ohne Zähne geht gar nicht! Mit „My fair Lady“ von Frederick Loewe geht es weiter im Programm und ein Höhepunkt der Show sind Szenen aus dem „Weißen Rössl“ am Wolfgangsee, mit der Musik von Ralph Benatzky. Die patente und stimmlich gut aufgelegte Wirtin Josepha wird verkörpert von Janel Frazée im Dirndl. Armin Stöckl versprüht im schwarzen Smoking als Kellner Leopold nicht nur auf der Bühne seinen Charme: „Es muss was Wunderbares sein, von dir geliebt zu werden“ betet er seine Chefin an. Er mischt sich singend und leutselig unter das Publikum und verteilt Schoko-Ostereier, die es im Sonderangebot gab, an Ellen und rote Rosen an Nadine in der ersten Reihe. Nicht nur im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein...

Im Duett „Libiamo“ aus der Oper „La Traviata“ von Verdi greifen sie nach den Sternen und es gelingt allein Janel Frazée, die ausgebildete Opernsängerin ist, dieser Arie stimmlich zu entsprechen. Die drei Sänger bestreiten sonst ihre vielen unterschiedlichen Rollen mit Tempo und Bravour. Armin Stöckl erwähnt 14 Frauen, die ihn auf seiner Reise nach Kronberg begleitet hätten und wie anstrengend das sei. Da jeder Zuschauer bis drei zählen kann, fragt man sich bis zur Pause, wo denn die übrigen Sängerinnen wohl geblieben sind, die alle mit Foto und Text in der Broschüre beworben werden.

Sehnsüchtig wurde „Sissi“ aus dem Musical „Elisabeth“ erwartet, die ja bereits „180 Jahre alt ist und seit Stunden in der Maske sitzt“, wie Stöckl ankündigt. Dass sie dann doch jugendlich frisch auf der Bühne erscheint mit den Kompositionen von Michael Kunze und Sylvester Levy ist wohl der Jugend der Sängerin zu verdanken, die Kunstmann verkörpert. Alles in allem war es ein fulminantes und buntes Programm am Samstagabend in der Stadthalle, das viele in entfernte heitere und düstere Traumwelten entführte und gut unterhielt.



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