Philippe Huguet erweckte Chansons von Jacques Brel zum Leben

Philippe Huguet schlüpfte Samstagabend in die Rolle des großen Chansonniers Jacques Brel und begeisterte sein Publikum

Foto: Wittkopf

Oberhöchstadt (pf) – Frankreich war dieser Tage nicht nur zu Gast bei der Frankfurter Buchmesse, sondern Samstagabend auch im Altkönig-Stift. Allerdings nicht mit Literatur, vielmehr mit französischen Chansons von einem der ganz Großen seines Genres, von Jacques Brel. Interpret dieser oft gefühlvollen, manchmal bissig-satirischen und sozialkritischen, immer aber dramatischen Lieder war der Franzose Philippe Huguet, der am Flügel virtuos und einfühlsam von der Pianistin Britta Elschner begleitet wurde.

Schon als Philippe Huguet die Bühne betrat und mit dem ersten Chanson begann, zog er das Publikum in seinen Bann. Insbesondere für die Zuhörerinnen und Zuhörern, die Jacques Brel noch selbst erlebt, gehört oder gesehen hatten, war es, als würde er selbst am Mikrofon stehen und sich, wie es so typisch für ihn war, die Seele aus dem Leib singen.

Philippe Huguet, der nach einer Lehrerausbildung am Konservatorium seiner Heimatstadt Besançon Gesangs- und Schauspielunterricht nahm, später im elsässischen Mulhouse seine Gesangsausbildung fortsetzte und an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim sein Diplom als Opernsänger erwarb, schlüpfte mit Mimik, Gestik und Gesang in die Rolle des großen Chansonniers und erweckte mit Temperament und Intensität seine unverwechselbare Musik noch einmal zum Leben.

Auch wer nicht fließend Französisch spricht, konnte Samstagabend etwas vom Zauber der Sprache von Jacques Brel nachempfinden, denn Philippe Huguet begann jedes seiner Chansons mit einer auch in deutscher Sprache oft poetisch-anrührenden Übersetzung, die das Thema des jeweiligen Liedes kurz anriss und beleuchtete. Da ging es um Krieg und Frieden, Siege und Niederlagen, um Städte wie Amsterdam, Vesoul, Gent, Brügge und immer wieder um Paris, die Stadt, in der Jacques Brel berühmt wurde und der er in vielen seiner Lieder Liebeserklärungen machte und ein Denkmal setzte. Und natürlich ging es immer wieder auch um Frauen und die Liebe, um die ganz großen Gefühle, um Herzschmerz und die Angst, verlassen zu werden, um Vergänglichkeit und Tod und um die Kunst alt, aber nicht erwachsen zu werden.

Mehr als 30 Jahre nach seinem Tod sind die Lieder des aus Belgien gebürtigen Chansonniers Jacques Brell immer noch so frisch und authentisch wie zu jener Zeit, als sie entstanden. Umso mehr, wenn sie von einem Vollblutkünstler wie Philippe Huguet interpretiert werden, der sein Publikum mit Temperament und stimmlicher Energie zu fesseln verstand. Er begeisterte nicht nur mit seiner ausdrucksstarken Stimme, ihm gelang auch überzeugend der Wechsel von stimmgewaltiger Leidenschaft voller Theatralik zu leiser Melancholie, die unter die Haut geht, aber auch zu Passagen voller Zynismus und frecher Provokation.

Das Publikum bedankte sich bei den beiden Künstlern mit lang anhaltendem Applaus für einen Chansonabend, der noch lange in Erinnerung bleiben wird.



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