Kronberg (kb) – Nachtwanderung, Zeltlager-Olympiade und ein Jubiläumsabend: Beim Kronberger Kinderzeltlager der Pfarrei Maria Himmelfahrt im Taunus war eine Menge los.
Morgens um sieben Uhr war es noch ruhig auf dem großen Zeltplatz im Schatten der Burgruine Landsberg oberhalb von Obermoschel, der kleinsten Stadt in der Pfalz. Doch schon kurze Zeit später kamen die ersten Kinder, Leopold und Moritz, aus ihren Zelten, wärmten sich in der gerade aufgehenden Morgensonne und erwarteten noch ein wenig verschlafen den neuen Zeltlagertag. Ganze zehn Tage verbrachten sie mit 44 anderen Kindern im Alter von sieben bis 13 Jahren aus Kronberg und Umgebung einen Teil ihrer Sommerferien. Ausflüge ins Natur-Erlebnisbad Rockenhausen, in den Kurpfalz-Park nach Wachenheim und zum längsten Barfußpfad Deutschlands in Bad Sobernheim standen ebenso auf dem Programm wie ein Tagespostenlauf, eine Zeltlagerolympiade, Bastel-Nachmittage, eine Nachtwanderung und natürlich das abendliche Lagerfeuer mit Gitarre und Gesang.
Viel Arbeit in der Vorbereitung und Durchführung für das Team von 16 ehrenamtlich ausgebildeten Betreuern rund um den erfahrenen Teamleiter Johannes Kopp. Man merkte den Betreuern an, dass sie wissen, welche Verantwortung sie tragen. Das Sägen des Feuerholzes für das abendliche Lagerfeuer war hier nur ein Beispiel: Geduldig und mit viel Geschick übernahmen Gruppenleiter Robert und sein Bruder Richard die Aufsicht über diese, bei den Kindern sehr beliebte, tägliche Arbeit. Erst wenn die Kinder gezeigt hatten, dass sie mit der Säge umgehen können, durften sie alleine sägen. Bei den Kleineren half Robert und führte die Säge gemeinsam mit dem Kind. Mo, der ausgebildete Rettungssanitäter und Medizinstudent betreute unter anderem die Kinder, die auch während des Zeltlagers auf Medikamente angewiesen waren. Carlotta und Melanie beschäftigten sich mit einem der jüngeren Kinder mit Heimweh. „Wir sind eine super Gruppe und ergänzen uns großartig“, sagte Johannes nicht ohne Stolz auf sein Team. Doch über die Verantwortung hinaus war es der Spaß an der gemeinsamen Unternehmung und die unvergesslichen Eindrücke aus der Zeit mit den Kindern in der freien Natur, welche für die Gruppenleiter wie für die Kinder das Zeltlager zu einem unvergesslichen Erlebnis machen.
Und so war es kein Wunder, dass viele Gruppenleiter bereits regelmäßig als Kinder mit zum Zeltlager fuhren und viele Kinder bereits zum wiederholten Mal am Zeltlager teilnahmen. Schon nach kurzer Zeit, hatte das Zeltlagerleben sie in seinen Bann geschlagen. Philipp hatte mit acht Jahren begonnen und brachte es mit seinen 12 Jahren bereits auf fünf Zeltlager. „Einmal darf ich noch“, lachte er, „dann bin ich zu alt“. Zusammen mit seinem Freund Till, der zum ersten Mal dabei ist, übte er auf der Gitarre Akkorde für das abendliche Lagerfeuer. „Wie ging nochmal der Blues? Ach ja, G-Dur“. Gruppenleiter Mo war begeistert, war er doch dieses Mal, der einzige Gruppenleiter, der Gitarre spielte und froh über die musikalische Unterstützung.
Das Kronberger Kinderzeltlager, organisiert von Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Kronberger Gemeinden der heutigen Pfarrei Maria Himmelfahrt im Taunus steht in Kronberg in einer langen Tradition. Nachdem in der Burgstadt schon ab den 50er Jahren Sommerfreizeiten mit Zelt und oft mit Fahrrad eine Möglichkeit für viele Kinder und Jugendliche boten, kostengünstig in den Urlaub zu fahren, gab es ab den 70er Jahren verstärkt Kinder- und Jugendzeltlager durchgeführt von den Kirchengemeinden. Leider wurde das Angebot der damaligen katholischen Gemeinde St. Peter und Paul Ende der 70er Jahren eingestellt, hauptsächlich aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen zwischen Zeltlagermachern und Kirchengemeinde.
Vor genau 30 Jahren, im Jahr 1985, nahm eine Gruppe von elf jungen Kronbergern rund um Ulrike Gutjahr (heute Bewersdorf, Anm. der Red.) dieses Angebot wieder auf. Zusammen mit 30 Kindern begaben sie sich für zehn Tage in ein Zeltlager nach Waldernbach in den Westerwald. Abenteuer, Spaß, Spiel, Sport, Lagerfeuer und Gesang waren das Programm, leuchtende Kinderaugen ihr Lohn. Weder der raue Wind des Westerwaldes noch die auftretende Magen-Darmgrippe konnte ihre Begeisterung trüben und nach zehn Tagen stand fest: Nächstes Jahr wieder! Seitdem gingen 30 Jahre mit 30 Zeltlagern ins Land. Gruppenleiter schieden aus, neue Gruppenleiter wuchsen heran, oft aus ehemaligen Zeltlagerkindern und die Kinder der ersten Gruppenleitergenerationen sind mittlerweile selbst Zeltlagerkinder und Gruppenleiter. Und so wurde im Rahmen des aktuellen Kinderzeltlagers auch gebührend dieses besondere Jubiläum gefeiert. Organisiert von Stefan Möller, einem der Betreuer des Zeltlagers von 1985, besuchten ehemalige Gruppenleiter aller 30 früheren Zeltlager am Samstagabend das derzeitige Kinderzeltlager, um die Kinder mit einem Jubiläumsabend zu unterhalten. Jede ehemalige Betreuergeneration hatte ein bis zwei kurze Programmpunkte aus ihrer jeweiligen Zeltlagerbetreuerzeit ausgewählt, um diese für die Kinder und aktuellen Betreuer zur Aufführung zu bringen. Im Gepäck hatten die Ehemaligen Lieder, die bereits seit 30 Jahren nahezu unverändert im Zeltlager gesungen werden, Bilder der ersten Zeltlager, die nach Einbruch der Dunkelheit an ein großes Zelt projiziert wurden, eine Tanzvorführung sowie eine Gruselgeschichte, die so spannend war, dass man zwischen den gebannt lauschenden Kindern eine Stecknadel hätte fallen hören. Als sich die ehemaligen Betreuer am nächsten Morgen verabschiedeten, war vielen von Ihnen wieder bewusst geworden, wie prägend ihre Zeltlagerzeit für sie gewesen ist.
Vieles hat sich bewahrt, andere Aktivitäten kamen erst über die letzten Jahre neu hinzu wie zum Beispiel eine aufwändige Zelt-Disco oder das große Spanferkelgrillen am letzten Abend. Ein weiterer Klassiker darf in dieser Aufzählung natürlich nicht unerwähnt bleiben: das Fußballspiel der Kinder gegen die Betreuer. „Diesmal gewinnen wir bestimmt“, sagten die großen Jungs, von denen die meisten in einem der beiden Kronberger Vereine Fußball spielen. „Mal sehen“ sagen die Betreuer und entgegnen, dass dies in 30 Jahren erst einmal vorkam.