Kronberg (pu) – Über die Aufwertung der Aufenthaltsqualität des Berliner Platzes in Kronbergs Mitte wird seit Jahrzehnten mal mehr, mal weniger intensiv diskutiert. Dabei hat sich vor allem in den letzten Jahren einiges getan. Beispielsweise feierte 2022 der „Kronberger Sommer“ Premiere, der auf Anhieb ein Erfolg wurde. Darüber hinaus gibt es auch außerhalb der Sommerferien Open-Air-Kino, Sportübertragungen, Fotoausstellungen, Vorführungen, Märkte und Messen von Fahrrad bis Genuss. Vom 2009 eingeweihten Partnerschaftsbrunnen als Anziehungspunkt ganz zu schweigen. Aktuell stehen Schattenspender und grüne Impulse im Fokus.
Aus dem Kreis der Lokalpolitik liegen drei Vorschläge auf dem Tisch, über die am heutigen Parlamentsabend final abgestimmt wird.
In Vorbereitung dessen hat sich der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU) in seiner jüngsten Sitzung damit beschäftigt.
Nachjustierter SPD-Antrag
Zum einen haben die Sozialdemokraten ihren bereits in der Februar-Sitzungsrunde eingereichten Antrag zum Thema „Klimakiste“ nachjustiert, der ansonsten gescheitert wäre (wir berichteten). Nunmehr soll die Stadtverordnetenversammlung per Beschluss den Magistrat bitten, die im Klimaanpassungskonzept unter Ziffer 5.3 (unter anderem Installation eines Beschattungselements wie beispielsweise Sonnensegel) aufgeführten möglichen Maßnahmen im Bereich „Berliner Platz“ hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit zu bewerten und die damit verbundenen Kosten überschlägig zu ermitteln. Die Ergebnisse sollen den städtischen Gremien möglichst in der Ende April 2025 beginnenden Sitzungsrunde vorgestellt werden. In diesem Kontext soll auch geprüft werden, ob die temporäre Aufstellung einer so genannten „Klimakiste“ (Begehbare Holzkiste mit Pflanzen, Wasser, Schatten) oder eines „Grünen Zimmers“ mit Blick auf die sonstige Nutzung des Platzes (Wochenmarkt, Veranstaltungen im Rahmen des „Kronberger“ Sommers) mit vertretbarem organisatorischem und wirtschaftlichem Aufwand machbar wäre. Zwecks Kostenreduzierung schlagen die Sozialdemokraten die Prüfung einer Kooperation mit den Oberurseler Werkstätten vor, die womöglich eine kostengünstigere „Kronberger Variante“ entwickeln und bauen könnten.
FDP-Anträge
In punkto Schattensegel dringt auch die Fraktion des Ortsverbands der Freien Liberalen auf zeitnahe Umsetzung und hat dies mittels eigenem Prüfantrag bekräftigt.
Die Rede ist von der gewünschten Installation eines begrünten Schattensegels zur Verbesserung des urbanen Mikroklimas im Rahmen eines städtebaulichen Entwicklungsprojekts.
Zum Zweiten werben die Freien Demokraten für die Prüfung der Errichtung mehrerer Hochbeete am Berliner Platz im Rahmen eines Pilotprojekts als Erholungsorte, Bildungsstätten und grüne Impulse im Stadtzentrum.
Auf Vorschlag des ASU-Vorsitzenden Max-Werner Kahl (CDU), der in diesem Zusammenhang auf einen seiner Erinnerung nach ebenfalls noch ergebnisoffenen Antrag der Christdemokraten aus dem Jahr 2021 verwies, wurden die drei Anträge zusammengefasst abgestimmt. Den positiven Reaktionen der Mehrheit der Ausschussmitglieder entsprechend empfahlen sieben entsprechende Beschlüsse bei jeweils einer Enthaltung und einer Gegenstimme der Fraktion der Wählergemeinschaft „Kronberg für die Bürger“(KfB).
Hinweise des Bürgermeisters
Bei allem Verständnis für Ideen sah sich Bürgermeister Christoph König (SPD) dazu veranlasst, in aller Eindringlichkeit die zu beachtenden Rahmenbedingungen für den Berliner Platz aufzufrischen. Explizit nannte er an erster Stelle die Restriktionen durch notwendige Feuerwehrwege und die begrenzte Traglast der vor über drei Jahrzehnten gefertigten Tiefgaragendecke, die weder eine Bepflanzung mit Bäumen erlaube noch das Verlegen von Leitungen. „Vor diesem Hintergrund haben wir beispielsweise vor der Premiere des Kronberger Stadtstrands selbstverständlich durch einen Statiker prüfen lassen, ob und wie viel Sand wir auftragen dürfen“, so der Rathauschef. In die Betrachtungen einfließen müssten außerdem die Platzbedarfe der Wochenmarktbestücker sowie die Pachtflächen von Eiscafé und Posthaus. Im Klartext: Weitere Vorhaben schwierig.
Blick ins Klimaanpassungskonzept
Auch ein Blick ins Klimaanpassungskonzept samt dem zur Reduktion der Hitzebelastung definierten Maßnahmenpaket verdeutlicht die Komplexität. Mittels Simulation (Wind-, Temperatur und Feuchteverteilung in städtischen Strukturen) in einem mikroklimatischen Modell wurde die Effektivität dieser Maßnahmen eingeschätzt, Parameter wie Gebäudeoberflächen, Bodenversiegelungsgrad, Bodeneigenschaften, Vegetation und Sonneneinstrahlung einbezogen.
Im Ergebnis wurde das Maßnahmenpaket auf die örtlichen Rahmenbedingungen angepasst, die durch die Nutzung der Flächen auf und unter dem Berliner Platz, durch Zufahrtswege, die Eigentumsverhältnisse und die Beschaffenheit der Bausubstanz eingeschränkt sind.
Neben dem bereits erwähnten Sonnensegel ist im Übrigen im Umfeld die Aufwertung des bestehenden Baumstandorts Heinrich-Winter-Straße, gegebenenfalls mit Sitzgelegenheiten im Schatten, Fassadenbegrünung der Kronthalschule und Kinderhaus KEK, Teilentsiegelung des Schulhofs sowie Pflanzung eines schattenspendenden Baums mit umliegender Rasenfläche vor der Villa Winter vorgesehen.