Kronberg (kb) – „Es war so unglaublich lustig! Aber wie sollen wir das am Donnerstag auch schaffen?“, Helena und Dajana wirken etwas besorgt. Gerade haben sie in der gut gefüllten Aula der Altkönigschule die „Kick-off-Show“ der Requisit-Theaterprofis gesehen und sich sehr amüsiert über deren kongenialen Spontaneinfälle: Auf Zuruf aus dem Publikum sind hier einmalige Geschichten entstanden, die es so vorher noch nie gab – und auch nie wieder geben wird. So fliegt zum Beispiel die Tarnung eines Anglers auf, als seine schwangere Frau ihn verfolgt. Er versucht sich noch herauszureden: Er müsse kontrollieren, ob die Strand-Bademeister ihren Job gut machten – aber in Wirklichkeit will er nur seine Geliebte treffen. Anschließend scheitert das gemeinsame Backen eines Käsekuchens beim ersten Date an den schnellen Stimmungswechseln, die den Darstellern auf ein akustisches Signal hin abverlangt werden. Eben noch beißt die Angebetete optimistisch und voller Begeisterung in das Kuchenstück, als sie das Gesicht verzieht und voller Abscheu und Hass den katastrophalen Kuchen fast ausspuckt, um sofort wieder verzückt lächelnd nie etwas Besseres gegessen zu haben. Dass der verliebte Bäcker zwischen Glück und Trauer weder ein noch aus weiß, führt zu beeindruckendem Mienenspiel und zu einem Darmverschluss, der die Dating-Partnerin dann das Weite suchen lässt. In einer weiteren Szene führt ein sprechender Schlüssel zu heillosem Durcheinander und immer dann, wenn eine Szene den Spannungsbogen fast schon überreizt, sorgt Darsteller Heinz als spontane Sturzgeburt für große Heiterkeit.
Das Besondere an diesem Besuch der Theatergruppe „Requisit“, die seit mehr als zwanzig Jahren sehr erfolgreich Improvisationstheater zur Suchtprävention spielt und mit (vor allem) Schülerinnen und Schülern anschließend auch ins Gespräch kommt, ist, dass die Zuschauer an der AKS eine ganze Woche lange selbst auf der Bühne stehen. Unter fachkundiger Anleitung improvisieren der Theaterkurs der achten Klasse von Rita Eichmann und der Oberstufenkurs von Lisa Reißfelder selbst. Sie assoziieren, füllen Lücken, greifen Spielideen auf – und zeigen dabei vom ersten Tag an vollen Einsatz. Schon beim Warming up bleibt fast kein Achtklässler ohne blaue Flecken, so sehr legen sich die jungen Spielerinnen und Spieler ins Zeug. Auch die Oberstufenschüler sind begeistert: Voller Elan assoziieren sie wild und ergänzen Spielangebote in der Mitte auf kreative Art und Weise. Als Finn ein „Kreuz“ in der Mitte anbietet, stellt sich nicht nur ein Schüler als „Jesus“ dazu, sondern eine Schülerin baut auch „Seehofer“ an.
Nora Staeger und ihr Requisit-Team, die seit vielen Jahren zur Suchtpräventionsarbeit unter anderem auch an die AKS kommen, sind von den beiden Gruppen begeistert. „Es ist toll, mit welcher Spielfreude die Schüler dabei sind und wie mutig sie sich auf diese ungewohnte Theaterarbeit einlassen“, freut sich Theaterpädagogin Staeger. Dass die Gruppe Requisit eine ganze Woche zu Gast an der Altkönigschule sein kann, ist der großzügigen Spende der Software AG Stiftung Darmstadt geschuldet. Yvonne Erber, die Fachsprecherin für das Fach „Darstellendes Spiel“, kann sich gar nicht vorstellen, wie man eine Projektwoche besser verbringen könnte als mit Theaterspielen. „Gerade aus dem gemeinsamen Auftritt als Ensemble auf der Bühne erwächst ein ungeheures Selbstbewusstsein“, macht Erber Helena und Dajana und allen anderen Projekteilnehmern Mut. Wie viel Spaß das Improtheater nebenbei auch macht, haben alle schon jetzt erfahren können. Schülerin Eleni hat daraus eine sinnvolle Schlussfolgerung gezogen: „Eigentlich müsste man Theater als Pflichtfach einführen.“ Heute Abend, Donnerstag werden die beiden Gruppen um 18 Uhr die Ergebnisse ihrer einwöchigen Arbeit in der Aula der Altkönigschule präsentieren – und freuen sich auf viele Besucher! Der Eintritt ist frei.