Bürgermeisterkandidaten trotzen der Kälte und stellen sich den Fragen

em werden die Kronberger Bürger am 1. November ihr Vertrauen aussprechen, Kronberg voranzubringen? Moderator Steffen Moldenhauer (links) führte die Bürgermeisterkandidatin Kristina Fröhlich und die beiden Bürgermeisterkandidaten Christoph König (Zweiter von links) sowie Andreas Becker (CDU) locker durch die Diskussionsrunde, fühlte ihnen aber hin und wieder auch auf den Zahn. Fotos: Bommersheim

Kronberg (mw) – 120 Bürger trotzten dem Kälteeinbruch und waren der Einladung des Kronberger Boten zur Podiumsdiskussion unter den Marktarkaden auf den Berliner Platz gefolgt. Immerhin dürften bei der anhaltenden Luftfeuchtigkeit nur wenige Aerosole durch die Luft geschwebt sein, und Platz war bei 150 gestellten Stühlen zwischen den politikinteressierten Bürgern genug. Nur leider war man nach der ungewöhnlich langen Sonnenperiode die kalten Temperaturen noch nicht gewohnt. Selbst bei wetterfester Ausrüstung blieb es kalt und feucht unter den Marktarkaden, sodass sich der eine oder andere Gast gerne eine etwas hitzigere Diskussion auf dem Podium gewünscht hätte.

Nach der Begrüßung der Gäste – unter ihnen Bürgermeister Klaus Temmen und seine Gattin – durch den Geschäftsführer des Verlagshauses Taunus Medien GmbH, Alexander Bommersheim, stellten sich die drei Kandidaten Kristina Fröhlich (FDP), Andreas Becker (CDU) und Christoph König (unabhängig) den Fragen von Steffen Moldenhauer, der die Veranstaltung moderierte. Moldenhauers frühes politisches Interesse gipfelte im Jahr 2014 in seiner Kandidatur als Bürgermeister seiner Geburtsstadt Neuenbürg im Nordschwarzwald. Seine Motivation, gegen den etablierten Amtsinhaber anzutreten, war wie folgt: „Demokratie braucht die Auswahl zwischen Kandidaten und Konzepten und den Diskurs mit den Wählern!“ Bevor er die Kandidaten einlud, sich kurz vorzustellen, verriet er: „Ich bin dann auch nicht Bürgermeister geworden, aber ich stand selbst schon einmal da oben auf der Bühne und habe erfahren, wie sich das anfühlt.“

Persönliche Eignung

„Was macht mich persönlich aus als Bürgermeister?“, lautete seine erste Frage an die drei, „Wo sehen Sie Ihre persönliche Eignung und Motivation?“

CDU-Kandidat Andreas Becker verwies auf seine Vita: „Seit meinem dritten Lebenstag bin ich in Oberhöchstadt zuhause.“ Becker lebt dort heute mit seiner Ehefrau und seinem 13-jährigen Sohn, ist Dipl. Verwaltungs- und Betriebswirt, in der Kommunalpolitik seit 25 Jahren. „Bei der Bundeswehr bin ich zum Feldjäger-Unteroffizier ausgebildet worden“, ergänzte der 49-Jährige und vergaß nicht, sein Ehrenamt zu erwähnen, 25 Jahre lang als Vorsitzender des Stadtjugendrings beispielsweise. Außerdem sei er aktiv in der katholischen Kirchengemeinde Oberhöchstadt. Becker verwies nicht ohne Stolz auf seine leitende Position als Fachstellenleiter im Bereich Finanzen im Wetteraukreis. „Wir haben 20 Mitarbeiter in der Abteilung und ein Auftragsvolumen von 450 Millionen Euro.“ Das seien „beste Voraussetzungen“, die Stadt Kronberg zu leiten, fand er.

Christoph König wollte es kurz halten: „Ich bin 54 Jahre, Jurist und seit zehn Jahren Familienrichter am Amtsgericht Königstein“, sagte er. Kronberg stehe vor einigen herausfordernden Aufgaben. Das seien die sichtbaren Folgen des Klimawandels, die Tatsache, dass Normalverdiener in der Stadt kaum noch eine bezahlbare Wohnung finden würden und der Strukturwandel, der bei den Einzelhändlern bereits seine Spuren hinterlassen habe. „Diesen Herausforderungen will ich mich stellen“, so König, der sich hierbei „als Motivator und Unterstützer“ versteht, um Prozesse anzustoßen und verschiedene Gruppen zusammenzubringen. „Das kann ich gut, deshalb stelle ich mich zur Wahl“, befand der unabhängige Kandidat, der von SPD, Grünen und der UBG in seiner Kandidatur unterstützt wird.

Die FDP-Kandidatin Kristina Fröhlich fragte in die Runde: „Was sind denn eigentlich die Aufgaben einer Bürgermeisterin?“, um die Frage gleich selbst zu beantworten. „Ich verstehe mich als Dienstleisterin für die Bürger.“ Konkret bedeute das, „den Bürgern zuzuhören, sie zu verstehen und schließlich zu handeln“, zeigte sie sich bereit, sogleich „gemeinsam“ loszulegen.

2026: Was haben Sie erreicht?

Moldenhauer, der als Neutraler von außen auf die Stadt Kronberg blickte, Taunus und Kronberg jedoch gut kennt, nahm die drei Kandidaten auf eine Reise mit in die Zukunft: „Es ist der 1.11.2026. Ihre Wiederwahl steht an.“ Er fragte in die Runde: „Was haben Sie in Ihrer ersten Amtszeit für Kronberg erreicht? Warum sollten die Bürger Sie wiederwählen?“ König antwortete zuerst: „Wir haben das Trinkwasserproblem im Griff, bewirtschaften unseren Wald naturnaher, haben städtische Wohnungen zu normalen Preisen gebaut und vermietet. Davon gehe ich aus.“ Hierfür sieht er sich als Planer und Koordinator „für einen noch lebendigeren Ort mit vielfältigem kulturellen Leben!“

Auf die Frage, wie das alles zu finanzieren sei, antwortete König: Der Haushalt sei derzeit ausgeglichen und die Stadt in der Lage, die Investitionen, die sie angestoßen hat, auch zu finanzieren. Natürlich seien Prioritäten zu setzen: Die sieht der unabhängige Bürgermeisterkandidat beim Klimawandel, dem Wohnungsbau und der Weiterentwicklung des ÖPNV.

Kristina Fröhlich versuchte sich bei ihrer Antwort auf die Frage nach 2026 mit einem virtuellen Spaziergang durch die Stadt, Richtung Bahnhof: „Ich komme zum Bahnhof hinunter und sehe da Leben unten am Casals Forum, und es gibt dort Wohnraum, der bezahlbar ist“, skizzierte sie. „Das müssen wir zugegebenermaßen anpacken.“ Deshalb sei am wichtigsten, dass es im Jahr 2026 keiner Interessengemeinschaften wie der IG Guaitapark oder der IG Roter Hang etc. mehr bedürfe, da Bürger, Magistrat und Stadtverordnete zusammenstehen. „Das ist der wichtigste Punkt, das müssen wir schaffen“, meinte sie.

CDU-Kandidat Becker freute sich auf seine Wiederwahl am 1.11.2026: „Ich möchte, dass wir dann immer noch eine Stadt im Grünen haben, in der wir uns alle wohlfühlen.“ Er habe kein Interesse an einer Stadt mit 22.000 Einwohnern, auch wenn das eine höhere Gehaltsstufe für den Bürgermeister bedeute. Wichtig seien hingegen eine sichergestellte Wasserversorgung, eine bürgerfreundliche Verwaltung, sicherere Schulwege und mehr Sicherheit für die Bürger. „Es gibt Bürger, die fühlen sich nicht sicher in Kronberg, da müssen wir gegensteuern“, meinte er. Seine Vision: „Der Bürgermeister hat die Stadt auf einen guten Weg gebracht, ihn wollen wir wiederwählen!“

Die ersten 100 Tage nach der Wahl?

„Wie sehen Ihre ersten 100 Tage nach Ihrer Wahl zum Bürgermeister aus?“, fragte Steffen Moldenhauer in die Runde. „Und was sind die ersten Pflöcke, die Ihren Weg als Bürgermeister markieren?“

Kristina Fröhlich erinnerte sich an ihre eigene Ausbildungszeit zur Industriekauffrau und entschied sich, zunächst einmal die eigene Verwaltung kennenlernen zu wollen. „Ich werde die einzelnen Dezernate tage- und wochenweise besuchen und beispielsweise im Sozialamt oder Bürgerbüro einige Tage selbst mitarbeiten, um die Abläufe zu verstehen“, kündigte sie an.

Christoph König will sehen, dass es vorwärts geht innerhalb der Stadt und dazu herausarbeiten, wen er hat und wo wer mitmachen will. „Ich will die Menschen mitnehmen“, sagte er und erinnerte: „Es ist bereits beschlossen, dass wir einen Klimamanager und einen Stadtmarketingmanager einstellen.“ Nun seien die Stellen dringend zu besetzen und zum Laufen zu bringen. „Ich will vorne stehen und die Fäden zusammenhalten, damit es vorwärts geht“, so König.

Andreas Becker kündigte einen „Kassensturz“ an, wenn er im Amt sei, um zu schauen, was es an offenen Forderungen gebe. Außerdem wolle er die zehn wichtigsten Gewerbesteuerzahler besuchen, um sich ein Bild zu machen von ihrer aktuellen Situation in der Coronakrise. Er hoffe auf „grundsolide, gesunde Unternehmen“, sagte der CDU-Kandidat. Als Nächstes wolle er eine Vorlage erstellen, um die Straßenbeiträge abzuschaffen. „Ich hoffe hierfür auf eine politische Mehrheit.“ Außerdem wolle er – auch in den kommunalen Außenstellen wie beispielsweise den Kitas – die Mitarbeiter kennenlernen und schauen, „wo der Schuh drückt“.

Coronakrise als Chance?

Moderator Moldenhauer nutzte Beckers Ausführungen zur Überleitung, um die Bürgermeisterkandidaten zu fragen, was sie „aus Corona gelernt haben, welche Herausforderungen und Aufgaben sie lokal sehen, die es zu meistern gilt“.

Dem unabhängigen Kandidaten König ist als Positivtrend aufgefallen, dass die Bürger sich auf Kronberg als Einkaufsmöglichkeit zurückbesinnen. „Das ist jetzt positiv zu vermarkten, dass die Kronberger Einzelhändler und Gastronomen wieder mehr im Blickfeld der Bürger sind.“ Stadt und Gastronomie seien der Krise sehr kreativ begegnet. Trotzdem sieht König im Herbst und Winter „große Probleme auf die Gastronomen zukommen“, hier sei man als Stadt ebenfalls gefordert, Lösungen zu suchen, um die Gastronomen zu unterstützen.

Für Kristina Fröhlich liegt die Stärke in der Coronakrise auf der Rückbesinnung auf Freundschaften und Kontakte. Ein weiterer positiver Trend für sie: die klare Entwicklung hin zum Homeoffice.

„Es werden bei vielen Unternehmen in Zukunft nicht mehr als ein bis zwei Unternehmenstage für die Mitarbeiter übrig bleiben“, sagte sie aus eigener Erfahrung mit ihren Kunden die Entwicklung voraus.

Deshalb habe sie auch ein Gespräch mit Accenture nächste Woche, um dort die Sachlage in Erfahrung zu bringen. „Das ist eine Chance für Kronberg darüber wieder Platz für Gewerbe zu finden. Diese Chance müssen wir uns erhalten“, betonte sie. Dazu sei jedoch der Ausbau eines Glasfasernetzes als Grundlage für die Digitalisierung unerlässlich. Den will sie möglichst „proaktiv“ vorantreiben und sich mit Nachbarkommunen ggf. zusammenschließen, um die Verlegung eines Glasfasernetzes angehen zu können.

König zeigte sich vom „Homeoffice als Chance“ noch weit entfernt: Hierzu fehlten oftmals sowohl technische als auch räumliche Voraussetzungen, wenn beispielsweise Zuhause beengte Verhältnisse herrschten, mehrere kleine Kinder zu betreuen seien und auch die Schule noch weit entfernt sei von der Realisierung einer Digitalisierung. „Hier sehe ich trotz Versprechungen noch keine substanzielle Verbesserung.“

CDU-Kandidat Becker bemerkte dazu, dass das Land Hessen den Schulen viel Geld für die Digitalisierung gegeben habe. Das sei auch gut, aber es gebe auch an anderen Stellen was zu tun, beispielsweise bei „sichereren Schulwegen, da können wir ansetzen“.

Wirtschaftsförderung – Ansiedlung neuer Firmen?

Moldenhauer wollte von den drei BM-Kandidaten weiter wissen, wo sie Impulse in der Wirtschaftsförderung in Krisenzeiten und generell setzen wollen, damit Kronberg wettbewerbsfähig bleibt und sich auch neue Betriebe ansiedeln oder bestehende sich vergrößern können.

König skizzierte kurz die Sachlage Kronbergs: „Ja, wir haben Unternehmen, die Flächen suchen, aber wir haben wenig Flächen.“ Den Kronberger Hang als mögliches neu zu entwickelndes Gewerbegebiet anbieten zu können, setze ein zähes langwieriges Verfahren voraus, das bereits angestoßen wurde und an dem man dran bleiben muss, noch sei dort jedoch keine Gewerbefläche arrondiert. Deshalb könne aktuell nur durch Verdichtung und durch Zusammenlegung von Flächen, beispielsweise in Oberhöchstadt Süd, Raum für Gewerbe geschaffen werden. „Die größte Hoffnung für die Innenstadt sehe ich im Zusammenbringen von Einzelhandel, Tourismus und Kultur“, befand König, der hierzu auf die Ergebnisse aus dem Integrierten Stadtmarketing-Konzept verwies, das der Stadt Kronberg viele Stärken bescheinigt, die es zu vernetzen gelte.

Andreas Becker fand es viel wichtiger, die Handwerker endlich mit dringend benötigten Erweiterungsflächen auszustatten. Auf die Frage, wo diese denn liegen sollten, zählte er als mögliche Bereiche den Kronberger Hang, den Bereich Am Auernberg (schräg gegenüber von Accenture), Oberhöchstadt Süd und die Westerbachstraße mit dem städtischen Bauhofgelände auf.

Die FDP-Kandidatin Fröhlich verwies darauf, dass es für sie keine Entscheidung für Unternehmen oder Handwerksbetriebe gebe, sondern dass für beide Platz geschaffen werden sollte. Dafür müsse über die Grenzen der Stadt hinaus gedacht und mit Eschborn verhandelt werden, denn die Flächen Am Auernberg beispielsweise würden schnell in Eschborner Gemarkung enden. Dort und am Kronberg Hang sieht sie Möglichkeiten, wobei die Handwerker die „A-Lage“ am Kronberger Hang womöglich nicht bezahlen könnten, aber vielleicht die B-Lage. König betonte in diesem Zuge, dass „nicht vorschnell A- und B-Lagen festzulegen“ seien. Im Übrigen betonte er nochmals, dass diese Flächen im regionalen Flächennutzungsplan „ausgewiesen werden sollen“, jedoch „noch nicht bevorratet sind!“ Die größte Chance, langfristig überhaupt Gewerbeflächen anbieten zu können, sah er allerdings ebenfalls am Kronberger Hang. Und da der „Gewerberiegel“ nicht bis zum Sodener Stock herangeführt würde, müsse man auch nicht befürchten, Kronbergs grünes Entrée zu verbauen, sagte er.

Fröhlich jedenfalls will „hartnäckig bleiben“, um in der Entwicklung Kronbergs voranzukommen. Becker meinte, dass die Zusammenarbeit mit mehreren CDU-Bürgermeistern in der Umgebung ihm bei diesen Aufgaben helfen könne. „Das öffnet Türen, gemeinsam kommen wir voran“, so sein Tenor. Das veranlasste Christoph König zur Bemerkung, dass für die Kooperation der Städte miteinander „nicht die Partei-Couleur ein Entscheidungskriterium sein sollte und in der Vergangenheit auch nicht war!“

Verkehrskollaps – wie verhindern?

Derzeit schmälert die Coronakrise den Stau hinaus nach Frankfurt, weil nach wie vor viele Menschen von zuhause aus arbeiten. Doch Moderator Moldenhauer wollte von den Anwärtern aufs Erste Amt der Stadt Kronberg wissen, wie sie den Verkehrskollaps zukünftig verhindern wollen.

Hierbei setzte Fröhlich auf einen „Mobilitätsmix“, wie sie sich ausdrückte. „Ich verteufle niemanden, der Auto fährt, will aber die Fahrradwege ausbauen, Raum für E-Bikes und Verkehrsknotenpunkte an den Bahnhöfen schaffen.“ Der Stadtbus sei beim Mobilitätsmix das „heißeste Thema“, bekundete sie, da „mehr Busse nicht unbedingt mehr Fahrer bedeuten“. Die FDP betreibe hier eine tiefergehende Analyse, die in zwei Wochen vorliegen werde und mehr Aufschluss gebe, versprach sie. In jedem Fall sei die Mobilität ein sehr vernetztes Thema, bei dem die verschiedenen Angebote ineinander greifen und so auch in ihrer direkten Verzahnung zu betrachten seien.

Andreas Becker kamen bei allen Betrachtungen die Fußgänger zu kurz; die dürfe man nicht vergessen, betonte er, genauso wenig wie das Thema „Anbindung der Seniorenwohnheime an das öffentliche Verkehrsnetz“. Allerdings kann auch Kronberg jeden Euro nur einmal ausgeben. Das Stadtbussystem muss sich auch rechnen“, so seine Überzeugung, die konträr zu der Königs stand: König nämlich bezeichnete den ÖPNV als „wichtige Infrastrukturmaßnahme“. Dieser sei eigentlich ein Bereich der Sozialpolitik, wenn nämlich Menschen beispielsweise aus Kronberg Nord, dem Tal oder der Waldsiedlung ohne Auto vom öffentlichen Verkehrsnetz abgeschnitten seien. „Es gilt, für alle Menschen hier ein bedarfsgerechtes und attraktives Angebot vorzuhalten, nicht nur für die Pendler.“ Zu einem solch verlässlichen Angebot gehört seiner Überzeugung nach ein Stadtbus auch am Wochenende, eine S-Bahn im 15-Minuten-Takt, auch wenn das noch Zukunftsmusik sei, und ein 261-Bus im 15-Minuten-Takt. Zur Mobilität gehöre natürlich genauso das Fahrrad, der Fußgänger und der Autofahrer, und es gelte, alle Verkehrsmittel gut miteinander zu vernetzen. Der Radfahrer komme beispielsweise nur dann mit dem Rad zum Bahnhof, wenn er dort eine sichere Möglichkeit finde, es abzuschließen oder gar aufzuladen und Bus und Bahn im Anschluss auch tatsächlich pünktlich starten würden.

Bürgerrunde – Diskurs Finanzen

Nach so vielen angesprochenen Themen sollten auch die Bürgerfragen nicht zu kurz kommen. Diese fokussierten sich schließlich auf Beckers Aussage, einen „Kassensturz“ machen zu wollen, und seine Ankündigung, die Straßenbeiträge abzuschaffen. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Walther Kiep verwies darauf, dass der amtierende Bürgermeister es bei den Haushaltszahlen nicht an Transparenz missen lasse, sich das aber bei Becker so anhören würde, als würde genau diese fehlen. Kristina Fröhlich warf in die Runde, eine solche Entscheidung erfordere Weitblick. Es sei davon auszugehen, dass die nächsten zwei Jahre keine strukturstarken würden. „Wir brauchen einen Puffer, wir können doch jetzt keine Straßenbeiträge abschaffen. Das ist keine verlässliche Politik“, wetterte Fröhlich. „Das ist unerträglich!“ Becker konterte, er könne nichts daran ändern, wenn ihr das nicht gefalle. „Ich will sie aber abschaffen.“ Sie seien ungerecht, verwaltungsintensiv und oftmals existenzgefährdend. Ein von Straßenbeiträgen betroffener Bürger stellte Beckers Rechnung infrage, der Haushalt würde davon gerade mal jährlich mit 200.000 Euro im Ergebnis belastet, schließlich würden Straßenbaumaßnahmen doch deutlich mehr kosten. Christoph König warb in diesem Zuge für wiederkehrende Straßenbeiträge, die gerechter seien, da für die Bürger einfacher zu finanzieren, und der FDP-Stadtverordnete Dietrich Kube untermauerte den Einwurf des Bürgers, indem er fragte, wie denn die zu veranschlagende halbe Million Euro für Straßensanierungen pro Jahr finanziert werden sollte. „Sie erzeugen hier einen Eindruck, den Sie gar nicht halten können. Das sind jedes Jahr eine halbe Million Euro mehr auf die bestehenden Schulden!“

Kronberg – Kulturstadt, wie geht es hier weiter?

Nach diesem Exkurs ins Haushaltseinmaleins lenkte Moldenhauer den Blick noch einmal in eine ganz andere Richtung, nämlich zur Kultur und zum Cello. Letzteres erklang zum selben Zeitpunkt bei Konzerten der Kronberg Academy in der Stadthalle und gehört für Moldenhauer zu Kronberg unmittelbar dazu. „Kronberg – Kulturstadt, wie geht es hier weiter?“, fragte er in die politische Runde.

Ab hier wurde es für die Kandidatin und die Kandidaten, vor allem aber für das Publikum, schwierig, zu folgen, da dem Mikrofon die Feuchtigkeit wohl nicht gefiel und es schließlich seinen Dienst einstellte. Dennoch hielt Kristina Fröhlich mit lauter, fester Stimme noch schnell fest: „Ja, die Kronberg Academy gehört zu Kronberg“. Aber sie mache vielleicht 10 Prozent der Kultur aus, daneben gebe es viele weitere kulturelle Schätze, die weitgehend über ein breit angelegtes Ehrenamt funktionierten, wie Burg, Malermuseum etc. Kronberg verfüge über viele Schätze, die bereits bekannt und auch gefördert würden, sagte sie. Leider jedoch hätten viele der Vereine Nachwuchssorgen. Deshalb will sie an die Neubürger aktiv herantreten und sie beispielsweise über den Neubürgerempfang auffordern, das Ehrenamt in Kronberg durch Mitmachen zu stärken, kündigte sie an.

Christoph König erinnerte daran, dass die vielfältige Kultur genau das sei, was Kronberg von anderen Städten abhebe. „Sie ist unser Alleinstellungsmerkmal, deshalb müssen wir sie stärken.“ Diesen Schluss habe auch Dr. Eggers in seinem Integrierten Stadtmarketing-Konzept gezogen. „Ich glaube, dass Kronberg sich mit seinen kulturellen Angeboten noch stärker profilieren kann.“ Damit spannte König den Bogen zu dem, was er anfänglich beim Thema Stadtmarketing bereits betont hatte: „Es geht hier um die Verwebung der Bereiche Kultur, Tourismus und Einzelhandel!“

„Cello ist ein Pfund, mit dem man wuchern kann!“, bekundete Andreas Becker. Das wesentlich Wertvolle sei in Kronberg aber das Ehrenamt und damit die Arbeit aller Vereine. Und Kronberg habe noch andere kulturelle Pfunde wie beispielsweise das Kronberger Kino, das ein tolles Programm mitten in der Stadt anbiete. Schließlich lud er die Bürger schnell noch zu seiner eigenen kulturellen Veranstaltung – einem Spaziergang zum jüdischen Friedhof – ein.

Was soll ich mir ansehen?

Inzwischen war auch dem letzten Gast kalt geworden, sodass Steffen Moldenhauer kurz vor 12 Uhr die Diskussionsrunde mit der Frage schloss: „Was soll ich mir anschauen, wenn ich als Besucher in die Stadt komme?“

Die prompte Antwort von Kristina Fröhlich lautete: „Das lebendige Rathaus!“ Hier wolle sie ansetzen als Bürgermeisterin, das Gespräch suchen mit den Bürgern, Nähe zwischen der Verwaltung und den Bürgern herstellen.

Andreas Becker wollte die Gäste lieber durch alle drei Stadtteile schicken: „Jeder der drei kleinen Stadtteile ist anders, erst, wenn Sie alle drei kennen, kennen Sie Kronberg“, sagte er.

Christoph König will seine Gäste auf eine der vielen Kulturveranstaltungen einladen. „Hier kann man Kronberg am besten erleben, wie beispielsweise vor einigen Wochen im Victoriapark. Dort wurde kurzerhand ein buntes Kulturprogramm angeboten, das fanden die Menschen toll.“

Weitere Artikelbilder



X