Oberursel. Der Kabarettist Peter Schüßler, bekannt als „die Schüssel“, ist für sein jahrzehntelanges kulturelles und soziales Engagement mit dem Ursella-Preis 2025 ausgezeichnet worden. Seit 2019 vergibt die CDU den mit 500 Euro dotierten Preis in Anerkennung an Menschen, die sich im besonderen Maße um die „Bewahrung, Stärkung und Weiterentwicklung der Oberurseler Identität“ verdient gemacht haben. Bei der Preisverleihung im voll besetzten Rathaussaal waren sich die Gäste aus Kunst und Kultur, Politik und Stadtgesellschaft, aus Vereinen und Institutionen einig, dass es einen besonderen „Guten“ getroffen habe.
Er sei einer von jenen, für die Oberursel Heimat ist, der Raum für „gelebte Verantwortung und bürgerschaftliches Engagement“. So führte Martin Bollinger, der CDU-Stadtverbandsvorsitzende, bei der Begrüßung der Gäste den Preisträger ein. Auch ein „Motivator“, ein Netzwerker besonderer Art, einer von jenen, die „stets eine Extrameile gehen, um Oberursel ein bisschen besser zu machen“. Einer, der im Sinne Kennedys nicht fragt, „was die Stadt für ihn tun kann, der was tut für die Stadt“. Mit Einsatz, Tatkraft, Ideen und Leidenschaft. „Mir hat was etwas gefehlt ohne dich“, sagte später Laudator Thomas Studanski, in dessen Alt-Oberurseler Brauhaus „Schüssel“ in ungefähr 25 Jahren rund 300 Heimspiele im stets ausverkauften Braukeller hatte.
Viel Beifall also, anhaltender stehender Applaus für den fünften Preisträger in der noch jungen Geschichte des „Ursella-Preises“. Enthüllt und überreicht haben ihn zuvor der „Erste Bürger der Stadt“, Lothar Köhler, und sein „Erfinder“ Michael Reuter, beide Mitglieder der Jury, die den Preisträger auserkoren hat. Der Mann, der ihn kreiert hat, Holzschnitzer „Hendoc“ alias Hendrik Docken, hatte sich auch unter die Gäste gemischt. Fünf Namen stehen nun auf dem massiven Preis, der nur symbolisch vergeben wird, ein schönes, schweres Stück Holz mit Ecken und Kanten, an der Spitze vom Historischen Rathaus geziert, ein Sinnbild für den Zusammenhalt der Bürgergesellschaft schon in alten Tagen. Die früheren Preisträger fast alle im Saal, das passt zur Idee des Preises, Menschen unterschiedlichster Couleur zu einen.
Das Prädikat „Echt Orschel“ mit dem Zusatz „Original“ hat sich Peter Schüßler redlich verdient. Von Steinbach aus ist der Fußballer einst zum FC 04 gestoßen, bewies auch auf dem grünen Rasen der Stierstädter Heide Qualitäten. Die „Schüssel“ war der heute 77-Jährige damals schon unter den Fußballkumpels, mit über 100 Kilo Lebendgewicht macht er später seinem Spitznamen alle Ehre, aus dem ein veritabler Künstlername wird. Das passte zum Bühnenauftritt, mit einem Tänzchen durch die Tischreihen startete er gerne seine Auftritte im Braukeller, der 1995 zu seinem kleinkünstlerischen Wohnzimmer wird.
Hofbräuhaus-Atmosphäre im Kleinformat, die Hütte ist voll, am Anfang durfte noch der Qualm unter die Gewölbedecke steigen, das Publikum macht mit. Schüssel, die Stimmungskanone, ist ein Entertainer nach Maß, seine Comedy-Abende werden zur Institution, sein Fan-Club wächst. „Ausverkauft“ steht meist schnell auf den Plakaten. Der Altstadtbürger, der die kleine Welt vom Fenster aus beobachtet und sagt wie es ist, der „einfache Mensch“, der „Durchschnittsbürger“ mit seiner frechen Schnauze, der kein Blatt vor den Mund nimmt, kommt gut an beim Publikum, nicht zuletzt durch die beabsichtigten Ähnlichkeiten mit lebenden und nicht mehr lebenden Personen.
Vor drei Jahren hat die „Schüssel“ leise Tschüss und Servus gesagt. Alles gut, aufhören zur rechten Zeit, es gibt ein Leben neben der Kunstfigur „Schüssel“. Neben der Fastnacht beim Karnevalverein Frohsinn, wo seine Bühnenkarriere als Entertainer begann und ihn auf zahlreiche Bühnen trug. Was die Bühne und das Leben im Scheinwerferlicht angeht, ist er mit sich im Reinen. Auch mit seiner zweiten besonderen Art der Identitätsstiftung. Tue Gutes und rede darüber im positivsten Sinne, nämlich bei der Werbung um Mitstreiter. Eigentlich ist Peter Schüßler in diesem Fall ein Menschensammler. „Schüssel und Freunde helfen“ nennt er sein Projekt, das bei der Premiere im Brauhauskeller geboren wird, fast 50 Unterstützer tragen bald ihren Teil zum Gelingen der Hilfsaktion bei, rund 40 Familien konnten über die Zeit unterstützt werden.
Unverschuldet in Not geratenen Oberurseler Familien mit Kindern wollte Peter Schüßler ein sorgenfreies Weihnachtsfest bereiten, als er die Aktion startete. Geld sollte fließen, aber auch Arbeitskraft aktiviert werden, Jobs wurden vermittelt, Kindergarten- und Hortplätze, mal eine neue Wohnung, mal die Renovierung der alten. Menschen, die es brauchten, sollten profitieren, Menschen „aus der Stadt, in der ich mich zuhause fühle“, so Schüßler. Nach seinem Rückzug von der Bühne wurde daraus die erweiterte Aktion „Orscheler helfen Orschelern“, ganz weg ist die „Schüssel“ nie. Er macht’s halt, wie es für ihn richtig ist. Der Sinatra-Hit „My Way“, von ihm gesungen mit seinem Text, markierte stets das Finale seiner Show. Auch im Rathaus als Ursella-Preisträger mit Begleitung der Band „Toms & Jerries“. So ist er eben: Geht immer seinen Weg.
Peter Schüßler nimmt den Preis für sein jahrzehntelanges kulturelles und soziales Engagement entgegen. Foto: js