Kronberg (mw) – Die CDU Kronberg hatte die Frankfurter Oberbürgermeisterkandidatin Dr. Bernadette Weyland im Rahmen ihrer Traditionsreihe „CDU-Frühschopppen“ am vergangenen Sonntag in der Stadthalle zu Gast. „Wir sind davon überzeugt, dass die Metropolregion Rhein-Main starken Einfluss auch auf unsere Entwicklung in Kronberg haben wird“, meinte der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Reinhard Bardtke zur Begrüßung der zahlreich erschienenen Gäste, unter ihnen auch CDU-Kreisvorsitzender Jürgen Banzer. Von Weyland als „profunder Kennerin der Situation im Rhein-Main-Gebiet versprach er sich für die Kronberger CDU und ihre Gäste eine Darstellung der aktuellen Situation und ihrer Einschätzung über die zukünftigen Chancen und Herausforderungen, gerade im Hinblick auf den Brexit. Wer allerdings dachte, Weyland würde Frankfurt als Wirtschaftsstandort oder die Wohnraumverknappung dabei zu zentralen Themen machen, der irrte: Denn zentrales Thema für die Oberbürgermeisterkandidatin, das ihrer Überzeugung nach Frankfurt und die Rhein-Main-Region nicht nur stärken, sondern auch verbinden könne, ist die Kultur und auf die allein konzentrierte sie sich in ihrem Vortrag.
Kulturhauptstadt werden – große Chance für Frankfurt und Rhein-Main
Im Jahr 2025 darf Deutschland wieder eine Kulturhauptstadt für Europa benennen. Die Bewerbungen hierfür müssen bis 2018 vorliegen. Bis jetzt haben sich einige ostdeutsche Städte beworben und auch Kassel ist darunter, doch Frankfurt nicht. Für Weyland ein absolutes „No go“. Mit Kultur beschäftige man sich überall, ob mit Essenskultur, der Kultur, wie man miteinander umgeht, den Kulturunterschieden oder der Baukultur. „Es ist ein weites Feld, das nicht nur Menschen in Frankfurt, sondern in der gesamten Rhein-Main-Region verbindet“, sagte sie. Und es sei ein riesiger Fehler, wenn man sich mit ihr nicht beschäftigte und sich dazu noch, wie Oberbürgermeister Andreas Feldmann (SPD) „dagegen ausspricht und sich hinter Kassel stellt. Dabei kann Frankfurt mit den Bewerbern locker mithalten“, so Weyland, die auch genügend Unterstützer für eine solches Projekt sieht, wenn man sich für eine Bewerbung entscheiden würde und endlich die Ärmel hochkrempeln würde. Als positives Beispiel beschrieb sie den „Riesenerfolg“ der Stadt Essen 2010. Essen habe mit dem „Wandel durch Kultur“ ein wunderbares Thema gefunden und dem gesamten Ruhrpott damit ein großes Geschenk bereitet. Weyland stellt sich die Chance für Frankfurt und Umgebung ähnlich vor, man denke nur an den Rheingau, die Weinberge, das Weltkulturerbe, die museale Landschaft in Frankfurt bis hin zu den Leuchttürmen, die sich in der gesamten Taunusregion fänden, beispielsweise auch der Kronberg Academy und dem entstehenden Casals Forum in Kronberg. Als mögliches Thema sieht sie die gesellschaftliche Erneuerung durch Integration und Internationalität. Mit Frankfurt habe man eine Stadt mit großem multikulturellen Hintergrund und die Internationalität ziehe sich durch die gesamte Rhein-Main-Region. Es gelte, mit der Sprachkultur, die bereits gefördert werde, zu arbeiten als auch die Kreativwirtschaft anzukurbeln. In Bezug auf die innerstädtische Kulturentwicklung, beispielsweise der Zukunft von Oper und Schauspiel sprach sie sich dafür aus, den Blick von außen zuzulassen, um frische Ideen zu erhalten.
Frankfurt fehlt eine Willkommenskultur
Im Wettbewerb mit anderen Städten vermisst die Oberbürgermeisterkandidatin in Frankfurt eine „Willkommenskultur“. Statt dessen sei ein Rückzug auszumachen, zwar gebe es eine Wirtschaftsförderung. „allerdings wird die gar nicht richtig gelebt“. Es fehlte an würdigen Vertretern, die die Stadt Frankfurt beispielsweise auf dem deutschen Städtetag vertrete. Diese fehlende Öffnung nach außen, bei der enormen Internationalität dieser Stadt, das passe überhaupt nicht zusammen, sagte sie.
Die Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU Hochtaunus Claudia Kott, die sich in der sich anschließenden kurzen Diskussion zu Wort meldete, beklagte ebenfalls das Fehlen einer Willkommenskultur, um gleichzeitig auf den großen Zugewinn hinzuweisen, den Frankfurt und die Region als europäische Kulturhauptstadt einstreichen könnten. Da Frankfurt die und die Rhein-Main-Region polyzentrisch aufgebaut sind, sieht sie für die Region in einem solchen Projekt eine außerordentliche Chance. Ob Sinclaire-Haus, Saalburg oder Kronberg Academy, es gäbe sehr viele Dinge, mit denen man sich erfolgreich positionieren könne. Allerdings, so brachte es die Stadträtin Dr. Bettina Gentzcke aus Bad Homburg, die sich als Gast beim CDU-Frühschoppen ebenfalls zu Wort meldete, auf den Punkt: Der Gedanke, europäische Kulturhauptstadt werden zu wollen, müsse sich erst einmal auf breiter Basis etablieren. Vor allem aber müsse es die Stadt Frankfurt selbst auch wollen. „Ohne Frankfurt geht‘s halt gar nicht, die Region kann sich hier leider nicht bewerben“, bemerkte sie.