Kronberg (mw) – Bald 20 Jahre ist Martin Westenberger nun Revierförster in Kronberg. Neben dem Kronberger Stadtwald betreut er als Angestellter des Hessen Forsts die Wälder weiterer fünf Gemeinden, darunter Liederbach und Schwalbach, sowie den Staatswald. Seit 2005 ist er außerdem für das Aboretum in Schwalbach zuständig, das mit seinen Veranstaltungen einen wichtigen Beitrag zur Umweltbildung liefert. Jederzeit gibt Martin Westenberger bereitwillig Auskunft über seine Arbeit, so auch ganz spontan auf Anfrage des Kronberger Boten, um mit einigen Missverständnissen bezüglich des Wegezustands oberhalb des oberen Aufstiegs im Kronberger Stadtwald aufzuräumen. „Wer neuerdings von Kronberg zum Altkönig oder auch nur zum Fuchstanz will, meint sich in einem Truppenübungsplatz wiederzufinden“, hat Dr. Michael F. Griesbeck in seinem Leserbrief an den Kronberger Boten formuliert. „Man hätte den Eindruck, als hätten sich ,Off-Road-Begeisterte‘ einmal so richtig ausgetobt. Die einstmals festen Waldwege sind durch schweres Gerät kreuz und quer so durchpflügt, dass sie praktisch unpassierbar sind, es sei denn, man will knöcheltief im Schlamm versinken.“ Griesbeck zeigt zwar Verständnis für eine „gewisse Terminplanung“ der Revierförsterei, gleichzeitig meint er jedoch: „Es muss doch möglich sein, bei Arbeiten mit schwerem Gerät eine gewisse Flexibilität zu bewahren. Wenn es schon nicht möglich ist, Bodenfrost abzuwarten, so sollten solche Arbeiten doch nicht unmittelbar nach einer Schneeschmelze mit entsprechend tiefen Böden durchgeführt werden. Eine solche gegenüber der Natur und den Menschen unsensible Haltung weckt erhebliche Zweifel an der Kompetenz und am Sachverstand des oder der Verantwortlichen, zumal der wirtschaftliche Nutzen in der Gewinnung von Brennholz sich in Grenzen halten dürfte, wenn die zerstörten Wege wieder kostspielig instand gesetzt werden sollen.“
Tatsächlich ist es für die Waldbewirtschaftung schwierig, wenn es im Winterhalbjahr, in dem der Holzeinschlag durchgeführt wird (zirka von Oktober bis März), keinen Bodenfrost gibt, erkärt der Revierförster. Denn bei Bodenfrost werden Waldwege und die gekennzeichneten sogenannten Rückegassen, durch die die Wegebaugeräte überhaupt nur fahren dürfen, kaum beeinträchtigt. Doch in einem Winter, wie diesem, wo anhaltender Frost ausblieb, sind Kompromisse einzugehen, so Westenberger, der in diesem Zusammenhang daran erinnert, dass die Waldwege, deren Anblick momentan nicht „der Ästhetik der Besucher entspricht“, ursprünglich als Wirtschaftswege angelegt wurden, auch wenn sie heute natürlich auch als Naherholungswege dienen. „Wenn man sich auf die zwei Prozent des Stadtwaldes stürzen will, in dem gerade gearbeitet wird, statt die 95 Prozent zu sehen, die in Ordnung sind, dann findet man natürlich Kritikpunkte, keine Frage“, gibt er zu bedenken. „Normalerweise würde aber auch keiner sonst auf einer Baustelle spazieren gehen.“ Im Stadtwald ist dort, wo gerade Bäume gefällt werden, der Weg mit einem großen Banner abgesperrt, der über die Forstarbeiten aufklärt und um Verständnis wirbt. Leider hielten sich die Waldbesucher selten an diese Absperrungen, bedauert der Revierförster. Statt dessen signalisierten einige: „Im Wald müssten alle Wege zu jeder Zeit im Top-Zustand sein“. Das sei jedoch nun einmal nicht möglich: Im Fall vom Weg oberhalb des oberen Aufstiegs demonstriert er vor Ort, dass der durch Durchforstungsarbeiten und die anhaltende Nässe auf dem Hauptweg angesammelte Schlamm sofort wieder zur Seite geschoben wurde, um den Hauptweg passierbar zu machen. „Natürlich sieht man bei diesem nassen Boden Spuren“, so Westenberger. „Unsere Selbstverpflichtung, wenn die Maschinen über 30 Zentimeter tief in den Boden einsinken, die Arbeiten einzustellen, kommen wir jedoch immer nach. Dann ist absoluter Stopp!“ An besagter Stelle sei vor allem viel Schlamm verdrängt worden, der Weg darunter jedoch gut befahrbar gewesen. Auch die untergeordneten Wege, sollen in absehbarer Zeit wieder „ins Profil gebracht werden“, erklärt er das Vorgehen. „Nur bei der jetzigen Nässe geht das einfach noch nicht.“
Eine völlig falsche Vorstellung sei, dass vorrangig mit Brennholz Einnahmen für die Stadt Kronberg erwirtschaftet würden. Der Großteil des Erlöses aus der nachhaltigen Holzbewirtschaftung wird aus Fichtenholz für den Fertighausbau gewonnen, aus Eichenholz für Parkettfußböden und für Buchenholz für Massivholzdielen sowie zur Papierherstellung, klärt er auf. „Ein geringer Teil bleibt am Weg liegen im Unterholz, das sich dann die Kronberger Bürger als Brennholz aus dem Wald holen. Bei 400 Festmetern werden höchstens zehn bis 15 Festmeter für Brennholz geholt.“ Im vergangenen Jahr war die Vorgabe der Kronberger Stadtgemeinde, durch die Waldbewirtschaftung etwa 50.000 Euro zu erwirtschaften. Mit den Einnahmen werden auch die Aufarbeitungskosten der Firmen, die das Holz einschlagen, finanziert und sie dienen der Instandhaltung des gesamten Wegenetzes. „Der Reinerlös vergangenes Jahr waren letztendlich dann 68.000 Euro“, berichtet er. „Das heißt, die Kosten für die Wegeinstandsetzung etc. sind hier schon vorher abgezogen worden.“
Westenberger wirbt für mehr Verständnis bei den Waldbesuchern. „Der Wald ist nicht mit einem Park oder Wohnzimmer zu verwechseln, das aufgeräumt sein muss!“, betont er. „Unsere Sorgfaltspflicht würden wir jedoch nie verletzen.“ Die modernen Fahrzeuge heute verfügen über sogenannte Moorbänder, ähnlich wie Panzerketten, die das Gewicht der Fahrzeuge besser auf die ganze Fläche verteilen, damit der Boden weniger zerstört wird. Bei der Begutachtung der „Waldbaustellen“ war zu sehen, dass in den Rückgassen an einigen Stellen zunächst Reisig aufgehäuft wurde, um den Boden für das schwere Gerät zusätzlich zu stabilisieren. Westenberger informiert weiter, dass es bestimmte Holzarten gibt, die bei schlechter Witterung auch länger im Wald liegen bleiben können (oder am Wegesrand nach Verkauf tatsächlich länger liegen bleiben, bis sie vom Besitzer zur Verarbeitung abgeholt werden). Buchenholz beispielsweise muss nach der Fällung sofort aus dem Wald gezogen werden. Würde es liegengelassen, verstockt (verpilzt) es relativ schnell und verliert damit an Verkaufswert.
Das Holz, das im Wald als Brennholz verbleibt, hat einen weiteren Nutzen: Es bildet im Frühjahr noch einmal Knospen, die Rehe und Rotwild liebend gerne futtern und der Teil, der verrottet, ist Nährwert für den Boden. „Deshalb ist eine Ganzholzholung gar nicht erlaubt“, so der Revierförster. Und der Zehnjahresplan der Stadt Kronberg sorge dafür, dass nie mehr aus dem Wald herausgeholt wird, als nachwächst. Die meisten Bäume werden übrigens heute nicht nachgepflanzt, sondern säen sich wie Buche und Birke selbst aus. „Eichen als Lichtbäume kommen nicht von allein, deshalb pflanzen wir sie gerne in Windschlagflächen.“
Martin Westenberger weiß noch viel mehr Wissenswertes über „seinen Wald, dessen Haupteinnahmequelle die Holzernte ist“, zu berichten, aber das würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Wer jetzt noch Fragen hat, kann ihn gerne direkt unter der Kronberger Telefonnummer 952347 kontaktieren oder mittwochs zwischen 15 und 17 Uhr am Oberen Aufstieg 8 in seine Sprechstunde kommen. „Die Tiere sind übrigens äußerst flexibel, wenn ihnen mal ein Baumstamm im Weg liegt“, sagt er augenzwinkernd. „Sie laufen einfach drumherum“. Leider würden sich die erholungssuchenden Menschen damit schwerer tun, obwohl bekanntlich viele Wege nach Rom führten oder in diesem Fall zum Altkönig.