Art Summer: Auf dem Burghügel zeigt eine Ausstellung Dialoge zwischen Material und Ausdruck

Kronberg (hmz) – Was haben Frauen und Holzskulpturen gemeinsam? Zum zweiten Mal drängt sich diese Frage auf. Erst kürzlich im Rahmen der Kunstausstellung „Traum und Wirklichkeit“ mit Werken der Malerin Mirta Domacinovic sowie Skulpturen und Federarbeiten des Bildhauers Hendoc und jetzt erneut beim diesjährigen „Art Summer.“ Waren es zunächst „Positionen im Dialog“, ist es diesmal der „Dialog zwischen Form, Raum und Haltung.“ Beide Ausstellungen hat Stefanie Hubbard-Ford kuratiert und erneut Künstlerpersönlichkeiten gewonnen, die zeigen, wie Kunst neue Denkräume eröffnen und überraschende Perspektivenwechsel ermöglichen kann.

Gezeigt werden Werke von Karina Laru-Nau, Andreas Rimpel, Victor Sanovec, Rainer Thurau, Henriette Tomasi, Gunter Wenzel und Stephan Wurmer. Großformatige Frauenbildnisse bilden den Hintergrund für die Objekte im Vordergrund. Da setzt eine strenge, konstruktive Statik den Kontrapunkt zu den runden, vertrauten Holzformen, die, mit einer Kettensäge bearbeitet, schließlich ihren abstrakten Charakter erhalten. Und wieder eine Wand mit aus feinstem Silberdraht gefertigten filigranen Gebilden. Gegensätze, die dennoch in ihrer Darstellung und Interpretation Gemeinsamkeiten aufweisen können. Die unterschiedlichen Materialien und Ausdrucksformen bilden einen Kontrast zwischen dem Zweidimensionalen der Gemälde und dem Dreidimensionalen der Skulpturen und scheinen damit gleichzeitig eine ergänzende Wirkung zu erzeugen.

Die Werke insgesamt schaffen es, mit den Holzelementen zu interagieren, und so entsteht eine Verbindung zwischen dem Material und der Umgebung. Die Kombination von Malerei (Gemälde von Frauen) und den Holzskulpturen könnte damit tatsächlich die Verbindung und den Dialog zwischen verschiedenen Kunstformen darstellen und dadurch wiederum neue Interpretationen und Betrachtungsweisen entstehen lassen, die über die einzelnen Werke hinausgehen.

Ein Konzept geht auf

Damit geht das Konzept von Stefanie Hubbard-Ford ein weiteres Mal auf. Sie führte im Rahmen der Eröffnung aus, wieder den Bogen zu den „urtiefsten und emotionalen Momenten der Menschen“ schlagen zu wollen. Werke, „die uns auffordern, uns selbst als Mensch zu positionieren, als Mensch zur Kunst und zum Objekt im Raum. Damit decken wir wesentliche Fragen des menschlichen Seins ab. Die Anregung ist, in Kommunikation zu gehen.“

Etwa mit den Bildern von Karina Laru Nau. Sie verstehe es, das Sichtbare mit dem Unsichtbaren, Gegenständliches mit Abstraktem zu verbinden. Einerseits seien die Frauen präsent und lebendig dargestellt, andererseits aber gleichzeitig auch verletzlich. Ihr künstlerischer Leitspruch sei: Verkehrt ist richtig. Die Kronbergerin Henriette Tomasi biegt, filzt, schweißt und schmiedet zarte Drahtgebilde, einzeln oder in Gruppen. Ihre Themen sind Musik, Rhythmus und Tanz. Sie selbst spricht von jenen flüchtigen, leichtfüßigen Momenten, die aus dem Tanz oder der Musik bekannt sind. Dazu kontrastieren auf den ersten Blick durch Material und Form die Skulpturen von Andreas Rimpel. Seine Figuren würden trotz der kantigen und facettierten Oberfläche eine große emotionale Tiefe transportieren. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist die große Figur „Am Abgrund“, die im Burg-Innenhof zu sehen ist. Gunther Wenzel ist als Maler, Zeichner, Bildhauer und Illustrator unterwegs. In der Ausstellung hat er drei Ikonen der Kunstgeschichte mit geradezu poppiger Monochromie zusammengebracht: die Mona Lisa, das Mädchen mit dem Perlenohrring und Rembrandts Porträt mit dem Goldhelm.

Von Victor Sanovec sind kleinformatige Siebdrucke zu sehen, in denen er die für ihn typischen klaren geometrischen Formen mit subtilen Farbabstufungen verbinde. Es seien feine, stille Bildwelten, die zum genauen Hinsehen anregen. Reiner Thurau zeigt sein Werk „Black is white“ mit Objekten, die an Schachfiguren erinnern. Seine Arbeiten „Gravity“ und „Folding“ würden ausdrucksvoll zeigen, welchen Antworten der Künstler auf die Fragen nach Raum und Statik versus Bewegung finde. Josef Stephan Wurmers Skulpturen würden von der Spannung zwischen konstruktiver Strenge bei gleichzeitiger Sichtbarkeit der Individualität des Holzes leben. Das Unberechenbare des Materials bleibe immer sicht- und spürbar. Im Mittelpunkt stehe das Wechselspiel von Form und Raum, von Statik und Dynamik, von Gebautem und Gewachsenem.

Die Ausstellung im Rheinberger-Saal ist zu den üblichen Öffnungszeiten der Burg zu sehen. Die Finissage ist am 17. August von 15 bis 18 Uhr.

„Am Abgrund“ ist der Titel der Skulptur von Andreas Rimpel im Burghof

Der Dialog zwischen Gemälden und Holzskulpturen

Henriette Tomasi stellt ihre filigranen Drahtgebilde aus.Fotos: Muth-Ziebe

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