Neue Interessengemeinschaft wehrt sich gegen geplantes Bauvorhaben

Um dieses Bauland (links) dreht es sich. Während Erster Stadtrat Jürgen Odszuck dazu erklärt, die angedachten kleineren Punkthäuser würden sich in Form und Volumen der gegenüberliegenden Seite anpassen, befürchten die Anlieger große Hochhäuser. Foto: S. Puck

Oberhöchstadt (pu) – Seit Tagen hatte es sich angedeutet, nun ist es Fakt: Anwohner der Feldbergstraße sowie aus dem umliegenden Wohngebiet haben sich am Samstag zu einer Interessengemeinschaft zusammengefunden, um ihre Sorgen und Bedenken zur geplanten Bebauung einer Flüchtlingsunterkunft an der Ostseite der Feldbergstraße zum Ausdruck zu bringen und mehr Gewicht zu verleihen. Die Feldbergstraße liegt im Außenbereich der Gemeinde und grenzt im oberen Teil an das Altkönig-Stift. Bisher prägen Einfamilienhäuser auf der einen Seite sowie die gegenüberliegende direkte Feld- und Waldrandlage das Bild. Nach Aussage der Interessengemeinschaft schätzen insbesondere die Anwohner des Altkönigs-Stifts die kurze Distanz zum angrenzenden Naturerholungsgebiet. Die unverbaute Lage erlaube hier noch einen herrlichen Blick über Wiesen und Felder der Rhein-Main-Region.

Wie Christiane Schanz als einer der IG-Sprecherinnen in einem Vorabgespräch mit dem Kronberger Bote unterstrich, ist der Stein des Anstoßes weniger die Tatsache dass, sondern unter welchen Umständen womöglich gebaut wird. „Bis zum Sommer hatten wir eigentlich mit Containern auf dem betreffenden Grundstück gerechnet, doch nun werfen die unterschiedlichen Informationen der Stadt Kronberg zum Zweck und Ausführung des Bauvorhabens ebenso wie das Fehlen eines legitimierten Beschlusses der zuständigen Gremien und Behörden zur Änderung des bestehenden Flächennutzungsplanes auf Basis eines ordnungsgemäßen Bebauungsplanes berechtigte Fragen auf.“ Ganz offen steht die Befürchtung im Raum, die Kommune schicke sich an, angesichts der in den letzten Wochen dramatisch zugespitzten Flüchtlingssituation Regularien nicht einzuhalten.

Irritiert zeigt sich die Interessengemeinschaft insbesondere durch unterschiedliche vorliegende Informationen. Auf gezielte Nachfrage einiger Anwohner hätte man mit einem Schreiben der Stadtverwaltung Auskunft darüber erhalten, dass es sich bei der geplanten Bebauung um die Errichtung mehrerer massiver Punkthäuser handele, deren Wohneinheiten dem sozialen Wohnungsmarkt zur Verfügung gestellt werden sollen. Nach Ansicht der Interessengemeinschaft handelt es sich beim Begriff Punkthäuser um einen „kleinen Begriff mit großem Ausmaß“. So bezeichne man bautechnisch mehrgeschossige Wohnhochhäuser mit einem innerem Erschließungskern und mehreren außenliegenden Wohneinheiten. „Diese unterscheiden sich massiv in Größe und Aussehen von der gegenüberliegenden Bebauung mit eingeschossigen Einfamilienhäusern in der Feldbergstraße. Die geplante Errichtung von fünf bis sechs derartig komplexen Wohnblocks würde den Gesamteindruck des Wohngebietes nachteilig stark verändern. Fakt ist, dass der derzeitig gültige Flächennutzungsplan eine solch massive Bebauung nicht vorsieht“, kritisiert Kerstin Braunsteiner, neben Schanz die zweite Sprecherin und verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit.

Reaktionen der Stadt

Die Gründung der neuen Interessengemeinschaft ist auch der Stadtverwaltung natürlich nicht verborgen geblieben. Dort zeigt man sich erstaunt über einige Behauptungen. Beispielsweise könne von „massiven Punkthäusern“ mitnichten die Rede sein, erklären Erster Stadtrat Jürgen Odszuck (parteilos) und Integrations-Dezernent Hans Robert Philippi (SPD) mit Nachdruck. Gedacht sei vielmehr „an die Errichtung mehrerer kleinerer Punkthäuser, die sich in Format und Volumen der gegenüberliegenden Seite anpassen.“ Selbstverständlich werde nach Prüfung der vorhandenen Leistungsfähigkeit die Erschließung an die anfallenden Volumina gegebenenfalls angepasst. Das ergebe sich schon aus dem Baurecht.

In Bezug auf die von der IG vermisste Transparenz – sauer aufgestoßen war ein bekannt gewordenes, kurzfristig von der Stiftsleitung gewünschtes, Gespräch am 15. Oktober zwischen dem Vorstand des Altkönig-Stifts und den Verantwortlichen der Stadt, bei dem jedoch sowohl die Stifts-Bewohner als auch die Anlieger außen vor gelassen worden waren – betont Odszuck: „Wir befinden uns doch noch ganz am Anfang der Planungen!“ Aktuell habe man in einem ersten Schritt erst einmal mit einer schriftlichen Bauvoranfrage beim Kreis abgeklopft, ob auf der im Flächennutzungsplan als künftig zu bebauende Fläche überhaupt Bauten als Flüchtlingsunterkünfte denkbar wären. Durch den inzwischen ins Haus geflatterten „positiven Bescheid“ „können wir nun konkret in weitere Planungen für einen zu stellenden Bauantrag einsteigen.“ Selbstverständlich werde „sobald wir selbst etwas Anschauliches und Greifbares in der Hand haben“ entsprechend darüber informiert. Ganz oben auf der Agenda stünden vorerst Gespräche mit dem Grundstückseigentümer sowie die Klärung weiterer wichtiger Rahmenbedingungen.

Dem Vorwurf der Anlieger, eine Flüchtlingsunterkunft in der östlichen Feldbergstraße sei allein schon undenkbar wegen der Entfernung zum Ortskern, hält Philippi entgegen: „Wenn deutsche Kinder aus diesem Teil Oberhöchstadts zur Schule gehen können, ist das ohne Weiteres auch Flüchtlingskindern zuzumuten. Gleiches gilt für die Einkaufsmöglichkeiten und vieles mehr.“ Auch die Gemeinschaftsunterkunft an der Altkönigschule und das ehemalige Bettenhaus des Religionspädagogischen Instituts „verfügen über keine bessere Infrastruktur“.

Kontakt

Anwohner und Interessenten erhalten Auskunft zur IG Feldbergstraße über Ansprechpartnerin Kerstin Braunsteiner, E-Mail kb[at]agile-marketing[dot]de.



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