Kronberg (mw) – Es ist schon ein großer Einschnitt, sich nach einem langen, vor allem aber vielseitigen und abwechslungsreichen Berufsleben in den Ruhestand zu verabschieden, findet Claus Harbers. Wenn er Ende März das letzte Mal an seinen Arbeitsplatz ins Rathaus geht, war Claus Harbers 15 Jahre lang Pressesprecher bei der Stadt. Damals machte er unter 130 Bewerben, die sich auf die neu eingerichtete Pressestelle bei der Stadt beworben hatten, das Rennen. Claus Harbers punktete durch sein Wissen von den städtischen Geschehnissen, die Kommunalpolitik sowie allgemeine Verwaltungsabläufe eingeschlossen. Denn Harbers, der als Achtjähriger mit seinen Eltern und seinem Bruder vom Sachsenhäuser Berg nach Kronberg zog und dort Wurzeln schlug, entdeckte schon zu Schulzeiten, dass es ihm leicht fiel und Spaß machte zu schreiben. 1968 schrieb er bereits für den Kronberger Anzeiger und lernte die Stadt auf diese Weise Stück für Stück kennen. Selbst während seines Jurastudiums gab er seine Leidenschaft nicht auf, stattdessen legte er eine Pause ein, um ein Volontariat bei der Neuen Presse zu machen. Nachdem er beide Staatsexamen (seine Schwerpunkte waren Baurecht, Öffentliches Recht, Kommunalrecht) erfolgreich bestanden hatte, stand er vor der Entscheidung Jura oder Journalismus: „Ich hatte Angebote im juristischen Sektor, aber ich hätte vermutlich nicht in Kronberg bleiben können. Und ich hatte ein Angebot von der Taunuszeitung, dafür habe ich mich entschieden!“ Es folgten Jahre als Redakteur für Bad Homburg, vertretungsweise aber auch für Kronberg. Daran anschließend von 1989 bis 1996 führte er als Redakteur die Kronberger Zeitung, die damals noch bestehende Oberurseler Verlagsgruppe hatte ihn kurzerhand abgeworben. „Journalistisch war das die spannendste Zeit“, erinnert er sich. „Ich weiß noch genau, wie ich bei einem meiner ersten Termine für die Kronberger Zeitung zur Pressekonferenz zum Landgraf Moritz von Hessen eingeladen wurde. Wir waren gespannt, denn er hatte noch nie eine Pressekonferenz gehalten.“ Was er damals verkündete, sollte einige Veränderungen mit sich bringen. „Er teilte uns mit, dass die Hessische Hausstiftung die Burg an den Privatinvestor Lehmann verkaufen wolle. Es folgte eine wirklich heiße Zeit, mit legendären Debatten im Stadtparlament und Demonstrationen, man spürte den Einfluss, den man über die Artikel auf die Kronberger Bevölkerung nehmen konnte, und die Verantwortung gleichermaßen.“
Doch auch die Jahre bei der Stadt Kronberg waren keineswegs langweilig: Natürlich gibt es bei der Stadt auch es wiederkehrende Themen in punkto Öffentlichkeitsarbeit, aber bei den Sitzungen der städtischen Gremien sind die Inhalte nie gleich, aber durchaus spannden, wie er findet. Die Verwaltungs- wie die politischen Prozesse innerhalb der Kommune zu verfolgen, für ihn zu jeder Tages- und Nachtzeit und am Wochenende, eine interessante Tätigkeit. 70 Prozent seiner Arbeitszeit hat er mit typischer Pressearbeit, mit Reden schreiben, mit Grußworten, beispielsweise bei Jubiläen, für Vereine oder auch bei Trauerfällen, turnusgemäßen Pressemitteilungen etc. verbracht. Hinzu kamen viele Sonderaufgaben, unter der Ägide von Bürgermeister Wilhelm Kreß hatte er auch noch die Organisation der Kronberger Märkte unter seinen Fittichen. Lieber aber hat er getextet oder über Inhalte von Broschüren geschaut und sie mit entwickelt. „Und ich habe lieber Protokoll geführt als Flohmarktplätze zu vergeben“, erzählt er, schmunzelnd. Highlights in dieser Zeit waren für ihn der 100. Todestag der Kaiserin Victoria, die Feier zur 675-Jahrfeier der Stadtrechte von Kronberg oder auch die Feierlichkeiten zu „1225 Jahre Oberhöchstadt“, nicht zu vergessen die Planung als auch die Feiern zu den zahlreichen Partnerschaftsjubiläen. „Zu solchen Terminen war die Arbeitsbelastung besonders hoch“, so Harbers.
Jedoch sei es danach auch besonders schön gewesen, dann das Ergebnis der Planungen mit zu erleben. Denn wirklich schief gelaufen sei in seinen 15 Jahren eigentlich nichts. „Ich kann mich auf jeden Fall an keine Bekanntmachung oder Sitzung erinnern, die ausgefallen wäre, weil ich nicht fristgerecht eingeladen hätte.“ Nicht unerwähnt lässt der Pressesprecher und Kronberg-Liebhaber, Claus Habers, dass auch die Zusammenarbeit innerhalb der Verwaltung größtenteils prima gewesen sei. „Ja wirklich“, sagt er, „ich kann das Arbeitsklima und die Kollegialität an meinem Arbeitsplatz nur loben.“
Auch die noch engere Zuarbeit zu den zwei Hauptamtlichen, Bürgermeister Klaus Temmen und Erstem Stadtrat Jürgen Odszuck, hat Claus Harbers in den vergangenen Jahren viel Freude bereitet, sagt er.
Angst vor der bestehenden Veränderung hat er allerdings nicht: „Wie ich mich tatsächlich fühle, wenn ich hier weg bin, weiß ich heute noch nicht.“ In jedem Fall hat er sich aber rechtzeitig Gedanken gemacht, was er im Ruhestand und mit bald 65 Jahren noch alles machen möchte. „Da mich hier in Kronberg so viele Bürger kennen, werde ich eigentlich ständig darauf angesprochen, was ich denn noch so vor habe“, erzählt er. Die ständige Beantwortung dieser Frage habe ihm gar nicht die Wahl gelassen, dieses Thema auf die lange Bank zu schieben. „Und das war sicherlich auch gut so.“ Außerdem weiß er sich in seiner Familie, bei seiner Frau Kristin, ebenso gut aufgefangen. „Ich beginne den neuen Lebensabschnitt ja nicht allein, sondern habe ordentlichen Boden unter den Füßen“, erklärt er. Richtig festgelegt, mit welcher freiberuflichen Tätigkeit er seine neu gewonnene Freiheit füllen wird, hat er sich allerdings noch nicht. Fakt ist aber, dass es mehr als einen Verein gibt, der Claus Harbers gerne für die Mitarbeit im Vorstand, oder am besten gleich in vorderster Reihe gewinnen möchte. Ganz abgesehen davon ist Claus Harbers bereits in vielen Kronberger Vereinen Mitglied, wie im Vorstand des Geschichtsvereins derzeit als Beisitzer und bei der Museumsgesellschaft als einer der zwei stellvertretenden Vorsitzenden.
Es gilt jetzt also, sich ab April bei all den Angeboten nicht völlig zu verzetteln. Doch zunächst steht sowieso privat der Umzug in eine Wohnung in Schönberg um, wie er verrät. Bereits vor fünf Jahren hatte er im Interview zu seinem 60. Geburtstag verkündet, sobald seine drei Kinder flügge sind, wollten er und seine Frau sich räumlich verkleinern. „Das haben wir getan.“ Deshalb steht zunächst einmal Kisten packen auf dem Programm. „Danach möchte ich mir endlich auch mal Zeit für einen schönen Urlaub mit meiner Frau nehmen“, fügt er hinzu. Was danach ansteht, ist weniger schön, muss aber ebenfalls endlich in Angriff genommen werden. „Es ist eine Knieoperation, die sich nun auch nicht mehr länger aufschieben lässt, da ich bei Bewegung einfach ständig Schmerzen habe.“ Und bewegen will sich Claus Harbers die nächsten Jahre noch jede Menge – bewegen und sich aktiv einbringen, um die Burgstadt mit weiterzuentwickeln und durch eine vielfältige und engagierte Vereinsarbeit lebenswert zu erhalten. Ob da, wie er bereits zu seinem 60. Geburtstag angekündigt hat, endlich mehr Zeit bleibt, geschichtliche Sachbücher zu lesen oder gar seine Erinnerungen zu den kommunalpolitischen Geschehnissen der vergangenen drei Jahrzehnte zu Papier zu bringen? Man wird sehen. An seiner Modelleisenbahn wird Claus Harbers allerdings nicht mehr basteln können. „Die habe ich mit dem Haus aufgeben müssen und verkauft. Sie war einfach zu groß für unsere neuen vier Wände.“