Kronberg (mw) – „Ich bin ganz gerührt und begeistert.“ Diese Worte konnte Barbara Saleweski, die sich nach 23 Jahren als Schulleiterin an der Kronthal-Schule und 40 Jahren Schuldienst zum 31. Juni offiziell in den Ruhestand verabschiedet, im Rahmen ihrer Verabschiedungsfeier in der Kronthal-Schule nur immer wiederholen. Gerührt war nicht nur sie. Dem gesamten Kollegium war anzumerken, dass sie die langjährige Schulleiterin nur ungern ziehen lassen. So wurde der Empfang zum Abschied zu einer bunten emotionalen Abschiedsfeier, in denen die Schülerinnen und Schüler die Hauptpersonen waren, so wie sie es zu jeder Zeit für die Schulleiterin waren. Sie selbst wartete mit ihrem Mann und ihrer Tochter gespannt auf die Programmpunkte, die die Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrerinnen vorbereitet hatten. „Stellen Sie sich vor, ich musste sogar später in die Schule kommen und Home-Office machen.“ Was folgte, war ein bunter Reigen an liebevoll vorbereiteten Programmpunkten der Klassensprecher, einzelner Klassen sowie ihrer Mathematikklasse. Die 3b beispielsweise hatte für Barbara Salewski alles in einen Rucksack gepackt, was man für einen Abenteuerurlaub braucht: Angefangen bei Pflastern, über Feuerzeug und Taschenlampe bis zum Baldrian – falls der Urlaub doch zu aufregend wird – und einen Jahreskalender, in dem die hessischen Ferien nicht vermerkt sind – „denn Sie können jetzt ja Urlaub außerhalb der Ferien machen“. Mit wehenden weißen Taschentüchern und Time to say goodbye“ verabschiedeten sie die Viertklässler tanzend, die Flöten AG spielte ein Menuett von Telemann, der Schulchor sang den flotten Song „Ab in die Berge“ und die Klassensprecher überreichten ihr mit den besten Wünschen jeder eine Sonnenblume. Eingerahmt wurden sie und ihre Gäste von allen Schülern, die zur Begrüßung im Kanon „Viel Glück und viel Segen“ sangen und zum Auszug, „Wir sagen Dir Tschüss und wir winken dabei. Und hoffen, dass Du mal an uns denkst!“ Dann war es zunächst still, denn es war ein bewegender Moment, als schließlich klar war, nun sind die Kinder, über 1.000 waren es, die sie als Rektorin durch ihre Schullaufbahn begleitet haben, alle weg.
Es folgte die offizielle Verabschiedung, die Schulamtsdirektor Peter Walter vornahm, gefolgt von Grußworten von Susanne Eichhorn vom Kreisausschuss, Prof. Michael Madeja vom Schulelternbeirat und dem ehrenamtlichen Stadtrat Hans-Willi Schmidt.
Schulamtsidrektor Walter, der den beruflichen Werdegang von Barbara Salewski genauestens noch einmal Revue passieren ließ, lobte Salewski für ihr Unterrichtsverständnis, das davon geprägt sei, die Schülerinnen und Schüler in ihren Kompetenzen zu stärken, was ohne das Erlernen von Selbstständigkeit nicht umsetzbar sei. Die Kronthal-Schule habe Salewski, die er in der vertrauensvollen Zusammenarbeit stets kooperativ und konstruktiv erlebt hat, in ihren Jahren zu einer Grundschule mit „buntem, Profil mit vielen Aktivitäten entwickelt“. Stadtrat Hans-Willi Schmidt, der die guten Wünsche des Bürgermeisters überbrachte, berichtete: „Temmen erzählte mir, dass er sie insbesondere auch als Kämpferin für die Schule und für die Interessen der Schülerinnen und Schüler kennt und schätzen gelernt hat, aber auch als eine Frau, die einen klaren Blick für das Machbare hat.“
Michael Madeja vom Elternbeirat, überbrachte drei Geschenke für die langjährige Schulleiterin, von denen sie nur eines mit nachhause nehmen konnte: den Rosenstock. Apfelbaum und Torwand verbleiben für die Kinder in der Schule, mit einer Widmung an die Schulleiterin versehen. Salewski freute sich über diese „tollen Ideen“ sichtlich. Viel Gelächter hatte Madeja zuvor auch für seine Rede zur Überbringung der Geschenke geerntet, in der er die Kronberger Schulelternschaft mit viel Witz und Ironie unter die Lupe nahm. „Es gibt eine Reihe von Berufen und Positionen, die ich nicht haben möchte“, verkündete er. Dazu gehöre neben Minenräumer, Nachtportier und Gefängniswärter auch die Leitung der Kronthal-Schule. Warum das so ist, erklärte er im Anschluss: Diese Schule könne als eine „inverse Brennpunktschule“ bezeichnet werden, meinte er nicht ohne Augenzwinkern. Das elterngeprägte Umfeld sei nicht bildungsfern und die Kinder vernachlässigend, sondern im Gegenteil im bildungsaffin bis bildungsbesessen und fürsorgend bis extrem überbetreuend. Auf jeden Fall sei es eine anspruchsvolle und fordernde Elternschaft, sagte er. „Ich habe Sie, Frau Salewski daher immer bewundert, mit welcher Klugheit, Ruhe und Beharrlichkeit Sie mit uns Eltern umgegangen sind, um zum einen Kinder und Lehrer vor extremen Eltern zu schützen und zum anderen die Energie der Eltern für die Schule zu nutzen.“ Bevor die Schulleiterin selbst das letzte Wort hatte, verabschiedete sich ihr Kollegium mit einem eigens für diesen Anlass einstudierten Song von ihrer „Chefin“.
Salewskis Fazit nach vielen Dankesworten fiel klar aus: „Ich habe großartige Menschen kennenlernen dürfen, aber auch solche, die einem das Leben schwer machen“, sagte sie. „Gute Zeiten waren immer die, in denen alle an einem Strang gezogen haben.“ Deshalb sei ihr Wunsch für die Kronthal-Schule ganz einfach: „Weniger Individualismus – mehr Teamgeist und dies auf allen Ebenen!“ Nicht jedes Kind brauche immer sein eigenes geschnürtes Lernpakeet, nicht jedes Elternteil sein Rundum-Sorglos-Paket und nicht jede Kollegin den maßgeschneiderten Stundenplan. Und auch von der Gesetzgebung wünsche sie sich „einige Vorgaben mehr, die für alle gelten“. Denn das gebe den Lehrern Luft und Zeit für ihre Kernaufgabe: das Unterrichten, Fördern und Erziehen der ihnen anvertrauten Schülerinnen und Schülern.
Bei einem Gläschen Sekt konnten ihre Gäste im Anschluss mit ihr über ihre Zukunft plaudern. „Es war ein erfülltes Berufsleben, aber es wird für mich ein Leben nach der Schule geben, auf das ich mich sehr freue.“