Tobias Prinz aus Kempten erhält Prof. Ralf Kötter Gedächtnispreis

Ruth Kötter gratuliert Tobias Prinz M.Sc., Bürgermeister Klaus Temmen (rechts) freut sich mit. Foto: Pfeifer

Kronberg (pit) – Es kommt nicht häufig vor, dass Feierstunden, die mit einer Preisverleihung einhergehen, eine eher familiär-freundschaftliche Atmosphäre haben. Die Feierstunde zur neunten Verleihung des Professor Dr. Ralf Kötter Gedächtnispreises war jedoch eine solche. Nicht zuletzt dadurch, dass der Namensgeber durch eine kleine Filmdokumentation plötzlich sehr sympathisch und lebensbejahend über die Leinwand flimmerte.

Denn ausgelobt wurde dieser Preis, der jährlich vergeben wird, von Ruth und Hubert Kötter, deren Sohn Ralf im Februar 2009 im Alter von nur 45 Jahren nach schwerer Krankheit verstarb. „Er war ein erfolgreicher Wissenschaftler, der wegweisende Forschungen auf dem Gebiet der modernen Mobilkommunikation betrieben hat“, erläuterte Bürgermeister Klaus Temmen in seiner Begrüßung. Und nicht nur die Stiftung, aus der der Preis finanziert wird, halte die Erinnerung an Ralf Kötter lebendig, aus ihr heraus habe sich auch der Verein „Professor Dr. Ralf Kötter-Freundeskreis“ gegründet, der mittlerweile mehr als 95 Mitglieder zählt – darunter auch die Preisträger, die stets Ehrenmitglieder werden. „Auch die Stadt Kronberg im Taunus ist Mitglied des Freundeskreises“, so der Rathauschef. Somit wusste er auch zu berichten, dass immer wieder internationale Delegationen oder Einzelpersonen – häufig frühere Studenten aus den USA und heute teilweise selbst namhafte Wissenschaftler – das Grab Ralf Kötters besuchen.

Im Namen der Familie begrüßte Ruth Kötter die Anwesenden – und den Geehrten: „Wir freuen uns, dass wir in der Person des Herrn Tobias Prinz einen würdigen Preisträger begrüßen dürfen.“ Die TU München habe ihn als außerordentlichen, jungen Wissenschaftler unter anderen vorgeschlagen und so erklärte Ruth Kötter ihre eigene Entscheidung und die ihres Mannes: „Ralf hätte mit Sicherheit Freude an Ihrer Biographie und Ihren Examensnoten gehabt.“ In diesem Zusammenhang erinnerte Ruth Kötter sich daran, dass, als ihr Sohn einst aus den Vereinigten Staaten nach Deutschland zurückgekehrte, einer seiner Beweggründe hierfür gelautet habe: „Ich gehe zurück, weil es so clevere und wissbegierige Studenten dort gibt. Ich bekomme so einzigartige Briefe.“

Die Laudatio oblag Professor Dr. Gerhard Kramer von der TU München und so stellte er den Geehrten zunächst einmal vor: „Tobias Prinz wurde am 4. Juli 1989 in Kempten im Allgäu geboren.“ 2009 habe er in seiner Heimatstadt das Abitur gemacht und ein Jahr später mit seinem Studium an der Technischen Universität München begonnen. Seine Bachelorarbeit im Jahr 2013 habe sich mit dem Thema „Implementation of Coding Strategies for Distributed Storage Networks Incorporating Network Topologies“ befasst. „Tobias hat also sehr früh erkannt, dass Kodierung ein spannendes und immer aktuelles Forschungsthema ist.“ Schließlich werde der Bereich der verteilten Datenspeicherung seit zehn Jahren immer wichtiger und: „Heute ist ‚Privacy‘ auf Facebook plötzlich wichtig geworden.“ Das habe eine Weile gedauert.

Codes wiederum spielten auch für den Datenschutz eine wichtige Rolle und somit zeigte sich Kramer überzeugt: „Ralf Kötter hätte zu beiden Anwendungen wesentliche Beiträge geleistet.“

Den Preis habe Tobias Prinz jedoch letztlich für seine herausragende Masterarbeit am Lehrstuhl für Nachrichtentechnik der TU München erhalten, die sich wieder mit dem Thema Codierung befasste. „In dieser Arbeit kombinierte Tobias die so genannten Polar Codes mit einem neuen ,Shaping‘-Algorithmus, der an unserem Lehrstuhl erfunden und entwickelt wurde.“ Und auch hier wieder die Verbindung: „Ralf Kötter hat diese Polarcodes sicherlich kennengelernt, sie wurden 2006 oder 2007 erfunden, und er hätte sich sicherlich mit dem Thema beschäftigt und wichtige Erfindungen gemacht.“ Tobias Prinz habe die Polar Code Klasse verbessert, indem er sie für hohe Datengeschwindigkeiten effizienter gemacht habe, so dass es „schwierig ist, sie weiter zu verbessern“. Somit versicherte Kramer der Familie Kötter: „Sie haben eine ausgezeichnete Wahl getroffen.“

In seinen Dankesworten versicherte Prinz: „Ich habe Professor Ralf Kötter nicht mehr persönlich kennengelernt, doch an der TU München begegnet man ihm dort auch heute.“ Er selbst habe sogar mit einem Skript von ihm gearbeitet. Verliehen wird der Preis im Wechsel für innovative Forschung, insbesondere auf dem Gebiet der Nachrichtentechnik oder für besondere humanitäre Hilfe bis zum Jahre 2023. Dann wäre Professor Dr. Ralf Kötter 60 Jahre alt geworden.



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