Zum 200. Geburtstag von Anton Burger

Vor 200 Jahren – am 14. Dezember 1824 – erblickte Anton Burger, der Gründer der Kronberger Malerkolonie, in Frankfurt das Licht der Welt.

Kronberger Geschichtssplitter

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Kronberg (war) Fällt der Name „Anton Burger“ in Kronberg, denken die meisten Einwohner der Burgstadt automatisch an die hiesige Malerkolonie. Schließlich war Burger ihr zentraler „Motor“. Mögen andere Künstler, die zu dieser Malergruppe zählten oder zumindest mit dieser in mehr oder weniger engem Kontakt standen – wie Hans Thoma oder Adolf Schreyer, dessen Bilder vor allem in den USA sehr populär waren – weit bekannter gewesen sein als Burger, so beherrschte letzterer eindeutig als „Platzhirsch“ die Kunstszene vor Ort über lange Zeit. Daher wurde er nicht ohne Grund einerseits ironisch, andererseits durchaus anerkennend von seinen Schülern und Schülerinnen als der „Malerkönig von Kronberg“ tituliert. Diesbezüglich übte Burger durchaus Herrscherallüren aus, welche insbesondere seine nicht wenigen Eleven immer wieder zu spüren bekamen. So kam es durchaus vor, dass Burger ungefragt Korrekturen in den Bilderwerken seiner „Auszubildenden“ vornahm. Philipp Franck beklagt sich darüber in seinen Memoiren. Um nicht vollends zu „verburgern“, verließ er als junger Künstler sogar Kronberg, was Burger ihm übelnahm.

Vor 200 Jahren – am 14. Dezember 1824 – erblickte Anton Burger als „Frankfurter Bub“ das Licht der Welt in der dortigen Altstadt. Hier trieb er sich mit seinen Kameraden herum und lernte so diesen schon damals geschichtsträchtigen Mikrokosmos bestens kennen, den er später in vielen Bildern eingefangen gewinnbringend an seine zahlungskräftige Kundschaft verkaufte. Zunächst sah sein Werdegang eine Weißbinderlehre beim Vater vor, der diesen Beruf als Meister ausübte. Nebenbei nahm er bereits ersten privaten Unterricht bei einem Zeichenlehrer. Seit dem 14. Lebensjahr besuchte Burger dann das Städelsche Kunstinstitut, um sich in die Grundlagen des Zeichnens weiter zu vertiefen. Ab 1842 arbeitete er unter Anleitung von Jakob Becker in einem Atelier im Städel. Zu dieser Zeit lernte er dort Emil Rumpf, Adolf Schreyer und Jakob Fürchtegott Dielmann kennen. Mit letzterem verband ihn eine lebenslange, enge Künstlerfreundschaft. Bei Eduard Schmidt von der Launitz, Schöpfer der Ritter-Hartmut-Statue in Kronberg, hörte er Vorlesungen in Anatomie. 1845 verließ Burger das Städel, um ab 1846 regelmäßig mit Malerkollegen in Kronberg auf Motivsuche zu gehen. Logiert wurde hier im „Schwarzen Adler“. Nächste Stadion für weitere Kunststudien war München. Dort setzte er sich vor allem mit den niederländischen Meistern in der Alten Pinakothek auseinander. Nebenbei kamen erste Verkäufe von Landschaftsbilden und Innenraum-Motiven zustande. Im Frühjahr 1848 kehrte er nach Frankfurt zurück. Hier beteiligte er sich zum einen als rauflustige Person an den Barrikadenkämpfen, zum anderen fertigte er zusammen mit Dielmann im Auftrag des Paulskirchen-Abgeordneten und Kunstschriftstellers Johann Hermann Detmold Aquarelle an, darunter Ansichten der Frankfurter Altstadt. Zunehmend stieg so Burgers Bekanntheitsgrad. Es folgten Taunusansichten für Alben, die der Frankfurter Verleger Carl Jügel erfolgreich editierte. So mancher Ausflug ging dabei erneut nach Kronberg. Daneben erteilte Burger „in den besten Familien“, die später zu seinen treuesten Kunden werden sollten, Malunterricht und leitete in einem Privatinstitut eine Malklasse für Frauen, da damals der Besuch von Kunstakademien nur dem männlichen Geschlecht vorbehalten war. Weitere Studienreisen galten Düsseldorf und Paris, dem zu dieser Zeit herausragenden Kunstzentrum in Europa. Nach dem Tod seiner ersten Frau ließ sich Burger 1856 in Düsseldorf nieder. Von hier besuchte er Antwerpen und Amsterdam, um erneut die klassische altniederländische Malerei in Augenschein zu nehmen. 1858 wurde dann das „Gebirgsdorf Cronberg“ zu seinem Lebensmittelpunkt, um dem Trubel in Frankfurt zu entfliehen. Zunächst nahm er erneut Quartier im Gasthaus „Zum Schwarzen Adler“, in dem bereits sein Freund Dielmann logierte. Wenig später gesellte sich noch Emil Rumpf dazu. Ein Jahr später heiratete Burger zum zweiten Mal und bezog eine Wohnung in der Doppesstraße. Die Braut war mit der Kronbergerin Johanna Auguste Küster die Tochter des einstigen hiesigen Amtsarztes. Schon bald folgten weitere Künstler Burger und Dielmann nach Kronberg, sodass sich im Laufe der Zeit eine regelrechte Künstlerkolonie bildete, zu deren „harten Kern“ in ihrer Blütezeit bis zu 50 Maler zählten. Schwerpunkte der Gruppierung waren die Landschafts- und Genremalerei. Es wurde ein vertraut-familiärer Umgang ohne Konkurrenzdenken gepflegt, der bei vielen Künstlertreffen gefestigt wurde. Wie bereits eingangs erwähnt, war Burger Mittelpunkt der Malerkolonie, aber auch außerhalb Kronbergs war er kein Unbekannter mehr. Einige seiner Bilder konnte er bis nach Paris und London verkaufen. Später gab sogar Kaiserin Victoria nach ihrem Umzug in die Burgstadt einige Bilder bei Burger in Auftrag. 1861 erhielt er mit seinem „Adlerwirt Renker“ bei der Internationalen Kunstausstellung“ in München eine Goldmedaille. Das Bild wurde 1894 von der Neuen Pinakothek in München angekauft. Auch Wilhelm Busch, Zeichner und Autor von „Max und Moritz“, besuchte Burger gerne in Kronberg, als er in Frankfurt wohnte. Burger steuerte einige Zeichnungen zu Buschs „Der heilige Antonius von Padua“ bei. 1875 erwarb Burger ein Haus in der Frankfurter Straße. Hier konnte er jetzt Schüler und Schülerinnen für seine Malklasse aufnehmen und ein geräumiges Atelier einrichten. Im Jahr darauf starb seine zweite Frau.1882 heiratete er zum dritten Mal. Die Wahl fiel auf seine Schülerin Pauline Fresenius. Seine Tochter Louise ehelichte bald darauf den aus den USA stammenden Künstler Nelson Kinsley, der seit 1878 bei Burger Unterricht genommen hatte. 1894 fand zu seinem 70. Geburtstag die erste Ausstellung ausschließlich mit Bildern, 92 an der Zahl, von ihm in Frankfurt statt. Eine weitere Schau seiner Gemälde wurde vom Münchner Kunstverein veranstaltet und stieß an der Isar auf unerwartet großes Interesse. Es folgte die Ernennung zum Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Künste. Weitere Ehrungen erhielt Burger zu seinem runden Wiegenfest unter anderem mit der Berufung zum königlich-preußischen Professor und Ehrenbürger von Kronberg. Ab 1900 plagten Burger zunehmend gesundheitliche Probleme, die ihm das Malen immer mehr erschwerten. 1904 lud das Städel zu seinem 80. Geburtstag erneut zu einer umfassenden Werkschau seines einstigen Schülers ein. Ein Jahr später verstarb Burger am 5. Juli in seinem geliebten Kronberg, über das er einmal gesagt haben soll: „Ich für meine Person erachte jeden Tag als verloren, den ich nicht in Kronberg verbringen kann.“ Es war ihm als sehr gesellig veranlagter Mensch die Jahre über als aus Frankfurt Zugezogener gelungen, mit zahlreichen Kronberger „Ureinwohnern“, die er gerne scherzhaft seine „Kaffern“ nannte, einen vertrauensvollen Kontakt aufzubauen. Dieses „Kunststück“ gelang kaum einem seiner Kollegen aus der Malerkolonie. So ist es auch kein Wunder, dass die Kronberger ihrem Ehrenbürger im Jahr 1908 posthum ein Denkmal samt Brunnen am Schillerweiher errichten ließen.

Anja Frommator beschreibt im Begleitband, der anlässlich einer umfassenden Bilderschau zum 180. Geburtstags Burgers im Museum Giersch in Frankfurt im Jahr 2004 erschien, den „Malerkönig von Kronberg“ folgendermaßen: „Anton Burgers Werke, die sich zwischen niederländisch anmutenden Interieurs und in Frankfurter Tradition stehenden Stadtansichten einerseits und stimmungsvollen Landschaften in der Schule von Barbizon andererseits bewegten, hatten eine große Wirkung auf seine Zeitgenossen. Er bediente die Nachfrage nach Stimmungsbildern ländlichen – mit Themen aus dem Taunus – und bürgerlichen – mit den Frankfurter Motiven – Genres. Seine Sujets verstanden es, den Betrachter zu bewegen und anzuregen, indem sie nicht die hohen bürgerlichen Bildungsideale thematisierten, sondern als ‚Kunst für Jedermann‘ Gemüt und Gefühl ansprachen.(…). Denn schließlich waren sie ein Spiegel des ‚kleinen Lebens‘ in der Stadt und auf dem Land, ohne ins Sentimentale abzugleiten und wußten dabei doch ‚alles Schmerzliche‘ zu verbannen.“ Die durchweg realistischen, zugleich unpolitisch-behaglichen Landschafts- und Genrebilder liebte sein großer, konservativ gesinnter Kundenkreis überaus, und das wusste Burger sicherlich allzu gut. Da er einen zügigen Pinselstrich pflegte, war er recht produktiv an der Leinwand. War ein Motiv, wie das bei seinen aufgehübschten Ansichten der Frankfurter Altstadt der Fall war, besonders begehrt, so wurde es von Burger in jeweils leicht modifizierter Form mehrfach erstellt. Das erlaubte ihm, von seinem „Bilderabsatz“, welcher sich hauptsächlich auf das Rhein-Main-Gebiet konzentrierte, lange Zeit gut zu leben. Es war eine klassische Win-Win-Situation für beide Seiten. Erst im höheren Alter litt er zunehmend an Geldsorgen, als der „Absatz“ seiner Bilder ins Stocken geraten war, wie Anja Frommator festhält. Der Markt war wohl mit seinen Bildern endgültig übersättigt und die Motive entsprachen nicht länger dem Geschmack des Fin-de-Siècle.

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