Mit Christoph Gotthardt am Flügel ließ Maurice Steger mit seinem temperamentvoll und virtuos vorgetragenen Blockflötenspiel das Märchen von Tino Flautino am Sonntagnachmittag im Schlosshotel lebendig werden.
Foto: Andreas Malkmus / Kronberg Academy
Kronberg (pf) – Mit einer bezaubernden Geschichte um einen Prinzen, der nichts lieber tut als Blockflöte zu spielen, machten Kinder und ihre Eltern am Sonntagnachmittag im Schlosshotel beim Kinderkonzert der Kronberg Academy „Classic for Kids“ Bekanntschaft. Ausgedacht hat sich das Märchen der renommierte Schweizer Blockflötist Maurice Steger, 2015 als Instrumentalist des Jahres mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet, der noch am Vortag in der Elbphilharmonie in Hamburg ein Konzert gegeben hatte.
Gemeinsam mit Musikerzähler Christoph Gotthardt, der seinen beiden Buntringel-Ohrwürmern Theophil und Theolina dieses Mal einen besonderen Zuhörerplatz auf dem Deckel des Flügels bereitete, ließ Maurice Steger das Märchen lebendig werden: Christoph Gotthardt las vor und übernahm den Klavierpart, Maurice Steger begeisterte das Publikum mit seinem betörenden und virtuosen Flötenspiel, bei dem er manchmal seine Finger so atemberaubend schnell über die Grifflöcher seiner Instrumente bewegte, dass man ihnen kaum mit den Augen folgen konnte. Tino Flautino heißt der Prinz, dem es mit seinem wunderschönen Flötenspiel gelingt, eine verzauberte Prinzessin zu befreien, die von einer bösen Königin in ihrem Schloss der Zeit gefangen gehalten wird. Nur einmal im Jahr, in der ersten Vollmondnacht im Januar, erscheint sie um Mitternacht im Park des Schlosses, in dem Tino mit seinem Vater und seinem Bruder lebt, um für ihre Königin Früchte von einem Baum zu holen, der nur in dieser einen Nacht Knospen hat, blüht und goldene Früchte hervorbringt.
Um zum Schloss der Zeit zu gelangen, braucht Tino Flautino nicht nur Geduld und Ausdauer, sondern auch die Hilfe der Mondmutter, die am Ende der Welt wohnt, des Sonnenvaters, des Abendsterns und der vier Winde, die im Schloss der Zeit jeweils ein eigenes Fenster haben, durch das sie ein- und ausgehen können. Als er nach langer beschwerlicher Reise, abgerissen und zerlumpt, mit Hilfe des Herbstwindes endlich dort ankommt, wird er von der Wache sofort in den Kerker geworfen. Doch ein Geschenk der Mondmutter hilft ihm.
In der Schatulle, die sie ihm mit auf seinen Weg gegeben hatte und die er nur in wirklich großer Not öffnen darf, liegt eine winzig kleine Flöte. Die Musik, die er darauf zu spielen beginnt, öffnet ihm die Tür zum Thronsaal der Königin und schließlich auch ihr Herz. Sie lässt ihn mit der Prinzessin ziehen unter der Bedingung, dass er ihr jedes Mal bei Vollmond auf seiner Flöte ein Ständchen spielt und die Prinzessin ihr in der ersten Vollmondnacht jeden Jahres die goldenen Früchte vom Baum im Park bringt. Aber das muss natürlich ein Geheimnis zwischen ihnen bleiben.
Das Herz ihrer kleinen und großen Konzertbesucher gewannen Christoph Gotthardt und Maurice Steger mit ihrem phantasievollen Märchen und ihrer wunderschönen Musik ebenfalls, zumal die Kinder eigene Einfälle und Ideen mit einbringen konnten. So wollte der Blockflötist beispielsweise von ihnen wissen, was typisch und besonders für die vier Jahreszeiten ist. Ihre überzeugenden, manchmal auch überraschenden Antworten ließ er dann in seine Musik einfließen.
Kinder und Eltern lernten wiederum, dass man die Temperatur seiner Atemluft ändern kann, je nachdem, wie man den Mund spitzt oder die Backen aufbläst. Und kalte oder warme Luft hat beim Flöteblasen deutliche Auswirkungen auf den Klang einer Blockflöte, demonstrierte ihnen Maurice Steger.
Dass bei diesem Classic for Kids-Konzert im Schlosshotel angesichts der Corona-Pandemie besondere Hygienevorschriften eingehalten werden mussten, Kinder und Eltern beieinander saßen, zu den anderen Familien aber ausreichend Abstand halten und die Eltern während des Konzerts Masken tragen mussten, war zwar ungewohnt, tat aber dem Spaß und Vergnügen an dem unterhaltsamen, lehrreichen und spannenden Nachmittag keinen Abbruch, für den sich Groß und Klein bei den Künstlern mit lang anhaltendem Applaus bedankten.