Gregor von Opel mit dem Opel GT Elektro vor dem Eingang des Opel-Zoos
Foto: Deggau
Kronberg. – Als der erste Opel GT 1968 vom Band rollte, sorgte das schnittige Sportcoupé für viel Furore. Und auch 50 Jahre später ist das Interesse an dem Klassiker noch groß. Doch was kaum einer weiß: Den Sportwagen gab es nicht nur als Benziner. Dr. Georg von Opel hatte ihn bereits 1971 zum Elektroauto umgebaut und war damit seiner Zeit weit voraus. Denn lange vor der Renaissance der Elektrofahrzeuge in den 1990er-Jahren hatte Georg von Opel gemeinsam mit seinen Partnern Bosch und Varta einen Wagen mit alternativem Antrieb bebaut. Dass der Opel GT auch als Elektroauto durchaus leistungsfähig war, bezeugen seine sechs Weltrekorde. 188,86 km/h erreichte er über den fliegenden
Kilometer, der stehende Kilometer endete mit 115,88 k/h, die stehenden 500 Meter mit 92,98 k/h und die stehende Viertelmeile mit 85,87 k/h. Über 10 Kilometer wurde eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 126,89 km/h herausgefahren und über 10 Meilen 127,15 km/h.
Noch nie zuvor hatte ein Elektroauto derartige Höchstleistungen vollbracht. Dafür mussten an dem Opel GT neben der aerodynamischen Optimierung wie dem Verschließen aller Lufteinlässe weitere Umbauten vollzogen werden. Für die Elektromotoren wurde ein elektrisches Kühlgebläse installiert und der Bremskraftverstärker erhielt eine elektrische Vakuumpumpe. Unterhalb der Heckscheibe war das Blech aufklappbar, um Zugang zu der elektronischen Steuereinheit zu gewähren, die anstelle des Tanks installiert wurde. DieAntriebsbatterien von Varta wurden in einer Winkelkonstruktion auf der Beifahrerseite und hinter dem Fahrersitz platziert. Durch das Gewicht der Batterien musste das Fahrwerk mit härteren Federn ausgestattet werden. Immerhin lastete auf dem Opel GT ein Gesamtgewicht von bis zu 1,7 Tonnen.
Durch seine Weltrekorde hatte Dr. Georg von Opel den Beweis angetreten, dass der Elektroantrieb einem herkömmlichen Verbrennungsmotor absolut ebenbürtig sein kann. Und wer weiß, was geschehen wäre, wenn Dr. Georg von Opel nicht, nur wenige Monate nach dem Bau des E-Auto-Prototyps, verstorben wäre. „Vielleicht käme die Revolution der E-Mobility heute nicht mit Tesla aus dem Silicon Valley, sondern mit dem Opel GT aus Hessen“, mutmaßt sein Sohn, Gregor von Opel, der das 50-jährige Jubiläum des Opel GT zum Anlass genommen hat, diese ganz besondere Pionierleistung seines Vaters in Erinnerung zu rufen, in dem er den Original-Prototyp im Opel-Zoo in Kronberg ausstellt. Die Präsentation des Elektroautos war einer der Höhepunkte der Grand Tour des Dachverbands europäischer GT Clubs, die vom 18. bis zum 22. September anlässlich des Jubiläums stattfand und zu ausgesuchten Zielen der Opel GT-Geschichte führte. (mw)