Schnecke, Frosch und Pferdehaar – Schulkinder besuchen Geigenbauer

Bratschen gibt es in unterschiedlichen Längen, erklärte Anne-Sarah Schmidt den Mädchen und Jungen der Klasse 4 c der Kronthal Schule, die im Musikunterricht die Geigenbauer- und Bogenmacherausstellung in der Stadthalle besuchten.

Foto: Wittkopf

Kronberg (pf) – Einen solchen Musikunterricht gibt es nicht alle Tage. Mittwoch besuchten zwei Klassen der Kronthal Schule mit ihrer Musiklehrerin Susanne Leipold in der benachbarten Stadthalle die Ausstellung der Instrumentenbauer. 26 Geigen- und Bogenmacher, aber auch Saitenhersteller aus Italien, der Schweiz, den Niederlanden, Großbritannien und aus vielen Regionen Deutschlands präsentieren dort im Rahmen des Kronberg Academy Festivals „Cello plus“ ihre Produkte. Geigenbaumeister Ekkard Seidl aus Markneukirchen und Bogenmachermeister C. Daniel Schmidt aus Dresden haben zudem im hinteren Foyer wieder ihre Werkstätten aufgebaut und beantworteten geduldig die Fragen der Kinder.

„Macht es Spaß, Bögen zu machen“, wollten sie wissen. „Warum ist am Bogen Perlmutt dran“, interessierte einen der Jungen und ein Mädchen fragte: „Welches war der größte Bogen, denn Sie gemacht haben?“ Natürlich mache es ihm Spaß, Bögen zu machen, antwortete der Bogenmacher. Den längsten und schwersten Bogen habe er für einen Kontrabass gebaut und Perlmutt sei am Bogen, damit der Frosch gucken kann.

Was ein Frosch ist, das hatte Anne-Sarah Schmidt von der Kronberg Academy den Kindern kurz vorher in der Instrumentenausstellung erklärt. Das ist der Teil des Bogens, wo der Musiker die Spannung ein- und nachstellen kann. Und da der früher dabei oft aus dem Bogen herausgesprungen sei, heiße er bis heute Frosch.

Frosch war auch eines der drei Tiere, nach denen sie die Kinder gefragt hatte und die mit den Instrumenten verbunden sind. Die anderen beiden, die sie meinte, sind Schnecke und Pferd, deren Haare für Bögen gebraucht werden. Doch den Kindern fielen noch andere Tiere ein. Die Schnecke am Hals der Instrumente erinnerte einen Jungen an das Auge eines Chamäleons. An den Bögen entdeckten sie außerdem Perlmutt, das von Muscheln und Seeschnecken stammt, und Leder. Und dass nur Pferde so lange starke Haare haben, dass man aus ihnen Bögen machen kann, wollten sie auch nicht so einfach hinnehmen. Bisons und Mufflons, meinten sie, hätten doch auch lange Haare.

Beim Bogenmacher erfuhren sie jedoch, dass nur Pferdehaare verwendet werden, und die stammen ausschließlich von toten Tieren. Denn wenn einem Pferd der Schweif abgeschnitten wird, könne es nicht mehr die Fliegen von seinem Hinterteil vertreiben. Wenn die aber ihre Eier dort ablegen, würden die den Darm des Pferdes befallen und dann würde es innerhalb weniger Tage sterben, erklärte C. Daniel Schmidt. Dass in dem Topf, der auf einer kleinen Heizplatte auf seiner Werkbank stand, aber sein Mittagessen sei, war nur ein Scherz des Bogenmachers. Tatsächlich befindet sich darin Knochenleim, den er für sein Handwerk braucht.

In der Instrumentenausstellung erläuterte Anne-Sarah Schmidt, dass es verschiedene Familien von Streichinstrumenten gibt. Geige, Viola und Cello mit ihren runden Formen gehören zu der einen, Gamben und Kontrabässe, an ihren „hängenden Schultern“ zu erkennen, zu einer anderen.

„Kostet die Bratsche nur 40 Euro“, fragte eines der Mädchen erstaunt. Aber die Zahl 40 an dem Instrument hatte nichts mit dem Preis zu tun. Sie steht für die Länge, erklärte Anne-Sarah und zeigte, dass es auch um wenige Zentimeter kürzere Bratschen gab. An einem anderen Stand stellte sie den Schulkindern Celli in verschiedenen Größen vor. „Wie groß ist die kleinste Geige“, wollte daraufhin eines der Mädchen wissen. „Die hat der Geigenbaumeister in seiner Werkstatt“, schickte sie die Kinder in den anderen Raum. Und dort durfte das Mädchen das Instrument sogar einmal in die Hand nehmen und einige Töne darauf spielen.



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