AG Kronberger Frauenverbände kritisiert Stadtverordneten-Beschluss

Kronberg. – Die Stadtverordnetenversammlung hat mehrheitlich mit den Stimmen von 15:12 beschlossen, in der Geschäftsordnung der Stadtverordneten zukünftig nur noch das generische Maskulinum zu verwenden und meint, ein einleitender Satz, dass damit „alle Geschlechter gleichermaßen beinhaltet seien“, genüge, dass auch die andere Hälfte der Bevölkerung, die Frauen, damit erfasst würden. „Dies mag juristisch richtig sein, stellt aber einen Rückschritt bei dem Versuch dar, Frauen mit Männern gleichzustellen“, kritisiert für die AG Kronberger Frauenverbände deren Vorsitzende Christina Nicolai. „Gemäß § 1 Abs. 2 Hessisches Gleichstellungsgesetz sollen Rechts- und Verwaltungsvorschriften die Gleichstellung von Frauen und Männern sprachlich zum Ausdruck bringen. Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag vereinbart, dass die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen weiterhin Richtschnur der Politik sein sollen. Nachhaltigkeitsziel 5 der Agenda 2030 der Vereinten Nationen lautet: ,Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen.‘“ In der bisher geltenden Geschäftsordnung der Stadtverordneten sei die männliche und die weibliche Form verwendet worden, ohne dass die Lesbarkeit in irgendeiner Form beeinträchtigt oder behindert worden wäre. „Daher ist die Entscheidung der Stadtverordneten, die den gesetzlichen und politisch vereinbarten Vorgaben widersprechen, befremdlich und nicht nachvollziehbar“, findet Nicolai. „Die AG Kronberger Frauenverbände, zu deren Aufgaben es gehört, auf solche Missstände und Fehlentwicklungen hinzuweisen, hält es daher für geboten, diese Entscheidung in aller Deutlichkeit zu kritisieren und appelliert an die betroffenen Entscheidungsträger, diesen Beschluss alsbald aufzuheben“, betont sie. Die Entwicklung weltweit, jüngst die Aufhebung der Abtreibungsrechte amerikanischer Frauen, zeige, wie instabil die mühsam erkämpften Frauenrechte noch immer seien und wie wichtig es sei, diskriminierenden Kräften entgegenzuwirken. „Und allein darum geht es: um Diskriminierung“, so Nicolai.

Sprache forme Gedanken und das generische Maskulinum mache Frauen unsichtbar.

Über sprachliche und grammatikalische Auswüchse bei dem Versuch, eine gendergerechte Sprache zu entwickeln, könne man streiten, „aber nicht über den Gedanken, der dahinter steht, nämlich: Mädchen, Frauen oder Menschen, die sich nirgends zugehörig fühlen, mithilfe einer Endung oder eines Binnen-I oder Sternchen anzusprechen und ihnen ein Zugehörigkeitsgefühl zu geben und nicht nur ,mitzumeinen‘. Nicolai abschließend: „Und darum sollte es auch in der Politik vorrangig gehen!“ (mw)



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