Kronberg. – Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU) hatte am 2. Februar, mehrheitlich für die Pläne gestimmt am Bahnhofsgelände ein Business-Hotel sowie einen Kammermusiksaal und ein Studien- und Verwaltungszentrum der Kronberg Academy zu errichten. (wir berichteten). Bei fünf Ja-, drei Nein-Stimmen und einer Enthaltung sprach der Fachausschuss der Stadtverordnetenversammlung, die am 18. Februar in finaler Sitzung zu diesem Thema tagt, eine deutliche Empfehlung für die Umsetzung der Planung aus.
Weil Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos) krankheitsbedingt nicht an der ASU-Sitzung teilnehmen konnte, bezieht er nun auf diesem Wege nochmals klar Position pro Planung und macht nun auch aus seiner Sicht nochmals die Dringlichkeit deutlich: „Wenn wir die Entscheidung nicht am 18. Februar treffen, steht nichts weniger als das Ende beider Projekte auf dem Spiel! Denn bei einer Verzögerung der Entscheidung mindestens um ein halbes Jahr, vielleicht sogar noch länger laufe die Stadt Kronberg Gefahr, dass die Betreiberinteressenten für das Hotel abspringen und damit dem Investor die Grundlage zur Projektumsetzung entzogen wird. „Ebenso laufen wir Gefahr, dass Sponsoren und Fördergeldgeber für den Kammermusiksaal abspringen, weil sie den Glauben an das Projekt verlieren und die Zusagen in der Regel nur zeitlich begrenzt gelten“, so Temmen.
Aber am Schlimmsten sei „der Vertrauensverlust an den Willen der Politik, unserer Stadt hinter dem Projekt zu stehen“, findet Temmen. Wenn jetzt keine Entscheidung fällt, werde Kronberg „einen irreversiblen Imageschaden erleiden und an Reputation als Wirtschafts- und Kulturstandort verlieren“. Er ist überzeugt und warnt: „Für Investoren und Projektentwickler wird der Standort Kronberg erst einmal für lange Zeit verbrannt sein. „Und wir reden bei den konkreten Projekten nicht von irgendwelchen Investoren und Institutionen aus fernen Ländern, sondern von einem Kronberger Unternehmer und einer weltweit bekannten Kronberger Institution.
Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Worte der früheren Geschäftsführerin von Accenture, Karen Hoyndorf, auf die Frage, worauf es denn bei Unternehmensentscheidungen für oder gegen einen Standort ankommt. Ihre Antwort: ,Zuerst immer auf Schnelligkeit der Verwaltung und der Gremien bei Ansiedlungsfragen, so wie es bei Accenture in Kronberg war.‘“‘ Das bedeute im Klartext: „Entscheidungen sind gefragt, kein zögerliches Handeln und Taktieren!“
Das Hotel
Das seit Jahren von großen Gewerbebetrieben gewünschte, aber nicht vorhandene Business-Hotel – auch gerade im Hinblick auf künftige Standortentscheidungen – entstehe an einem geradezu idealen Standort, direkt angebunden an die S-Bahn.
Das Business-Hotel am Bahnhof stelle keinen Ersatz dar, sondern sei vielmehr eine wichtige Ergänzung zum bestehenden Hotelangebot in Kronberg. Der Fokus der Hotelplanung liege auf dem gesamten Einzugsbereich (Rhein/Main). So müssten insbesondere international agierende Kronberger Unternehmen, die regelmäßig große Kontingente buchen müssen und vertraglich oft an die größeren Hotelketten gebunden seien, zu Anbietern in der Nachbarschaft ausweichen. „Das hat unlängst der Geschäftsführer von Accenture, Karl Rathgeb, erst wieder bestätigt“, betont der Rathauschef. Auch größere Reisegruppen ab 50 Personen könnten oft nicht an einem Standort in Kronberg gemeinsam untergebracht werden, was sich gerade in touristischer Hinsicht als Nachteil erweise.
Für alle Zweifler wiederholt Temmen: „Ich betone nochmals, dass neben dem positiven Hotelgutachten für den Standort, die dafür interessierten Betreiberketten eigene Standortanalysen erstellt haben, die ebenfalls zu einem positiven Ergebnis gefunden haben.“ Andernfalls gäbe es kein Interesse von gleich mehreren namhaften Hotelketten. „Mit dem Hotel am Bahnhof werden wir die die Destination Kronberg weiter stärken. Nicht zuletzt die internationalen Gäste der Veranstaltungen im ebenfalls geplanten Kammermusiksaal der Kronberg Academy würden vom Hotelbau profitieren. „Umgekehrt sorgen die Veranstaltungen der Kronberg Academy für zusätzliche Übernachtungszahlen, von der unsere Hotellerie in ihrer Gesamtheit, aber auch die Gastronomie profitieren kann. Ich bin der vollen Überzeugung, dass sich Kammermusiksaal und Hotel gegenseitig befruchten werden“, wirbt Temmen dafür, das Großprojekt zu unterstützen.
Der Kammermusiksaal
Mit dem Kammermusiksaal und dem Studien- und Verwaltungszentrum der Kronberg Academy setze Kronberg auf ein weiteres wichtiges Zeichen für die Entwicklung der Statd. „Damit erhält diese weltbekannte Institution ein zeitgemäßes Zuhause und bindet sich somit dauerhaft an den Standort Kronberg. Wer in der Welt herumkommt, der weiß, welch hohen Stellenwert und Bekanntheitsgrad die Kronberg Academy in der globalen Musikwelt genießt und damit ganz maßgeblich zum hervorragenden Image von Kronberg beiträgt“, betont Temmen. Nicht ohne Grund habe der berühmte Cellist Mstislav Rostropovich Kronberg einst zur „Welthauptstadt des Cello“ ausgerufen. Temmen weiter: „Mit dem modernen Kammermusiksaal wird die Kronberg Academy ihre Bedeutung in der internationalen Musikszene nochmals erheblich steigern können. Dies wiederum dürfte sich auch auf die Besucherzahlen in unserer Stadt weiterhin positiv auswirken.“ Nicht ohne Grund hätten sich zahlreiche renommierte Architekten aus aller Welt am Wettbewerb für den Kammermusiksaal beteiligt, „darunter auch der Berliner Star-Architekt Volker Staab, dessen sehr überzeugender Entwurf nun zur Umsetzung kommen wird.“
Wohnungsbau, Gewerbe und Bahnhofsgebäude
Hotel und Kammermusiksaal seien aber nur zwei Eckpfeiler eines attraktiven Gesamtpakets in Sachen Quartiersentwicklung am Bahnhof. Auf der Agenda stehen in einem zweiten Schritt die künftig angedachte Wohnbebauung, insbesondere bezahlbarer Geschosswohnungsbau und unter anderem auch geförderter Wohnraum, an dem es in Kronberg mangelt. „Zusätzlich werden auch hochwertige Gewerbeflächen entwickelt, sodass ein lebendiges, gemischtes Quartier entstehen wird“, skizziert der Rathauschef die Entwicklung am Bahnhof. „Ein künftig saniertes und einer neuen Nutzung zugeführtes Bahnhofsgebäude wird das Ensemble abrunden und unser Stadtbild in diesem so wichtigen Bereich erheblich aufwerten.“
Respekt an alle, die Verantwortung übernehmen. In der in Kürze endenden Legislaturperiode sei n aller Ausführlichkeit das Für und Wider diskutiert und Pläne in intensiver Arbeit optimiert worden. „Die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt waren durch Bürgerbeteiligungen und eine Vielzahl an Informationsveranstaltungen umfassend in diesen Prozess eingebunden. Hinter uns liegt ein langer Entscheidungsprozess.“ Leider sei der Trend, keine Entscheidung zu treffen mittlerweile sehr beliebt, weil man sich „viel leichter dahinter verstecken kann“. Jetzt keine Entscheidung zu treffen, sei keine Perspektive für Kronberg im Taunus. „Deswegen hoffe ich sehr, dass es am 18. Februar 2016 in der Stadtverordnetenversammlung eine breite Mehrheit für die Planung gibt“, so ruft er mit Vehemenz auf, die Beschlussvorlage zu unterstützen. All jenen, die jetzt Verantwortung für die Zukunft der Stadt übernehmen würden, sei zu danken. (mw)